Das München-Komplott
daran, dass irgendeiner der Verantwortlichen in Deutschland jemals zur Rechenschaft gezogen wird.«
Zu seinem Erstaunen schien Merkle bei diesem Satz zu lächeln. Ein wenig nur, aber Dengler war sich sicher, dass es ein zufriedenes Lächeln gewesen war.
»Dann brauchen wir hier auch nicht weiterzureden«, sagte Merkle, stand auf und ging grußlos aus dem Raum.
»Ist das nicht schrecklich?«, sagte Gisela Hermann, und Tränen traten ihr in die Augen.
»Wir müssen uns jetzt auf die Stasi-Akten konzentrieren«, sagte der Anwalt. »Dort finden wir vielleicht einen Anhaltspunkt …«
Den Rest hörte Dengler nicht mehr. Auch er verließ das Anwaltsbüro, nachdem er einen Abschiedsgruß gemurmelt und die Tür leise hinter sich zugezogen hatte.
Niemand spricht über Betty
Olga war immer noch nicht da. Sie hatte ihm eine SMS geschickt, dass sich ihre Rückkehr verzögerte. Ihrer Mutter ginge es wieder schlechter.
Er machte mit Martin Klein lange Spaziergänge. Sie redeten wenig, und niemand sprach über Betty.
Mario hatte begonnen, eine neue Puppe nach Denglers Maßen zu bauen, und meldete sich nur selten. Leo war für die Zeitung auf einer Dienstreise in Wales.
Das Arsenal des BKA schickte eine Mail, dass er das abhörsichere Handy bitte wieder zurückschicken solle.
Dengler legte die CD-Rom in den Computer, die ihm Dr. Schneider gegeben hatte.
Klaus Nauber 1939–2008
Geboren in Augsburg
1961 Eintritt in die Bundeswehr
1963 Leutnant der Artillerie
Generalstabslehrgang in Hamburg, Jahrgangsbester Auszeichnung mit dem General-Heusinger-Preis
Weitere Verwendungen:
Batteriechef beim 135. Panzerartilleriebataillon in Lahnstein
G3 Offizier bei der Panzerbrigade 15
Leiter Artillerieschule in Idar-Oberstein
Kommandeur der Panzerbrigade 30 in Ellwangen
Brigadegeneral mit einer Verwendung im Bonner Verteidigungsministerium
Versetzung ins Allied Clandestine Committee der Nato in Brüssel
Heeresinspekteur
Dann Nato, Mitglied im Militärausschuss
Seit 1999 pensioniert
Das war nicht viel. Da hatte jemand sich wenig Mühe bei den Nachforschungen gemacht. Aber er hatte ohnehin schon einige Zeit nichts mehr von der Staatssekretärin gehört. War sie noch interessiert?
Etwas stimmte nicht. Er las noch einmal den Lebenslauf des Generals und ärgerte sich über die wenigen Informationen. Noch nicht einmal Jahreszahlen waren angegeben. Trotzdem stand dort eine wichtige Information. Welche? Er las die wenigen Zeilen noch einmal.
Dann rief er Dr. Schweikert an.
»Dengler hier. Dr. Schweikert. Sie erzählten mir doch von dem Gremium, das die geheime Gladio-Organisation steuerte. Wie hieß dieses Gremium?«
»Es ist nur eine Vermutung gewesen, Dengler. Wir nahmen damals an, dass die Amerikaner das steuern, über die Nato, und zwar über das Allied Clandestine Committee in Brüssel.«
»Ich danke Ihnen.«
»Haben Sie etwas gefunden?«
»Ich weiß es noch nicht.«
Er recherchierte im Internet. Es gab wenig über dieses Committee . Er versuchte es auf der offiziellen Homepage der Nato: Your search did not match any documents .
»Georg Dengler hier, bitte verbinden Sie mich mit Dr. Schneider.«
»Georg, hier ist Marlies. Ich habe von deinem Abenteuer im Stuttgarter Hafen gehört. Dr. Schneider hält große Stücke auf dich. Ich ja auch. Aber das weißt du ja. Leider …«
»Kann ich deinen Chef sprechen?«
»Nein. Er ist unterwegs.«
»Frag ihn doch bitte, ob er mir die Namen der Mitglieder eines Nato-Gremiums besorgen kann. Und zwar des Allied Clandestine Committee zu der Zeit, als Klaus Nauber Mitglied in diesem Komitee war.«
»Das ist doch der pensionierte General, der in New York erschossen wurde.«
»Genau der.«
»Mensch, Georg, sei nur vorsichtig.«
»Immer, Marlies, immer.«
»Und wann besuchst du mich?«
Dengler lachte und legte auf.
Dr. Schneider rief am nächsten Tag an.
»Was interessiert Sie denn an dem Fall Nauber? Es war ein Versehen. Die amerikanische Bundespolizei hat den Fall damals untersucht.«
»Haben Sie herausgefunden, wer damals in dem Komitee saß?«
»Allerdings. Es war nicht einfach. Aber als BKA-Präsident erfährt man dann doch einiges, wenn man will. Es waren vier Personen. Leiter war, wie sollte es anders sein, ein amerikanischer General. Dann gab es einen Deutschen, Klaus Nauber, einen Italiener und einen Türken. Alles Generäle.«
»Wie geht es ihnen?«
»Mir?«
»Nein. Diesen Generälen?«
Schweigen.
»Drei davon sind tot. Nur der Türke lebt noch.«
Schweigen.
»Dengler,
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