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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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betrachten. Eine solche Falte erzeugt notwendigerweise eine geschlossene zeitgleiche Kurve …
    Somit war ein Elektron eine winzige Zeitmaschine.
    … Die Implikationen für die Kausalität sind eindeutig. Die Eigenschaften eines Elementarteilchens würden durch Messungen bestimmt, die man nur in der Zukunft vorzunehmen vermag. Das heißt, es existiert eine Grenzbedingung, die im Prinzip in der Gegenwart nicht zu beobachten ist … Man stelle sich ein Sprungseil vor, hatte ein staubtrockener Akademiker diktiert, um sich irgendwie verständlich zu machen. Wenn ein Griff geschwenkt wird, hängt die Form der dadurch entstehenden Welle nicht nur davon ab, was am ge-störten Ende geschieht, sondern auch davon, was am anderen geschieht…
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    In dieser Weltsicht war es dieser Bruch der Kausalität, der Unsicherheit schuf, die berühmte vielwertige Unschärfe der Quanten-welt.
    Und so weiter, verwirrend und zäh wie Gummi.
    Sie saß auf ihrem Stuhl und versuchte die Konzepte zu begreifen.
    Dann bestand die Welt um sie herum, die vertraute Welt aus Atomen und Bäumen und Sternen, sogar die Bestandteile ihres eigenen alternden Körpers, also aus nichts anderem als Defekten in der Raumzeit. Es gab nichts als Raum und Zeit, die verdrillt und in sich selbst gekrümmt waren. Wenn das so ist, sagte sie sich, sollten wir uns vielleicht nicht über diese akausale Fremdartigkeit wundern, die mit voller Wucht über uns hereinbricht. Es war die ganze Zeit schon da, nur auf einer zu tiefen Ebene, als dass wir es gesehen hätten, zu exotisch, als dass wir es verstanden hätten.
    Aber war es überhaupt möglich …?
    Nimm es einfach zur Kenntnis, Maura. Die wirklich wichtige Frage ist, wieso die Kinder überhaupt versuchen, mit uns zu kommunizieren.
    … Die Kinder versuchen vielleicht, die Kluft im Verständnis zwischen unsren detailliert formulierten, aber unvollständigen und ihrem anscheinend instinktiven, auf paradoxen Schlussfolgerungen beruhenden Wissen der Struktur der Welt zu überbrücken. Es ist möglich, dass sie uns auf einer tieferen Ebene ein Verständnis dessen zu vermitteln versuchen, was uns bisher widerfahren ist – oder was uns in der Zukunft möglicherweise widerfahren wird …
    Also eine Vorhersage.
    Oder eine Drohung.
    Maura schauderte trotz der molligen Wärme im Büro.
    Bei der Durchsicht des Transkripts stieß Maura auch auf Klartext-Fetzen inmitten des hochwissenschaftlichen Krams: …Es geht uns hier gut, bitte sagt unsren Eltern, dass wir nicht frieren und hungrig, 551
    sondern gesund sind, und es macht viel Spaß, auf dem Mond herumzu-hopsen wie auf einem großen Trampolin …Ihr hättet das nicht tun dürfen, diese große Bombe auf uns zu werfen. Das hat uns sehr zornig gemacht und ein paar von uns wollten zurückkehren und es euch mit gleicher Münze heimzahlen, aber Anna sagte, wir dürften das nicht tun und dass es eigentlich gar nicht eure Schuld sei, dass ihr euch unter der Oberfläche doch um uns gesorgt hättet, wenn ihr auch nicht gewusst hättet, wie ihr es zeigen solltet und …
    Eine Schilderung der Kinder aus dem Sommerlager, mit dem Ul-traviolettlaser vom Mond abgestrahlt und mit theoretischer Physik gewürzt, die so schwer verdaulich war, dass eine Gruppe Nobel-preisträger sich die Zähne daran ausgebissen hätte. Sie spürte, wie ihr das Herz noch etwas mehr brach.
    Und zugleich ängstigte sie sich schier zu Tode.
    Sie schloss den Bericht und warf ihn in den Hochtemperatur-Ofen, der leise unter dem Schreibtisch summte.
    Der letzte Bericht im Posteingang war mit einem Textmarker als streng geheim gekennzeichnet. Er besagte, dass der neue Mond-Außenposten in Tycho als Basis für die Infiltration des mysteriö-
    sen Lagers der Kinder dienen solle.
    Die Kinder, die man als Trojanisches Pferd einsetzen wollte, waren auf Blaue Syndrome untersucht worden, bevor sie noch zu sprechen und zu gehen gelernt hatten. Zurzeit standen über hundert Kandidaten bereit, alles Kleinkinder oder Vorschüler. Ihre Erziehung war auf einen einzigen Punkt ausgerichtet: Loyalität gegenüber der Erde, der Heimat, den Eltern. Die Stichworte lauteten Unterricht, Disziplin, emotionale Bindungen und überhaupt jede Art der mentalen und körperlichen Verhaltenskonditionierung, die den Psychologen einfiel. Es wurden sogar Werbemanager ins Spiel gebracht.
    Nur dass niemand wusste, wie sich das auf die Kinder auswirken würde – die irgendwann alle Leute überflügeln würden, von denen 552
    sie im Moment ausgebildet

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