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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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oder Pole eines Spielzeug-Globus. Malenfant glaubte eine Struktur in der Wolke auszumachen, die den Mittelpunkt umhüllte: einen festen spiralförmigen Knoten im Zentrum, der in einem helleren Rot glühte als die Umgebung, und weiter draußen Bänder und längliche Blasen, die ums Zentrum wirbelten. Es war sogar ein schönes Bild, auf seine kalte, minimalistische Art – wie ein Wasserfarben-gemälde in Weiß, Grau und Rot.
    Schön und vertraut.
    »Mein Gott«, sagte Malenfant. »Das ist ein Schwarzes Loch. Ein riesiges Schwarzes Loch. Erinnere dich daran, was wir gesehen haben …«
    »Ja. Aber Schwarze Löcher entstehen doch aus Sternen. Wie können sie sich hier entwickeln, wo es gar keine Sterne gibt?«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht hat die Materie hier keine Sterne ausgeformt, sondern ist gleich implodiert – zu dieser Erscheinung. Hältst du das für ein gutes Zeichen?«
    »Ich weiß nicht. Ich war nicht oft auf Reisen, Malenfant. Sag mir, was Cornelius dir über Schwarze Löcher erzählt hat. Dass Universen aus ihnen geboren werden. Dass die Vorgänge im Zentrum eines Schwarzen Lochs einem kleinen ›Big Crunch‹ entsprechen …«
    »So etwas in der Art.«
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    »Dann könnte dieses Universum zwei Kinder haben«, sagte sie angestrengt. »Eins aus dem Schwarzen Loch geboren, das andere aus dem finalen Crunch.«
    Er runzelte die Stirn. »Und was willst du damit sagen?«
    »Verstehst du nicht, Malenfant? Wenn Universen mit Schwarzen Löchern mehr Kinder bekommen, wird es nach ein paar Generationen viel mehr Universen mit Schwarzen Löchern als ohne geben. Weil sie sich schneller vervielfältigen.«
    »Wir sprechen hier über Universen, Emma. Was bedeutet die Aussage, dass ein Typ von Universum zahlreicher vertreten ist als ein anderer?«
    »Vielleicht ist das ganze so einfach, dass du es nicht verstehst, Malenfant.«
    »Du meinst zu komplex.«
    »Nein. Zu einfach. Machen wir weiter.«
    »Bist du sicher, dass du dazu in der Lage bist?«
    »Habe ich denn eine Wahl?« Dann zog sie sich langsam an der Leine entlang, die sie verband.
    ■
    Sie passierten eine Galerie von Universen, sahen kaum etwas und verstanden noch viel weniger. Vielleicht hatte Emma Recht. Vielleicht erklommen sie einen sich verzweigenden Baum aus Universen, wobei aus jedem Schwarzen Loch ein Baby-Kosmos entsprang.
    Wenn das so war, wie wurden die beiden auf ihrer Reise geleitet?
    Von wem? Wieso? Auf jeden Fall machten sie weiter.
    Sogar bei der Geschwindigkeit, mit der sie reisten – immerhin alle paar Minuten ein neues Universum –, erschien Malenfant das Tempo der kosmologischen Evolution verdammt langsam, ein zielloses Vortasten in Richtung Komplexität.
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    Zuerst überwogen Universen mit rotem Himmel. Die meisten wurden von Rosetten aus Schwarzen Löchern geziert. Manchmal sahen sie auch ein alles verschlingendes Ungeheuer, ein andermal eine ganze Gruppe, die über den Himmel verteilt war.
    Einmal schwebten sie so dicht an einem Schwarzen Loch, dass sie von seinem Licht, das durch eine dicke Wolkenbank drang, geblendet wurden. Malenfant glaubte mit Sicherheit Bewegung in den nahen Gasklumpen zu erkennen, Schatten mit einer Länge von tausenden von Lichtjahren, die wie Uhrzeiger sich drehten.
    Vielleicht wurde das Portal selbst in Richtung des Lochs gezogen.
    Er fragte sich, was dann passieren würde. Ob das Portal den Sturz in ein Schwarzes Loch überstehen würde? Oder überwachte jemand – eine unvorstellbare Instanz der Unterlaufbewohner, die diese Kette erschaffen hatten – die im Universum verstreuten Portale und reparierte sie nach kosmologischen Unfällen?
    Dann – nach fünfzig oder hundert Universen (sie zählten nicht mit) – stießen sie auf etwas Neues. Keine infraroten Wolken, keine Schwarzen Löcher. Aber es gab eine Struktur.
    Malenfant stieß sich vom Portal ab und driftete bis zum Ende der Leine, wo er leicht zurückgerissen wurde. Er beschirmte die Augen und versuchte das blaue Glühen des Portals auszublenden.
    Er sah radförmige Gebilde am Himmel: Sie waren ohne Rand, aber mit regelmäßigen Speichen und leuchteten in einem fahlgel-ben Licht. Er hatte den Eindruck einer Verschachtelung, wobei die Räder sich in einer lockeren Formation zu Scheiben zusammenschlossen, wie Sterne sich zu Galaxien vereinigten, die wiederum Cluster und Super-Cluster bildeten.
    Eine Leine erstreckte sich vor ihm sechs oder sieben Meter vom Portal weg. Sie hing nur leicht gewellt im Raum. Aber ums Ende der Leine waberte ein

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