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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Grenzkonflikte ausgebrochen, einschließlich dreier begrenzter Atomkriege. Im südlichen Afrika grassierte das Rift Valley-Fieber, eine ethno-spezifische Krankheit, die zehnmal mehr Weiße als 513
    Schwarze dahinraffte. Manche Leute wandten sich der Religion zu.
    Andere wandten sich gegen sie: Es waren ein paar misslungene At-tentate auf den Papst verübt worden, und in Algerien schien eine Art Heiliger Krieg zu toben. Im Nahen Osten drohte der Ausbruch eines großen Konflikts zwischen Islam und Christentum, wobei moslemische Kommentatoren argwöhnten, dass die Christen die Apokalypse des Evangeliums beschleunigen wollten.
    Amerika blieb natürlich auch nicht verschont. Labors sowie technische Institute und Firmen waren im ganzen Land zur Zielscheibe von Übergriffen geworden; die Zerstörung des MIT war dabei das schlimmste Ereignis. Was die übrigen Blauen Kinder betraf, so waren sie schon lang Zielscheiben. Manche (Fernseh-)Kommentatoren entblödeten sich nicht, die unschuldigen Kinder als Engel der Apokalypse zu titulieren …
    Und so weiter.
    Inmitten dieser Turbulenzen liefen die Regierungsgeschäfte weiter, und wie immer jagte eine schlechte Nachricht die andere, während Maura und andere sich um Schadensbegrenzung bemühten.
    Das Cruithne-Thema indes war beherrschbar.
    Man hatte weitere Sonden zum Asteroiden geschickt, die das Wrack ausgiebig fotografierten und vermaßen; nur dass sie nicht den geringsten Sinn darin sah. Es war die Rede davon, noch mehr Menschen – Freiwillige diesmal – zu entsenden, die durch das Artefakt hindurchgehen sollten. Maura bezweifelte aber, dass solche Missionen überhaupt genehmigt werden würden. Was für einen Sinn hatte das, wenn keine Daten übertragen werden konnten?
    Sie persönlich befürwortete den Vorschlag der USAF: die Oberfläche von Cruithne zu verstrahlen und sie auf Jahrtausende unbe-wohnbar zu machen. Sollten die verdammten Unterlaufbewohner sich doch in der Zukunft damit befassen.
    Trotz Malenfants illegalen Starts – des fremden Artefakts, das er entdeckt hatte, des Scheiterns des Expeditionskorps, das man auf 514
    ihn angesetzt hatte, des mutmaßlichen Todes aller Beteiligten, des Exodus der intelligenten Kalmare – hatte all das auf einem Felsbrocken irgendwo im Weltraum stattgefunden. Die Cruithne-Bil-dershow war einfach viel zu weit weg, zu abstrakt und zu weit von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt, als dass sie ein reales Gefühl der Bedrohung verursacht hätte. Zumal sie im Bewusstsein der Öffentlichkeit bereits verblasste.
    Es kursierten sogar Gerüchte, dass die ganze Sache getürkt sei: gestellte Bilder, die das FBI, die Vereinten Nationen, Schurkenstaa-ten der Dritten Welt oder ein anderer Feind per Satelliten übertragen hätte, um die Welt zu destabilisieren oder Gedankenkontrolle auszuüben – oder was sonst noch auf dem Mist der Verschwö-
    rungstheoretiker gewachsen war. (Maura wusste allerdings, dass das FBI eigens eine kleine Abteilung eingerichtet hatte, um solche falschen Gerüchte in die Welt zu setzen.) Mit den Blauen Kindern war das aber eine andere Sache.
    Maura hatte entsetzt festgestellt, dass die Leute den Einsatz der Atombombe mehrheitlich befürworteten. Die derzeitige Panikwelle wurde nämlich dadurch verursacht, dass dieser Versuch – die ultima ratio, der Urquell aller Macht nach westlichem Verständnis – gescheitert war.
    Und dann waren die Kinder auf eine ebenso spektakuläre wie unerklärliche Art und Weise zum Mond geflogen. Die Flucht in dieser verdammten silbernen Kugel war live vom Fernsehen übertragen worden, genauso wie der dreitägige Flug und die butterwei-che Landung in Tycho, einem der hellsten Krater auf der Vorderseite des Monds.
    Die restlichen Kinder wurden mit Ehrfurcht, Entsetzen und Gier betrachtet. In manchen Teilen der Welt wurden sie als Waffe missbraucht. Anderswo sah man sie als Götter oder Teufel an; in manchen Städten war es deswegen schon zu gewaltsamen Ausschreitun-gen gekommen.
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    Und andernorts wurden die Kinder einfach umgebracht.
    Die Amerikaner hatten natürlich die wissenschaftliche Herange-hensweise gewählt. In Amerika wurden die Kinder neuerdings schon im Mutterleib endlosen Untersuchungen und Tests unterzogen. Wenn sich irgendwelche Anzeichen für Blaue Superfähigkeiten fanden oder auch nur ein solcher Verdacht bestand, wurden die Kinder ihren Eltern weggenommen. Sie wurden weggesperrt und isoliert, damit sie keine Möglichkeit hatten, ihre Umwelt zu beeinflussen.

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