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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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waren, schlängelten sich durch Lücken in der Decke. Hier waren nirgends Fenster, und das Gefühl des Eingesperrtseins verstärkte sich.
    Malenfant wartete auf sie. Er bückte sich, fasste sie unter den Schultern und zog sie hoch, als ob sie ein Kind sei. »Wie fühlst du dich?«
    »Noch ist alles klar.« Er krümmte die Zehen und stieß sich ab.
    Dabei machte er einen überschwänglichen und jungenhaften Eindruck. Dann sank er langsam wie eine Feder herab und wurde dabei seitwärts abgetrieben. Er taumelte leicht, als er aufkam. »Corio-349
    lis. Nur ein kleiner Hinweis darauf, dass wir hier keine richtige Schwerkraft haben, sondern rotieren.«
    »Wie ein Eimer an einem Seil.«
    »Genau. Diese Kabine ist quasi die Operationszentrale. Sie enthält Bedienungselemente für die Triebwerke, Computer-Hardware und die meisten Lebenserhaltungs-Boxen. Das Wiedereintritts-Modul wird uns als Zuflucht vor Sonnenstürmen dienen. Komm weiter.«
    Er führte sie zu einer Leiter in der Mitte der Kammer. Sie verlief senkrecht durch ein Loch in der Decke, wie eine Feuerwehr-Rutschstange.
    Emma ging vorsichtig weiter. Mit jedem Schritt machte sie einen Luftsprung und sank dann wieder gemächlich hinab, wobei die Coriolis-Kraft eine leichte, aber spürbare Abdrift verursachte. Das war desorientierend, und die Wahrnehmung schien irgendwie unwirklich, als ob sie sich in Trance bewegte.
    Malenfant packte die Leiter und zog sich hoch. Er bewegte sich mühelos und mit der Geschmeidigkeit einer Robbe.
    Emma ergriff auch die Leiter, bewegte sich aber viel vorsichtiger und nahm jeweils nur eine Sprosse, wobei sie sich vergewisserte, dass die Füße fest verankert waren. Mit jeder Sprosse, die sie be-wältigte, wurde ihr ein Teil des Gewichts von den Schultern genommen. Doch wie zum Ausgleich schien die seitwärts wirkende Coriolis-Kraft sich im gleichen Maß zu verstärken und drohte sie von der Leiter zu drücken.
    Malenfant hielt sich an einer Strebe fest. Er streckte die Hand aus, fasste sie an der Hand und half ihr, den letzten Meter zu be-wältigen. Sie schien wie eine Seifenblase über dem Metallgeflecht-Boden zu schweben. Malenfant erzählte etwas von Schuhen mit Haftsohlen, die er mitgebracht hätte, aber es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren.
350
    »Das ist das Null-G-Deck«, sagte er, »das Zentrum der Gravitation des Raumschiffs – der Punkt, um den wir uns drehen. Wir haben hier alles, was eine stabile Plattform braucht: Astronomie, Navigation, Radar, Antennen. Im Bedarfsfall haben wir sogar Coelostaten, kleine Geräte, die im entgegengesetzten Drehsinn des Schiffs rotieren …«
    »Malenfant, durch diesen Akt – indem du erneut gestartet bist und dich von der Erde abgesetzt hast – ist Bootstrap endgültig ruiniert. Das weißt du auch, nicht wahr? Man wird dein Lebenswerk vernichten.«
    »Aber darauf kommt es nicht an, Emma. Weil wir nämlich hier sind. Unterwegs zu Cruithne, zum Unterlaufbewohner-Artefakt und überhaupt zu allem. Das ist das Einzige, was zählt.« Er grinste und zog sie an der Hand. »Komm mit.«
    Sie ließ sich zu den kleinen gewölbten Fenstern führen, die in die Wand eingelassen waren. Jedes Fenster war eine Scheibe aus Dunkelheit. Sie drückte die Nase ans kühle Glas und beschirmte die Augen mit den Händen.
    Die Hülle des Moduls glich einer massiven runden Mauer. Sie sah, dass an der Außenwand dicke Matten befestigt waren, die der Isolierung und dem Schutz vor Meteoriten dienten. Die Sonnensegel wiesen mit der Kante auf sie und erschienen als transparente Schichten aus bläulichem Glas. Sie verformten sich langsam als Reaktion auf einen komplexen Schwingungsmodus. Die Sonne schien ihr fast direkt ins Gesicht, und die Hülle und die Sonnensegel leuchteten in hellem Schein. Sterne sah sie nicht.
    Und dann wanderte die Erde ins Blickfeld.
    Sie zeichnete sich als blau, weiß und braun getönte Sichel ab.
    Emma sah einen gleißend hellen Rand aus Atmosphäre, und der Kreisbogen überwölbte einen Tümpel aus Dunkelheit, die von Ketten orangefarbener Sterne durchbrochen wurde – sie wurde sich bewusst, dass das Städte waren, die an der Küste und entlang der 351
    Flusstäler eines Kontinents auf der Nachtseite der Erde aufgereiht waren. Durch die Rotation des Schiffs drehte die Erde sich so gleichmäßig wie eine gut geölte Maschine.
    Und dann wurde die Erde kleiner und schrumpfte sichtlich, als ob sie in einem Aufzug mit einem gläsernen Boden in den Himmel führen.
    Sie umklammerte Malenfants

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