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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Art. Indem einer von uns bis an die Grenze geht …«
    Plötzlich wurde ihr das alles zu viel, und sie schlug die Hände vors Gesicht. »Die Geschichte ist mir egal, Malenfant. Und das Schicksal des Universums kümmert mich wenig. Wir reden hier über dich.«
    Er legte ihr den Arm um die Schulter; er war warm, sein Körper noch erhitzt vom langen Lauf. »Es ist schon gut«, versuchte er sie zu beruhigen. »Es ist schon gut. Weißt du was? Ich glaube, dass die Gaijin neidisch sind. Neidisch auf uns kleine Würmer. Weil wir etwas haben, das sie nicht haben und das wertvoller ist als alle technischen Gimmicks in diesem Universum, wertvoller als eine Lebensdauer von einer Milliarde Jahre.«
    Der Gaijin stand vor ihnen. Wie aus dem Nichts ragte er plötzlich vor ihnen auf.
    »Jetzt schon, Kassiopeia?«, fragte Malenfant mit einem kleinen Zittern in der Stimme.
    ES TUT MIR LEID, MALENFANT.
    Malenfant richtete sich auf und nahm den Arm von Madeleines Schulter. Sie spürte das Zögern in der Bewegung. Sie wurde sich bewusst, dass sie ihm doch Trost gespendet hatte; durch die Fürsorge für sie hatte er die traurige Realität zu verdrängen vermocht.
    Doch nun hatte die Realität ihn in Gestalt des Gaijin wieder einge-holt, und er musste sich ihr stellen – allein.
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    Und da war auch der alte Esau und grinste übers ganze Gesicht.
    In den tiefen Augen spiegelte sich Sternenlicht. Er gestikulierte: Die Faust an die Stirn, dann die Handfläche der linken Hand nach oben gedreht und die Faust mit nach oben gerecktem Daumen draufgelegt. He, Dummkopf. Ich werde dir helfen.
    Wobei willst du mir helfen? Wobei?, signalisierte Malenfant zurück.
    Zeige-und Mittelfinger beider Hände aneinander gelegt, wie ein Messer vorgestreckt und dann nach unten gestoßen. Ein krasses, unmissverständliches Zeichen. Beim Sterben.
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kapitel 34
DER KINDERKREUZZUG
    Kassiopeia nahm ihn in sich auf.
    Er wurde von gelenkigen Armen umschlungen und in ihren Körper gezogen. Er roch versengtes Metall, das dem Vakuum und dem Licht von hundert Sonnen ausgesetzt gewesen war. Und nun tasteten dünne Arme seinen Körper ab wie Tentakel. Sie tasteten die Haut, Mund und Augen ab.
    Durch einen Schleier aus metallenen Wimpern sah er Madeleine vor sich auf dem Hügel. Sie weinte. »Erzähl ihnen von mir, Madeleine. Damit sie mich nicht vergessen.«
    »Das werde ich tun. Ich verspreche es.«
    Nun stocherten warme Sonden in seinen Ohren, im Mund und sogar auf den Augen herum. Sie stocherten und pieksten, und er spürte einen dutzendfachen stechenden Schmerz. Dann erfolgte ein besonders heftiger Einstich, und er schmeckte Blut. »Es tut weh, Madeleine.« Ein Schmerzensschrei entfuhr ihm. »O Gott!«
    Plötzlich war Esau vor ihm und gestikulierte wild. Dumm dumm.
    Schau mir zu.
    Malenfant versuchte sich zu konzentrieren, obwohl die Schmerzen immer stärker wurden.
    Esau saß auf dem Hügel. Im Licht der Sterne des Zentrums der Galaxis hielt er einen Faustkeil aus Obsidian.
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    Malenfant streckte die Hand aus. An den Armen hingen lange schimmernde Tentakel, die zum kalten Körper des Gaijin führten, mit dem er verschmolzen war. Er sah, dass er die Finger noch zu bewegen vermochte. Aber sie glänzten metallisch.
    Esau hielt ihm noch immer den glasigen Stein hin.
    Malenfant nahm ihn. Er spürte die raue Textur, aber nur undeutlich, als ob er Gummihandschuhe trüge. Er wendete den Stein in den Händen.
    Esau hielt einen anderen Obsidianbrocken in die Höhe, dazu Hämmer aus Knochen und Stein. Er gab Malenfant Zeichen. So wie ich, Dummer. Tu so wie ich! Nachmachen!
    Malenfant tat wie geheißen, ahmte Esaus Bewegungen nach und bearbeitete unbeholfen den Stein. Fünfundzwanzigtausend Lichtjahre von der Heimat entfernt übte er das älteste Handwerk der Menschen aus.
    »Die Buddhisten haben die Doktrin des anatta«, murmelte Madeleine. »Das heißt kein Selbst. Es bedeutet, dass das Selbst nur vorübergehend sei, wie eine Idee oder eine Geschichte. ›Taten existieren, wie auch ihre Folgen, aber die handelnde Person existiert nicht …‹ So schlimm wird es schon nicht werden, Malenfant. Manche Leute tun das sogar ohne fremde Hilfe. Sie entscheiden sich da-für …«
    Er sah, dass sie weinte. Tränen sickerten aus den geschlossenen Augen. Sie weinte um ihn. Aber er durfte nicht an sie denken. Er versuchte in seiner Aufgabe aufzugehen. Er konzentrierte sich auf die Arbeit, die Bewegungen der Hände und Arme. Dann schweiften seine Gedanken wieder zu Madeleine ab – und

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