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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Richtung: im Uhrzeigersinn, in die Richtung, aus der sie gekommen war.
    Cornelius grinste. »Ist das nicht schön? Sehen Sie, es gibt Reso-nanzen zwischen den Orbits von Cruithne und der Erde. Bei der dichtesten Annäherung bringt die Schwerkraft der Erde Cruithne 133
    vom Weg ab. Dadurch wird ein Cruithne-Jahr etwas länger als ein Erdjahr und nicht kürzer, wie es jetzt der Fall ist. Also überholt die Erde die ›Niere‹.« Er ließ die Animation vorwärts laufen. »Und wenn sie den ganzen Weg bis zum Ausgangspunkt zurückgelegt hat…« – eine erneute Wende –, »greift die Erde wieder ein und verkürzt das Cruithne-Jahr, und die ›Niere‹ wandert wieder zurück.«
    Er beschleunigte den Zeitablauf, bis die nierenförmigen Ellipsen mit einem ›Jojo-Effekt‹ um die Sonne liefen.
    »Die Bahn ist ziemlich stabil«, sagte Cornelius. »Zumindest für ein paar tausend Jahre. Erinnern Sie sich, dass eine ›Niere‹ etwa ein Jahr für ihre Entstehung braucht. Deshalb sind die Zeiträume zwischen den Wendepunkten lang. Die letzten waren 1515 und 1900; die nächsten werden 2285 und 2680 sein …«
    »Es hat Ähnlichkeit mit einem Tanz«, sagte Malenfant. »Eine Choreographie.«
    »Das trifft es genau.«
    Obwohl Cruithne die Erdumlaufbahn kreuzte, verhinderten die Inklination und der Gravitationseffekt, dass er sich der Erde weiter als die vierzigfache Entfernung zwischen Erde und Mond näherte.
    Malenfant ließ sich sagen, dass der Asteroid im Moment die hundertfache Erde-Mond-Distanz entfernt war.
    Nach einiger Zeit schweiften Malenfants Gedanken ab. Er fühlte eine diffuse Enttäuschung. »Dann haben wir also ein orbitales Ku-riosum. Ich verstehe aber nicht, weshalb das so wichtig sein soll, dass man eine Nachricht zurück durch die Zeit schicken müsste.«
    Cornelius rollte die Softscreen zusammen. »Malenfant, NEOs – erdnahe Objekte – leben nicht ewig. Die Planeten zerren sie in alle möglichen Richtungen und bringen die Orbits durcheinander.
    Vielleicht kollidieren sie auch mit einem Planeten; mit der Erde, der Venus oder sogar dem Mars. Und wenn nicht, dann wird ein gegebener Asteroid in ein paar Millionen Jahren aus dem Sonnensystem hinauskatapultiert.«
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    »Und deshalb …«
    »Und deshalb haben wir plausible Erklärungen für die Entstehung von Cruithne und dafür, weshalb er eine Bahn eingeschlagen hat, die so nah zur Erdumlaufbahn verläuft. Aber dieser Orbit, der so fein mit dem Erdorbit abgestimmt ist, ist unwahrscheinlich.
    Wir wissen nicht, wie Cruithne hierher gekommen ist, Malenfant. Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr.«
    Malenfant grinste. »Also hat ihn vielleicht jemand hier abgela-den.«
    Cornelius lächelte. »Wir hätten es wissen müssen. Wir hätten gar kein Signal von denen am Unterlauf gebraucht, Malenfant. Dieser mit der Erde gekoppelte Orbit ist wie ein Wink mit dem Zaun-pfahl. Etwas wartet auf uns, dort draußen auf Cruithne.«
    »Und was?«
    »Ich habe absolut keine Ahnung.«
    »Und was nun?«
    »Nun … schicken wir eine Sonde dorthin.«
    ■
    Malenfant rief George Hench zurück. Der Ingenieur stapfte im Büro umher wie ein eingesperrtes Tier.
    »Wir können nicht zu diesem beschissenen Cruithne fliegen.
    Selbst wenn es uns gelänge, ihn zu erreichen, was uns nicht gelingen wird, ist Cruithne eine Kugel aus gefrorenem Schlamm.«
    »Hmm«, sagte Cornelius. »Ein bisschen mehr steckt schon drin.
    Es handelt sich um eine Milliarde Tonnen Wasser, Silikate, Metalle und komplexe organische Verbindungen – Aminosäuren und Stickstoffbasen. Nicht einmal der Mars ist pro Masseeinheit so reich. Es ist die urzeitliche Materie, die Substanz, aus der das Sonnensystem entstanden ist. Vielleicht hätten Sie sich bei der Pla-135
    nung des Sondenflugs von vornherein auf einen C-Typ konzentrieren sollen.«
    »George, das stimmt«, sagte Malenfant gleichmütig. »Es wird ein Leichtes für uns sein, den ökonomischen Nutzen von Cruithne zu verdeutlichen …«
    »Malenfant, Reinmuth besteht aus purem Stahl. Mein Gott, er glänzt. Und du willst das alles für eine Jagd auf ein Phantom mit deinem Spezi riskieren?«
    Malenfant wartete, bis George Dampf abgelassen hatte und sagte dann: »Sag mir, weshalb wir Cruithne nicht erreichen sollten. Er ist auch nur ein NEO. Ich dachte, die NEOs seien leichter zu erreichen als der Mond, und dort sind wir schon vor vierzig Jahren gelandet.«
    George seufzte, und Malenfant sah förmlich, wie sein Gehirn in eine andere Betriebsart umschaltete. »Genau. Aus

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