Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
ganze Universen zogen an ihr vorbei, ohne dass sie aufgewacht wäre und sie gesehen hätte. Obwohl sie wahrscheinlich die einzigen bewussten Wesenheiten waren, die diese Orte, diese sternenlosen Wüsten jemals aufgesucht hatten.
    Eine gewaltige Depression drückte Malenfant nieder. Diese Parade desolater Universen – Raumzeit-Geometrien, die außer ihm und 555
    Emma jeder Wärme, jedes Lebens und jedes Bewusstseins entbehr-ten – schien eigens arrangiert zu sein, um ihm zu zeigen, dass die Existenz eines Orts, an dem Struktur und Leben sich zu entwickeln vermochten, ein unwahrscheinlicher Zufall war. Seit dem Eintritt ins Erwachsenenalter hatte er für die Zukunft der Spezies gekämpft. Welchen Ehrgeiz hatte er nun? – dass Scharen von Menschen ihm durch diese Portale folgten und diese toten Orte besie-delten, mit Raum und Zeit und den Gesetzen der Physik rangen, um sich einen neuen Lebensraum zu erschließen?
    Er gelangte an einen Ort, der zumindest anders war. Der weite Himmel war schwarz, ohne Sterne oder Galaxien. Aber da war etwas: eine Struktur im Himmel, eine Röte an der Grenze der Wahr-nehmbarkeit. Im Tornister des Soldaten Tybee hatte er einen Helmaufsatz mit einem Nachtsichtgerät gefunden. Er stülpte das Gerät über den Helm; es saß wie eine Brille.
    Er ließ den Blick schweifen. Sein Körper und der von Emma leuchteten wie die Falschfarbendarstellung zweier Sterne, die hellsten Objekte im Universum.
    Der Himmel selbst wurde von einem trüben dunkelroten Glü-
    hen durchdrungen, der Urknall-Reststrahlung dieses ›Westenta-schen-Universums‹. Und es gab Wolken – diffus und ohne Struktur –, die einen Großteil des Himmels bedeckten. Die Wolken erschienen in Malenfants Restlichtverstärker wie grauweiße Zirrus-wolken. »Fast wie zu Hause«, murmelte er. Na gut, nicht ganz.
    Aber immer noch besser als totale Leere.
    »Malenfant.«
    Er lugte in Emmas Helm. Sie war wach und lächelte ihn an.
    »Hast du geträumt?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich wünschte aber, der tolle Tornister hätte auch eine eingebaute Kaffeemaschine.«
    »Und ich wünschte, ich könnte sagen, das sei ein schöner Anblick.«
556
    »Ich glaube, das ist er auf seine Art und Weise auch«, sagte Em-ma. »Wenigstens ist irgendetwas da.«
    »Ich frage mich, wieso es keine Sterne gibt. Es existiert hier eindeutig eine Art Materie, und klumpig ist sie auch. Aber sie hat keine Sterne hervorgebracht.«
    »Was für einen Unterschied würde das denn machen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Es ist vielleicht etwas Bizarres«, sagte er und erzählte ihr von Cornelius' Mutmaßungen, dass die bei jedem ›Crunch-Bang‹-
    Durchgang verwirbelten physikalischen Gesetze andere Formen der Materie hervorbrachten. »Zum Beispiel bestehen diese Wolken vielleicht nicht einmal aus Wasserstoff.«
    Sie seufzte. »Ich glaube nicht, dass das ein großer Unterschied ist, Malenfant. Alles, worauf es ankommt, ist, dass wir hier nicht zu Hause sind. Glaubst du, dass wir näher kommen?«
    »Ich weiß nicht einmal, welche Bedeutung ›näher‹ hat.« Er schaute auf die Uhr. Sie waren seit Stunden unterwegs – durch wie viele Universen, dutzende, hunderte?
    »Ohne die Ressourcen dieses Tornisters wären wir längst tot«, sagte Emma. »Nicht wahr, Malenfant?« Ihre Stimme war ein insek-tenhaftes Wispern. »Ich frage mich, ob Cornelius das gewusst hat, ob er geahnt hat, dass wir den Tornister zum Überleben brauchen.«
    »Für einen Tornister töten …«
    »Cornelius war der kälteste und berechnendste Mensch, dem ich jemals begegnet bin. Ich hätte nichts anderes von ihm erwartet.«
    Sie schloss die Augen. »Ich will jetzt schlafen.«
    Er gönnte ihr eine Stunde Ruhe. Dann ging es weiter.
    Sie passierten weitere Universen mit glühenden Wolken. Manchmal waren die Wolken dünner oder dichter, mehr oder weniger strukturiert. Aber sie sahen weder Galaxien noch einzelne Sterne, nichts, was den vertrauten Strukturen der Heimat geglichen hätte.
557
    Dann stießen sie auf etwas Neues. Sie hielten inne und schwebten im steten blauen Licht des Portals.
    Es war wieder ein Universum mit einem roten Himmel. Doch diesmal hatte es den Anschein, als ob die dünnen Wolken wie Baumwolle gepflückt und zu einer rosigen Masse verdichtet worden wären, die den halben Himmel dominierte. In der Mitte des Gebildes gab es einen einzelnen Lichtpunkt, der so hell war, dass man ihn mit bloßem Auge zu erkennen vermochte. Zwei Funken schienen von diesem Punkt auszugehen, wie Linsen-Reflexe

Weitere Kostenlose Bücher