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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Anzugs waren schon mit schwarzen Streifen und Flecken verschmutzt, und sie musste alle paar Minuten anhalten, um den Mist abzuwischen. Es war, als ob sie über einen Hügel kröche, auf dem ein Waldbrand gewütet hatte.
    Sie sah die Bucephalus, die wie eine komplexe Metallsonne am Himmel hing. Es stiegen immer mehr Soldaten aus und glitten in absoluter Stille am Seil zu Cruithne herab.
    Mein Gott, sagte sie sich. Ich habe es geschafft. Ihre Zuversicht stieg. Tommy, Billie, das wird eine teuflisch gute Geschichte für euch und eure Kinder. Ich hoffe doch, dass jemand das aufzeichnet.
    Sie sah einen Sub-Satelliten über ihrem Kopf, eine kleine Metall-spinne mit glitzernden Solarzellen und hauchdünnen Antennen.
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    Er rotierte und taumelte und flog in einer geraden Linie auf den Horizont zu, bis sie ihn aus den Augen verlor.
    Die Schwerkraft von Cruithne war zu schwach für stabile Orbits, sodass die Sub-Sats den Asteroiden mit kleinen Schubdüsen umkreisten. Die Lebensdauer der Sats bemaß sich am Brennstoffvor-rat und betrug nur ein paar Stunden, aber das müsste auch genü-
    gen; falls der Asteroid bis dahin nicht gesichert war, würden sie Probleme bekommen.
    Als sie zurückblickte, war die Bucephalus schon hinter dem engen Horizont verschwunden. Sie hatte das Gefühl, dass sie allein hier war.
    Sie würde warten müssen. Der Auftrag lautete fürs Erste, ein paar hundert Meter vorzurücken und sich dann stetig über den Asteroiden fortzubewegen, wobei eine Sichtverbindung zu jeweils einem Kameraden bestehen musste. Dann würden sie sich bei den verschiedenen Anlagen wieder vereinigen.
    Auf den Boden gepresst nuckelte sie bitteren und kalten Orangensaft aus dem Reservoir hinter dem Helm. Dann kaute sie einen Fruchtriegel, der ihr automatisch zugeführt wurde.
    Sie war nun aus der Sonne im Schatten und sah die Sterne. Die Drehung des Asteroiden wurde deutlicher erkennbar; sie sah, wie die Sterne sich langsam über ihr drehten. Und da wanderte die Erde ins Blickfeld, die strahlend schöne blaue Erde. Sie war das farbigste Objekt weit und breit. Sie war nur ein Punkt am Himmel, und es fiel ihr schwer zu glauben, dass alles, was sie vor dem Besteigen der Bucephalus gekannt hatte – die Kinder, Bill, ihre Familie, alle Orte, an denen sie gelebt und die sie besucht hatte –, dass all das in diesem Stecknadelkopf großen Lichtpunkt enthalten war.
    Etwas flog über ihren Kopf hinweg. Es leuchtete strahlend weiß in der Sonne. Noch ein Sub-Satellit?
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    Doch dann sah sie, dass das Ding zappelte. Es hatte Arme und Beine. Und es wurde von einer Art sphärischer Wolke, einem Sprühnebel eingehüllt. Allmählich hörte das Zappeln auf. Wie ein gestrandeter Fisch, sagte sie sich benommen.
    Etwas war schief gegangen.
    Dann erbebte der Asteroid und schüttelte sie ab. Sie driftete wieder in den Weltraum.
    Sie sah es aufblitzen, in der Richtung der Bucephalus.
    Mehr komplexe und glitzernde Objekte drifteten über den Horizont. Sie drehten sich und zogen in tödlichen geraden Linien ihre Bahn – alles in totaler Stille. Wrackteile.
    In diesem Moment wusste sie, dass sie nicht mehr heimkehren würde.
    Emma Stoney:
    Die drei standen wieder vor dem Artefakt.
    Plötzlich bebte der Boden, und zwar so stark, dass Emma sich an die Leine klammern musste. Wölkchen aus Asteroiden-Staub wallten auf.
    Cornelius schaute auf die Uhr; einen klobigen mechanischen Chronometer, den er am Handgelenk trug. Er ballte die Faust und machte eine zupackende Geste. »Gerade rechtzeitig.«
    Das Beben, oder was auch immer es war, ebbte ab. Emma ließ den Blick schweifen. Die Sonne drehte über ihr langsam ihre Kreise. Der blaue Reif ragte aus dem Staub, als stünde er seit einer Milliarde Jahren dort, unbeeindruckt von den Händeln der Menschen, die sich auf der vernarbten Oberfläche des Asteroiden tummelten.
    »Was haben Sie getan, Cornelius?« fragte Malenfant.
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    »Ein Röntgen-Laser.« Emma hörte den Überschwang in Cornelius' Stimme. »Ein kleines ›Star Wars‹-Spielzeug, das ich selbst entwickelt habe. Mit einem kleinen Atomreaktor als Energiequelle …
    Gut. Es hat funktioniert. Und wir haben es um den ganzen Asteroiden bis hierher gespürt, durch fünf Kilometer Gestein.«
    »Wie viele Menschen haben Sie getötet?« fragte Emma empört.
    Cornelius hielt sich an seiner Leine fest und drehte sich zu ihr um. »Sie hätten sonst uns getötet. Es hieß sie oder wir. Und wir durften ihnen auch keinen Zugang zum Portal gewähren.«
    »Wieso nicht?

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