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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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durch das man die Hände steckte, worauf warmes und kaltes Wasser die Haut benetzte. Glücklicherweise gab es auch eine Duschgelegen-heit in Form eines Schlauchs und einer Düse, mit dem man den Körper in einer ziehharmonikaartigen Hülle bestrich. Auf den Vorhang war der eindringliche Hinweis aufgedruckt, ihn nach Gebrauch gründlich abzuspülen, um Schimmelbildung zu verhindern.
    Die Küche war ein überschaubarer Raum von der Größe eines handelsüblichen Gefrierschranks. Es gab fließend Kalt-und Warm-wasser, Serviertabletts, ein Sortiment Plastikgeschirr und -besteck sowie ein winziges Mikrowellengerät. An der Kombüsentür hing der komplette Speisezettel, von Apfelmus bis Truthahntetrazzini.
    Die dehydrierten Lebensmittelpakete wurden unter der Küche gelagert. Es gab Fleischscheiben mit Gewürzketchup und Bratensauce in Folien Verpackungen und Plastikdosen mit Abreißdeckeln. Da-zu ein paar Leckereien wie Schokoriegel, die sich laut Etikett ›in natürlichem Zustand‹ befanden. Es gab sogar einen Zapfhahn, aus dem Shit Cola floss, das Relikt eines längst abgelaufenen Sponsorvertrags. Sie nahm eine Tasse, eine Kugel mit einem Einlassventil und Nippel und zapfte probehalber etwas Shit. Das Beaufschlagen mit Kohlensäure schien nicht richtig zu funktionieren – das lag 357
    zweifellos an der geringen Schwerkraft –, und die Brühe schmeckte dementsprechend fad.
    Für die vierköpfige Besatzung gab es genügend Proviant für die zweihundert Tage im All: neunzig Tage hin, zwanzig auf dem Asteroiden und neunzig zurück. Sicher vermochte man die Vorräte im Notfall auch zu strecken, aber so wurde für die Mission ein überschaubarer Zeitrahmen gesteckt.
    Sie packte gerade die Vorräte aus der Startkonfiguration aus, als Malenfant sie zum Null-G-Deck rief. Sie warf einen Blick auf die Uhr und stellte überrascht fest, dass schon zwölf Stunden seit dem Start verstrichen waren.
    Sie hangelte sich die Leiter hinauf und ging zu Malenfant, der am Fenster stand. Er grinste und nahm ihren Arm. »Das willst du dir sicher nicht entgehen lassen. Gleich werden wir die Gravita-tionshilfe benutzen. Sie wird sogar zweimal verwendet…«
    Er berichtete über die Probleme, Cruithne mit seinem stark elliptischen und geneigten Orbit zu erreichen. Deshalb würde der Schub der Raketentriebwerke durch Gravitationsschleudern um den Mond verstärkt. Das Schiff würde um den Mond jagen, in Richtung Erde geschleudert werden und ein zweites Mal am Mond vorbei schießen. Weil die O'Neill dem Mond dabei etwas Bewe-gungsenergie stibitzte, würde er die Erde fortan einen Bruchteil langsamer umkreisen.
    Seine Worte gingen ihr zum einen Ohr hinein und zum andern wieder hinaus. Denn hinter dem kleinen gewölbten Fenster sah sie ein schwarz, grau und weißbraun getöntes Gebilde; ein Durcheinander aus Kurven und tintiger Schwärze glitt wie Öl durch ihr Blickfeld. Es war eine in Sonnenlicht getauchte Sichel, mit Kratern übersät und von Hügeln zerfurcht. In den Ebenen sah sie Felsbrocken wie Stecknadelköpfe aus Helligkeit, die lange, nadelfeine Schatten über den Boden warfen. Und die Sichel wuchs. Das Schiff 358
    flog in den Schatten des Mondes: auf den Terminator zu, die Linie zwischen Nacht und Tag.
    Die sonnenbeschienene Sichel wurde immer schmaler und zog sich dabei durch den Raum. Bald war sie zu groß, als dass man sie aus dem Fenster zu überblicken vermocht hätte, und sie beugte sich vor, um den Mond von einem Horn zum andern zu sehen.
    Schließlich verengte die Sichel sich bis zur Unsichtbarkeit, und sie flog über den dunklen Mond hinweg, der ein Loch in den Sternenhimmel riss.
    Sie wurde sich bewusst, dass sie die Luft anhielt. Die Geräusche des Schiffs, das Summen und Ticken der Geräte war in der majestätischen Stille des endlosen Dunkels geradezu ein Sakrileg.
    Plötzlich gab es eine Explosion aus Licht. Sie reckte den Hals, um etwas zu erkennen.
    Weit vor dem Schiff erhob die Sonne sich über den Mond. Eine Linie aus Feuer säumte den Horizont und stach durch die Berge und Kraterränder. Das Licht floh über die kahle Oberfläche, und die Berge und zerklüfteten Kraterwälle warfen Schatten mit einer Länge von vielen hundert Meilen. Die kleineren, jüngeren Krater waren Teiche aus Dunkelheit im hellen Licht.
    Sie schaute auf die Uhr. Es war früher Abend in Vegas. In diesem Moment, sagte sie sich, müsste ich eigentlich die Arbeit beenden und mir durch die Demonstranten einen Weg nach Hause bahnen …Stattdessen das

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