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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wurden. Sobald sie alt genug waren, würde man die Konditionierung testen und Probanden durch eine Reihe simulierter Erfahrungen schicken.
    Kleine menschliche Laborratten, sagte Maura sich. Man gibt ihnen ein Labyrinth als Auslauf, mit Wänden aus Loyalität, Zwang und Angst.
    Das Ziel bestand darin, eine Gruppe von sieben oder acht Indivi-duen zu bilden, wenn die Kinder ein Alter von fünf oder sechs Jahren erreicht hatten. Dann würde man sie zum Mond schicken und sie den Blauen dort oben andienen. Und dann sollten die neuen Freunde der Blauen sie verraten.
    Sie stieß auf eine Liste mit Kandidaten. Einer von ihnen war Billie Tybee: die Tochter von Bill Tybee, der vor einer halben Ewigkeit Maura um Hilfe gebeten hatte, und June Tybee, die beim gescheiterten Angriff auf Cruithne gestorben war und die Schwester von Tom Tybee, einem Kind, das zum Mond geflogen war und einen trauernden Vater zurückgelassen hatte.
    Als ob wir dieser Familie nicht schon genug angetan hätten.
    Mauras Gewissen war noch nicht völlig abgestumpft. Das ist ein Krieg gegen unsre eigenen Kinder, sagte sie sich. Und wir wenden jede schmutzige Methode gegen sie an, die wir in einer Million Jahren der Kriegsführung ersonnen haben.
    Aber sie wusste, dass sie wieder einmal gegen ihr Gewissen handeln musste.
    Die Kinder auf dem Mond, was auch immer sie dort oben taten, mussten verstanden, kontrolliert und gestoppt werden.
    Mit allen erforderlichen Mitteln.
    Wenn das wirklich die letzten Tage der Menschheit sind, bleiben wir uns bei unsrem Abgang wenigstens treu. Möge Gott uns beiste-hen, sagte sie sich, als sie den Bericht in den Ofen warf.
553
Reid Malenfant:
    Malenfant wiegte Emma, gab ihr zu essen und zu trinken, ließ sie schlafen und versuchte ihre Fragen zu beantworten. Aber sie schien sich mehr für Cornelius' und Michaels Schicksal zu interes-sieren als für die multiplen Universen, durch die sie bewusstlos gereist war.
    »Armer Cornelius«, sagte sie. »Ich frage mich, ob er schließlich gefunden hat, wonach er suchte.«
    »Ich bezweifle es. Aber er hat sein Leben für uns gegeben.«
    »Aber doch nur deshalb, weil er wusste, dass es keinen anderen Ausweg gab. Sonst hätte der Soldat uns alle drei getötet. Er wusste, dass er sterben würde, auf die eine oder andere Art.«
    »So hätte es aber nicht kommen müssen«, sagte Malenfant.
    »Doch.« Ihre Stimme war fest, aber schwach. »Cornelius war schon in dem Moment tot, als er den Truppentransporter vernich-tete. Solang er auch nur einen Soldaten am Leben ließ, einen, der wusste, dass er oder sie nicht mehr nach Hause zurückkehren wür-de …«
    »Aber der Soldat ist uns doch durchs Portal und diese multiplen Universen gefolgt…«
    »Es gibt eine menschliche Logik, die das transzendiert.« Sie machte eine Handbewegung. »Den ganzen unbegreiflichen kosmologischen Kram. Und das ist es, was Cornelius getötet hat.«
    »Menschliche Logik«, sagte er. »Du meinst, es gäbe eine Logik, die uns beide hierher geführt hat? Wo auch immer hier ist.«
    »Die einzigen beiden Seelen in einem Universum«, sagte sie schwach. »Es wäre direkt romantisch, wenn …«
    »Ich weiß.«
    Sie schwieg für eine Weile. Dann: »Malenfant…«
    »Ja?«
    »Glaubst du, dass wir einen Weg zurück finden?«
554
    Er seufzte. »Ich weiß nicht, Kleines. Aber wir können es zumindest versuchen.«
    »Ja«, sagte sie und schmiegte sich enger an ihn, um seine Wärme zu spüren. »Wir können es zumindest versuchen.« Sie schloss die Augen.
    Er ließ sie für sechs Stunden schlafen.
    Dann schloss er ihre Anzüge, baute das Zelt ab, überprüfte die Leinen und schnallte sich Soldat Tybees Tornister auf den Rücken.
    Und dann glitten Malenfant und Emma Hand in Hand durch den blauen Kreis des Portals – nur ein paar Schritte, mit denen sie zwischen Realitäten wechselten.
    ■
    Ein Universum folgte aufs andere.
    Manchmal stießen sie auf Ketten schnell kollabierender Phönix-Universen mit implodierenden Himmeln, die sie mit einem Lichtschwall überschütteten, und dann drängten sie sich ans Portal, als ob sie Schutz vor Regen suchten. Doch die meisten Universen, die sie sahen, waren ebenso weit von der ersten Expansion wie vom finalen Kollaps entfernt und wurden nicht einmal mehr vom Licht der Schöpfung oder der Zerstörung erfüllt.
    Nirgends gab es irgendwelche Anzeichen von Leben: nichts auß-
    er der leeren Logik der Gesetze der Physik.
    Manchmal schlief Emma im Anzug, sodass Malenfant sie durchs Portal schleppte, und

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