Das Multiversum 1 Zeit
Wanderer zwischen Universen. Und nicht nur das, du hast nur noch ein paar Stunden zu leben. Was willst du denn, Tanz-mäuse vielleicht? Und welchen Unterschied macht es schon? Wir werden sicher eh bald sterben, ob in dieser oder jener Leere. Es ist dir eben nicht beschieden, im eigenen Bett zu sterben, Malenfant.«
»Ich habe nicht mal ein Bett. Aber ich würde, verdammt noch mal, lieber in meinem eigenen Universum sterben.«
»Auch eine Million Lichtjahre von zu Hause entfernt?«
»Ja. Du etwa nicht?«
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»Du nimmst alles immer gleich persönlich, nicht wahr, Malenfant? Als ob diese Vielfalt der Universen es auf dich abgesehen hät-te.«
Er fixierte die Leinen und wandte sich dem Portal zu. Die leere dunkle Scheibe stand einladend offen und verhieß ein Weiterkom-men. »Teufel, ja«, sagte er. »Es gibt hier sonst keinen anderen Feind.«
Also hielten sie sich aneinander fest und wechselten in die nächste Realität über, und in die übernächste.
■
Mehr Himmel. Mehr Sterne, meistens klein und unspektakulär.
Schließlich erreichten sie ein Universum mit nur einer Galaxis.
Aber sie war klein und knotenartig, bevölkert von einheitlich trü-
ben und alternden Sternen; ihr fehlte die riffartige Komplexität der heimatlichen Galaxie.
Sie wanderten weiter.
Von einem Universum zum andern, die für Malenfants Auge alle gleich erschienen: kleine und verbrauchte Sterne, chaotische Galaxien, Himmel, die mit den Kadavern roter, sterbender Sterne übersät waren.
»Ich frage mich, weshalb die Sterne alle so klein sind«, sagte er.
»Und weshalb es nur so wenige sind. Und weshalb sie so schnell altern.«
»Weil es keine Riesengalaxis gibt, die neue hervorbringen wür-de«, sagte Emma. »Wir haben es doch gesehen, Malenfant. Die Riffgalaxis. All diese Rückkopplungsschleifen. Eine Art, Sterne zu produzieren und die Produktion unbegrenzt aufrechtzuerhalten.«
Vielleicht hatte sie Recht. Wenn das Hauptziel in der Erschaffung möglichst vieler Schwarzer Löcher bestand – und wenn 564
Schwarze Löcher am besten in Riesensternen produziert wurden –, brauchte man Maschinen für die Serienfertigung von Riesensternen, wozu Riffgalaxien wiederum am besten geeignet waren.
Das Problem lag offensichtlich in der Erzeugung von Riffgalaxien – oder vielmehr in ihrer Entwicklung. Malenfant ließ den Blick über den nächsten trüben, uninteressanten Himmel schweifen. Er fragte sich, was fehlte und ob es eine einfache Grundsubs-tanz gab. Kohlenstoff vielleicht oder ein anderes Element, das in den großen Gaswolken enthalten war, dem Geburtsort der Sterne.
Malenfant legte wieder eine Pause ein, als sie ein neues, andersartiges Universum erreichten. Es glich den Phönix-Universen, die er am Anfang gesehen hatte und die nur geboren wurden, um innerhalb von Sekunden, Stunden, Tagen oder Jahren zu vergehen.
Aber er sah, dass das Glühen nicht einheitlich war.
Es schien hier Hot Spots zu geben; einer direkt über dem Kopf und einer unter den Füßen, wie Pole am Himmel. Und ein kaltes Band verlief um den Himmelsäquator, eine Ebene, die durch die Wölbung des Himmels verlief. Es gab zwei Punkte am Äquator – an entgegengesetzten Seiten des Himmels –, die deutlich kälter als der Durchschnitt zu sein schienen.
Er beschrieb Emma den Himmel. »Es ist ein kollabierendes Universum. Aber der Kollaps scheint nicht symmetrisch zu erfolgen.
Die Front verläuft über unsren Köpfen und wird zu den Seiten hin schwächer.«
»Ist das überhaupt möglich?«
»Vielleicht oszilliert dieses Universum«, sagte er. »Wie eine Seifenblase, ehe sie platzt. Es ist kein gleichmäßiger Kollaps. Die Sphäre verwandelt sich erst in einen Ellipsoid und dann in einen flachen Diskus … Cornelius hat es sogar für möglich gehalten, einen ›Big Crunch‹ in einem solchen Universum zu überleben. Man muss die Kontrolle über das Universum erlangen. Und dann manipuliert man es, Masse und Energie und Gravitationsfelder, um 565
die Schwingungen zu kontrollieren. Wenn man sie jeweils zum richtigen Zeitpunkt ›melkt‹, kann man genug Energie gewinnen, um ewig zu leben.«
»Du hörst dich an wie Cornelius«, sagte sie trocken. »Malenfant, hat es den Anschein, dass Lebensformen dieses Universum hier manipulieren?«
»Nein.«
Also wanderten sie weiter.
■
Emma war wieder eingeschlafen. Er schwebte zum nächsten und übernächsten Universum, wobei er darauf achtete, sie nicht aufzu-wecken.
Bis er, nach einer Routine-Transition, wie aus
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