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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Arm.
    »Ich weiß«, sagte er mit belegter Stimme. »Nicht einmal die Apollo-Astronauten haben die Erde aus dieser Perspektive gesehen.
    Sie umkreisten die Erde ein paarmal, bis sie sich an den Weltraum gewöhnt hatten und zum Mond weiterflogen. Im Gegensatz zu uns; wir sind sozusagen gleich ins kalte Wasser geworfen worden.«
    Sie warf einen Blick auf das Uhr-Implantat. Genau in diesem Moment hätte sie einen Termin mit einem Investor von der Ostküste gehabt.
    Auf irgendeiner Ebene in der Tiefe des Bewusstseins spürte sie, dass das falsch war: nicht nur das ungesetzliche und unerwartete Handeln, sondern die gesamte Situation. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht hier sein sollte. Es mutete geradezu irreal an; sie hatte den Eindruck, als ob sie ein externer Beobachter wäre, der die Szene durch eine Glasscheibe betrachtete.
    Sie sollte nicht hier sein. Und doch war sie es.
    Die Erdsichel schrumpfte, rundete sich und erlangte eine räumliche Anmutung. Sie leuchtete in kräftigem Blau vor der leeren Schwärze des Raums und wirkte nun nicht mehr wie eine Welt, sondern wie ein Planet. Und sie fragte sich, ob es wirklich möglich war, dass alles Bewusstsein und Liebe und Hoffnung des Universums auf diesen blauen Fleck aus Erde und Wasser und Luft begrenzt war?
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Infomercial:
    Sie kennen mich.
    Heute bin ich Ihnen wahrscheinlich besser aus der Werbung für Shit Cola bekannt als wegen der einen glorreichen Tat, die ich in meinem Leben vollbracht habe. Mein Spaziergang auf dem Mond.
    Damals. Im Jahr 1971.
    Danach wurde die ganze verdammte Sache abgeblasen.
    Damals, im Jahr 1971, glaubte ich, dass wir nun auf dem Weg zur Kolonisierung des Weltalls wären. Wieso auch nicht? Die Ge-samtkosten der Fluggesellschaften betragen gerade einmal das Drei-fache der Treibstoffkosten. Wieso sollten Weltraum-Operationen nicht genauso wirtschaftlich sein? Raumschiffe sind auch nicht komplexer als Flugzeuge – im Gegenteil.
    Seit den Siebzigern hat die Raumfahrt aber nicht mehr auf der nationalen Agenda gestanden.
    Die NASA hat die vollständige Kontrolle über den Weltraum behalten. Aber seit den Siebzigern produziert die NASA nur noch Papier und keine Raumschiffe mehr. Erinnern Sie sich, das war die Behörde, die die Saturn V zerstört hat, weil sie nicht zulassen wollte, dass sie billige und produktive Skylabs startete, die das aufgeblähte Raumstation-Programm bedroht hätten.
    Im Jahr 1980 trat ich der Studiengruppe bei, die Präsident Ro-nald Reagan davon überzeugte, dass man des Staatsmanns, der die Menschheit ins All führte, noch gedenken würde, wenn alle anderen längst vergessen wären. Für eine Weile schienen sich revolutionäre Dinge anzubahnen. Doch dann geschah das Attentat, und die Probleme des Kalten Krieges und andere Themen erhielten höhere Priorität. Der Präsident überließ den Weltraum Leuten, die damit nichts anzufangen wussten.
    Die NASA hatte sich ihre Pfründe gesichert. Wir hatten den Zugang zum Weltraum verloren.
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    Aber der Traum – die Gründe, weshalb wir den Raumflug brauchen, und heute mehr denn je, bestehen noch immer.
    Aus diesem Grund bin ich ein uneingeschränkter Befürworter von Malenfants Start in der Mojave.
    Was hätte er auch sonst tun sollen? Sie wissen, dass diese Para-graphenreiter und Sesselfurzer alles getan hätten, um ihn aufzuhalten.
    Ich möchte betonen, dass meine persönlichen Probleme hier keine Rolle spielen, genauso wenig wie mein beruflicher Werdegang und damit zusammenhängende Schwierigkeiten. Um es deutlich zu sagen, ich habe seit vier Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken, und in meiner neuen Ehe läuft alles bestens. Mir geht es nur darum, dass zukünftige Generationen die gleichen Möglichkeiten wie meine Kinder und Enkelkinder haben sollten.
    Deshalb habe ich eingewilligt, in diesem Infomercial aufzutreten.
    Unterstützen Sie Reid Malenfant. Und wenn Sie das schon nicht über sich bringen, werfen Sie ihm wenigstens keine Knüppel zwischen die Beine. Der Mann riskiert dort draußen den Hals für Sie und für Ihre Kinder.
    Gebt ihm eine Chance.
    Emma Stoney:
    Malenfant fuhr die Lebenserhaltungssysteme hoch. Pumpen und Lüfter erwachten schnurrend zum Leben, und Emma spürte, wie eine warme Brise ihr durchs Haar fächelte. Dann kletterte Malenfant in die Schwerelosigkeits-Kammer zurück, um die Kommunikationssysteme und Navigationsausrüstung des Schiffs zu überprü-
    fen.
    Die anderen versammelten sich auf dem Operations-Deck und streiften die unförmigen

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