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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Rückstoß sie vielleicht von Cruithne wegschleudern. Sie 502
    zielte. Im Gegensatz zur Erde würde die Kugel sich auf einer schnurgeraden Linie bewegen, ohne von Cruithnes schwacher Schwerkraft abgelenkt zu werden. Sie hatte andere dafür ausgebildet; nur würden die keine Gelegenheit mehr haben, diese Fertigkeiten auch zu nutzen. Sie feuerte. Noch einmal.
    Reid Malenfant:
    Das Geschoss traf Emma voll ins Bein. Sie wurde von der Oberflä-
    che gerissen. Die an ihrer Taille befestigte Leine wickelte sich auf ganzer Länge ab, spannte sich und riss sie zurück. Sie schlug auf der Oberfläche auf und kam auf dem Rücken zu liegen. Und dann wiederholte das ganze Spiel sich.
    »Emma? Emma!« Unbeholfen und ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit eilte Malenfant zu ihr hin. Er zog sie an ihrer Leine heran, als ob er einen Fisch an der Angel hätte und hob sie auf.
    Ihr Bein war übel zugerichtet. Malenfant sah, wie Blut hervorquoll und sich Blasen bildeten. »Wir müssen ihr einen Druckverband anlegen.«
    Regolith spritzte vor seinen Füßen auf.
    Cornelius packte ihn am Arm. »Keine Zeit«, sagte er. »Sie sind hinter uns her.«
    Malenfant ließ den Blick über die pockennarbige Landschaft schweifen. Er sah aber niemanden. Er hörte nicht einmal ein Ge-räusch, das ihm verraten hätte, aus welcher Richtung die Schüsse kamen.
    Wieder spritzte Regolith auf, und Cruithne war wieder um einen Krater reicher.
    Es gab hier auch nirgends Deckung.
    Der blaue Kreis mit dem dunklen Innern ragte vor Malenfant auf. »Hier entlang«, sagte er. »Ins Portal.«
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    Cornelius hielt ihn zurück. »Das ist eine Einbahnstraße – Wir schneiden uns den Rückweg ab.«
    »Ich weiß.« Malenfant schaute Cornelius an und wünschte sich, er könnte sein Gesicht sehen. »Aber wir bleiben am Leben. Und vielleicht erleben wir ein tolles Abenteuer.«
    »Was für eins denn?«
    »Vertrauen Sie mir«, sagte Malenfant.
    Er schnappte sich Emma, machte die Leinen los, stemmte sich gegen den Regolith und sprang.
    Er sah einen blauen Blitz und spürte einen kurzen stechenden Schmerz.
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    …Dieses unendliche, stumme, rastlose Ding namens Zeit, Das lautlos wogend, schnell dahin strömt wie die machtvollen Gezeiten
    eines allumfassenden Meeres, in dem wir und das ganze Universum wie Luftblasen treiben …

THOMAS CARLYLE
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Maura Della:
    Offenes Journal, 14. April 2012.
    Vielleicht bin ich einfach schon zu alt dafür.
    Ich hätte damit rechnen müssen, mit diesem Lauffeuer der Panik, das über den Planeten hinwegraste, nachdem alle TV-Nachrichtenkanäle und Internet-Provider die Bilder zeigten, wie die Blauen Kinder nach einer Kernexplosion verschwanden. Nach den verwirrenden Nachrichten und Bildern vom Himmel scheint man zu einer Übereinkunft gelangt zu sein: dass man uns eine trügerische Zukunft gezeigt hat, dass die Carter-Katastrophe real ist, dass wir nur noch zwei Jahrhunderte haben. In gewisser Weise scheint die menschliche Rasse heute wie ein einziger Organismus auf gro-
    ße Ereignisse zu reagieren. Schließlich leben wir in einer vernetzten Welt. Meme – Informationen, Ideen, Ängste und Hoffnungen – werden praktisch mit Lichtgeschwindigkeit von den Medien und über die Online-Informationskanäle verbreitet.
    Es ist möglich, dass diese Massenreaktion eigentlich die größte Gefahr für uns darstellt.
    Ich glaube jedenfalls, dass genau das eintreten wird, wenn die Schlagzeile – über die TV-und Radiokanäle und die Info-Netze einer vernetzten Menschheit – ›Weltuntergang‹ lautet…
    Atal Vajpayjee:
    Atal lag im Unterholz und fokussierte seine Weitsicht-Hornhaut-implantate.
    Die pakistanischen Soldaten, die diesen Abschnitt bewachten, gingen mit geschulterten Waffen auf und ab. Ihre Aufmerksamkeit 507
    litt unter der sengenden Hitze. Er genoss das Gefühl der Macht, diese Soldaten zu sehen, ohne dass sie ihn zu sehen vermochten.
    Er hatte diesen Beobachtungsposten unbehelligt erreicht. Er hatte sich auf der Grand Trunk Road zwischen Rawalpindi und Pe-schawar gehalten und war dann auf eine unbefestigte Piste abgebo-gen, die zu diesen bewaldeten Hügeln führte. Von hier aus waren die Gebäude des Topi-Forschungsinstituts deutlich zu erkennen.
    Topi war der Ort, wo Wissenschaftler Pakistans Atomwaffen entwickelt hatten. Nun musste er nur noch auf den Befehl warten. Es war ein heißer Tag. Er wischte sich die Stirn ab, und als er die Hand wieder wegnahm, hatte er Tarnfarbe an den Fingern. Er fragte sich, ob der Junge, der heute

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