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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Universums nimmt mit der Zwei-Drittel-Potenz der Zeit ab.« Er hielt inne, und als er wieder zu sprechen anhob, 296
    schwang selbst in seiner Stimme Ehrfurcht mit. »Die Daten sind uneinheitlich. Die Software-Kollegen hier stimmen aber mit mir überein, dass wir uns ungefähr zehn hoch vierzehn Jahre in der Zukunft befinden. Das sind … äh … hundert Billionen Jahre – im Vergleich zum jetzigen Alter des Universums, das knapp zwanzig Milliarden Jahre beträgt, sind wir ungefähr fünftausend Mal so weit in der Zukunft wie heute.« Er nickte, als ob ihn das irgendwie befriedigen würde.
    Die Zahlen kamen Emma ungeheuer vor. »Das übersteigt mein Vorstellungsvermögen«, gestand sie.
    Cornelius schaute sie tadelnd an. »Dann will ich es Ihnen so er-klären. Die Zehnerpotenzen sind Vergrößerungsfaktoren. Mit jeder weiteren Zehnerpotenz blenden Sie eine Ebene aus und verkleinern alles. Verstehen Sie? Dieses zukünftige Universum ist so alt, dass unsre ganze Weltgeschichte – von ihrer Entstehung bis zum heutigen Zustand – sich zu dieser Wüste der Zeit so verhält wie, sagen wir, Ihr Geburtstag zu Ihrem ganzen Leben.«
    Malenfant schaute konsterniert und schmallippig und schüttelte nur den Kopf.
    »Dann ist das also das Ende«, sagte Emma. »Das Ende allen Lebens.«
    »O nein.« Cornelius klang überrascht. »Überhaupt nicht.« Er wies auf die helleren Lichtkonzentrationen am Rand des galaktischen Leichnams. »Das scheinen normale Sterne zu sein: Sie sind klein und einheitlich, strahlen aber alle noch im sichtbaren Spektrum.«
    »Wie ist das möglich?« fragte Malenfant. »Sie hatten doch gesagt, dass die ganze Sternenmaterie aufgebraucht sei.«
    »Das wäre sie auch, bei natürlichen Abläufen«, sagte Cornelius.
    »… Aha. Dann sind diese Sterne also nicht natürlich.«
    »Das ist richtig.« Cornelius wandte sich mit einem Funkeln in den fahlen Augen Emma zu. »Verstehen Sie? Irgendjemand muss 297
    das restliche Medium sammeln und daraus künstliche Geburts-Wolken formen. Selbst in dieser fernen Zukunft kultiviert noch irgendjemand die Galaxis. Ist das nicht wundervoll?«
    »Wundervoll? Das Wrack der Galaxis?«
    »Doch nicht das. Die Existenz der Unterlaufbewohner. Und sie brauchen noch immer Sterne und Planeten, Wärme und Licht. Sie sind noch immer wie wir, unsre Nachfahren. Vielleicht erinnern sie sich sogar noch an uns.« Er rieb sich das Gesicht. »Aber diese Sterne sind klein und kalt. Ausgelegt auf eine lange Lebensdauer. Ihre Welten müssen dicht gedrängt sein – wahrscheinlich gravitational verankert, sodass eine Seite dem Licht zugewandt ist, und die andere der Dunkelheit…«
    »Gütiger Gott, Cornelius«, sagte Malenfant. »Das sind aber küh-ne Schlussfolgerungen aus einem unscharfen Bild.«
    »Darüber denke ich schon mein ganzes Leben lang nach«, sagte Cornelius. »Ich mache mir Gedanken über das Überleben der Menschheit und intelligentes Leben in der fernen Zukunft. Gedan-kenspiele gegen einen unerbittlichen Gegner – die Zeit – und mit den Gesetzen der Physik als Spielregeln. Und je weiter wir in die Zukunft schauen, desto stärker werden wir durch die Gesetze der Physik gebunden. Die Zukunft muss so aussehen.«
    Plötzlich wackelte die Abbildung.
    Die zerstörte Galaxis wanderte aus dem Bild und wich einem gleißenden Lichtschwall. Der Feuerkäfer schaltete den Rezeptor wieder auf sichtbares Licht, und die in hellem Schein liegende Ebene von Cruithne wurde abgebildet.
    Es fehlte jede Spur von der goldenen Blase. Der Feuerkäfer zog sie nicht mehr nach.
    »Die Sheena ist verschwunden«, sagte Malenfant spontan. »Sie muss wieder zum Portal gegangen sein.«
    »Mein Gott«, sagte Emma. »Sie versucht, nach Hause zurückzukehren.«
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    »Und dabei reist sie immer weiter in die Zukunft«, sagte Cornelius. Das Bild wackelte wieder, als der Feuerkäfer sich auf den Weg zum Portal machte. »Und wir müssen mit. Der Feuerkäfer weiß nicht, was er sonst tun soll.«
    Emma ballte die Hand zur Faust; so fest, dass die Nägel sich in die Handfläche gruben. »Ich habe genug gesehen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir eine Wahl haben«, sagte Malenfant grimmig.
    Das Portal wanderte aus dem Erfassungsbereich der Kamera, und erneut wurde Emma von dieser tiefen Schwärze, die schwärzer war als die galaktische Nacht, umfangen.
    Wieder leuchtete ein blauer Blitz auf.
    ■
    Ein anderer schwarzer Himmel, ein anderer Cruithne. Der unermüdliche Feuerkäfer krabbelte auf der Suche nach der Sheena weiter

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