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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Emma war tiefer als die intergalaktische Nacht.
    Und es gab keine Spur von Sheena.
    »Scheiße«, sagte Malenfant.
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    »Alles klar«, sagte Cornelius ungerührt. »Wir bekommen wieder ein Bild. Und ich empfange telemetrische Signale. Das ist es, was der Feuerkäfer sieht.«
    »Und wo ist die Sheena?« fragte Emma mit belegter Stimme.
    »Schwenken Sie die Kamera«, sagte Malenfant.
    »Ich versuch's«, erwiderte Cornelius. »Aber ich befürchte, dass die Verbindung zum Feuerkäfer abgerissen ist. Bedenken Sie, wenn er wieder das Portal durchquert hat, muss er eine zweite Einstein-Rosen-Brücke überquert haben. Es existiert keine Sichtverbindung mehr mit ihm. Es gibt nur noch eine Einweg-Kommunikation durch Feynman-Sender …«
    »Und was machen wir jetzt?«
    Cornelius zuckte die Achseln. »Wir warten. Der Feuerkäfer ist ein autonomes System. Er ist darauf programmiert, eigene Entscheidungen zu treffen und die Daten zu senden, zu denen er imstande ist.«
    Eine Schliere, ein verwaschener Lichtklecks lief über die Ecke des Bildschirms, bevor das Bild sich stabilisierte.
    Nun sah Emma eine zerklüftete schiefe Ebene, die sich zu einem stark gekrümmten, scharf konturierten Horizont erstreckte. Die Kraterwälle waren flach und erodiert, und Schatten liefen vom Blickpunkt weg.
    »Die Lichtverhältnisse sind zu schlecht, um Farben wiederzuge-ben«, sagte Cornelius.
    »Was ist die Lichtquelle?«
    »Suchscheinwerfer des Feuerkäfers. Wie Sie sehen, weisen die Schatten von uns weg. Aber durch die Suchscheinwerfer werden die Batterien schnell erschöpft. Ich weiß auch nicht, wieso es so dunkel ist…«
    »Cruithne wirkt älter«, sagte Emma. Der Feuerkäfer schwenkte die Kamera über eine leere Landschaft und schickte Schatten voraus. »Die Krater sind durch die Erosion so flach wie Untertassen.«
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    »Einschläge von Mikrometeoriten?« fragte Malenfant.
    »Das ist möglich«, sagte Cornelius. »Aber die Sandstrahl-Wirkung durch die Mikrometeoriten ist gering. Ich vermute, dass wir noch immer im intergalaktischen Raum sind. Die Materie ist hier draußen ziemlich dünn.«
    »Wie viel Zeit ist vergangen?«
    Cornelius seufzte. »Ich würde sagen, dass wir im Vergleich zum letzten Stopp um ein paar Größenordnungen weiter in die Zukunft vorgestoßen sind.«
    »Was ist eine Größenordnung für einen Physiker?« fragte Emma.
    Malenfant verzog das Gesicht. »Eine Zehnerpotenz.«
    Emma musste das erst einmal verarbeiten. Zehnmal siebenund-sechzig Millionen. Oder hundertmal oder tausendmal …
    Der Blickpunkt verschob sich. Die Landschaft erbebte, fiel zu-rück und kam wieder näher. Langsam wanderten mehr Merkmale – uralte, erodierte Krater – über den Horizont.
    »Der Feuerkäfer bewegt sich«, sagte Cornelius. »Gut.«
    »Die Sheena«, sagte Emma.
    Der Ball lag wieder auf Cruithnes Oberfläche und funkelte im Widerschein der Scheinwerfer des Feuerkäfers. Im Innern war ein Schatten erkennbar, der hin und her schwamm.
    »Unglaublich«, sagte Cornelius. »Ein Lebewesen über eine so gewaltige Zeitspanne zu sehen.«
    »Sie wirkt gesund«, sagte Emma. »Sie bewegt sich ganz normal und zeigt gute Reflexe.«
    »Wahrscheinlich für die längste Zeit«, knurrte Malenfant. »Der verdammte Wasserball wird mit Sicherheit gefrieren.«
    »Glauben Sie, dass sie begreift, was sie da sieht?«
    »Ich bezweifle es«, murmelte Cornelius.
    Bei genauerem Hinsehen erkannte Emma, dass die Schatten, die die Scheinwerfer auf die goldene Kugel warfen, nicht ganz dunkel 293
    waren. Die im Schatten liegenden Bereiche wurden von einem dunkelroten Glühen erhellt.
    »Da steht etwas am Himmel«, sagte sie. »Eine Lichtquelle.«
    Die Kamera schwenkte ruckend vom Cephalopoden weg. Die kraterübersäte Landschaft von Cruithne wanderte durchs Blickfeld.
    Dann verschwand die Landschaft, und das Bild wurde wieder dunkel.
    »Der Feuerkäfer hat die Kamera nach oben gerichtet«, sagte Malenfant. »Komm schon …« Und ein neues Bild schälte sich heraus.
    »Meine Güte«, sagte er.
    Zuerst erkannte Emma nur eine diffuse rote Schliere, in der sie einen etwas helleren zentralen Fleck wahrzunehmen glaubte. Die Schliere wurde von einem blutroten Lichtfluss umspült, der hier und da von trüben gelben Funken durchsetzt war. Dann zerfiel das Bild in klötzchenförmige Pixel, und sie fragte sich, ob die Schemen, die sie gesehen hatte, real oder nur ihrer Einbildung ent-sprungen waren.
    »Wir haben die Grenze der optischen Auflösung des Systems erreicht«, sagte

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