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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sie sind – fließend. Sie lösen sich in ihre Bestandteile auf, zerstreuen sich und setzen sich wieder zusammen.
    Oder sie verschmelzen zu großen Schwärmen und tauschen sich aus. Identität ist für sie eine Variable, ein Muster wie der Schatten einer vorüberziehenden Wolke. Aber nicht für uns. Und aus diesem Grund haben die Gaijin das nicht.« Er tippte sich an die Brust. »Sie haben kein Ich- Bewusstsein.«
    Und ohne ein Selbst gab es auch keine Selbstaufopferung, sagte Madeleine sich.
    Deshalb vermochten die Gaijin das Projekt zur Verhinderung des Neustarts nicht durchzuführen. Nur Menschen, so schien es – Skla-ven replizierender Ideen, genährt und getröstet durch die Illusion des Selbst – waren vielleicht stark genug und verrückt genug dafür.
    Malenfant musste seine Identität auf die hier arbeitenden frag-mentierten Entitäten übertragen, um ihnen ein Gefühl der Bestimmung zu verleihen, die Motivation für einen höheren Zweck. Ein Gefühl der Aufopferung, des Glaubens, des Selbst. Um den Gaijin bei der Rettung der Galaxis zu helfen, würde Malenfant wie die Gaijin werden müssen. Er würde sich verlieren … und in der unbegreiflichen Gemeinschaft, die am Geflecht des Segels arbeitete, wie-derfinden müssen.
    Malenfant stand zitternd vor dem spinnenartigen Gaijin. »Und du glaubst, das wird funktionieren?«
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    Nein, sagte Madeleine sich. Aber sie sind verzweifelt. Sie setzen alles auf eine Karte. Was sollten sie auch sonst tun?
    Der Gaijin antwortete nicht.
    »Ich kann das nicht tun«, flüsterte Malenfant schließlich und rang die Hände. »Verlange das nicht von mir. Nimm dieses Ansinnen zurück.«
    Madeleine verspürte das Bedürfnis, zu ihm hinzulaufen, ihn zu umarmen und schlichten menschlichen Trost zu spenden, animali-sche Wärme. Aber sie wusste, dass sie das nicht tun durfte.
    Und der Gaijin antwortete immer noch nicht.
    Malenfant ging allein durchs leere Grasland davon.
    ■
    Madeleine schlief.
    Als sie aufwachte, war Malenfant immer noch weg.
    Sie lag auf dem Rücken und schaute zu einem Himmel empor, der mit Sternen und glühenden Staubwolken übersät war. Die Sterne wirkten klein und einheitlich; es gab nur ein paar helle blaue, junge Sterne, als ob sie in dieser drangvollen Enge zu wenig Brennstoff hätten – was vielleicht auch der Fall war. Und die Staubwolken waren zerfetzt, von den gewaltigen Kräften, die hier wirkten, in ausgefranste Lagen und Stränge zerrissen.
    In Richtung des Herzens der Galaxis erkannte Madeleine eine Struktur. Vor dem Hintergrund der Sternenschwärme machte sie zwei annähernd konzentrische Ringe aus Licht aus, die aus ihrer Perspektive zu Ellipsen geneigt waren. Die Ringe waren komplex: Sie sah Gas und Staub, Sterne, die sich zu kleinen, kompakten Ku-gelsternhaufen gruppiert hatten, sphärische Arrangements fast identischer Stecknadelköpfe. An einer Stelle war der äußere Ring zu einem großen Knoten der Sternentstehung explodiert – Zehn-682
    tausende junger, heißer blauer Sterne loderten im ausgefransten Zentrum einer rosig-weißen Wolke. Sie sah, dass die Ringe sich ausbreitenden Wellen glichen, oder Gaswolken von irgendeiner Explosion. Falls es aber eine Explosion gegeben hatte, dann musste sie wirklich gewaltig gewesen sein; dieser äußere Ring war ein zusammenhängendes Objekt mit einem Durchmesser von tausend Lichtjahren; groß genug, um fast alle Sterne zu umfassen, die von der Erde mit bloßem Auge sichtbar waren.
    Und als Madeleine den Kopf hob, sah sie, dass der innere Ring eigentlich die Basis einer noch größeren Formation war, die aus der allgemeinen Ebene der Galaxis aufragte. Es war ein zerklüfteter Bogen aus leuchtenden Gassträngen, dessen Scheitelpunkt hoch am Himmel lag, wo die Sternendichte schon geringer war. Es erinnerte sie an Bilder von Protuberanzen, Gaszungen, die vom Magnetfeld der Sonne geformt wurden – nur dass dieser Bogen weitaus größer war und Hunderte Lichtjahre überspannte. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, schoss ein riesiger Gasstrahl aus dem Bogen, durchstieß die Ebene der Galaxis und zog sich tausend Lichtjahre durchs All, bis er sich schließlich in der Dunkelheit verlor.
    Das war eine Schau der Superlative, die sie über sich sah, wobei die jeweiligen ›Akteure‹ sich noch zu übertrumpfen versuchten.
    Aber vom Zentrum der Galaxis selbst sah sie nur einen kompakten, undurchdringlichen Sternenhaufen – Abertausende, die sich in unglaublich engen Abständen umliefen und sich noch

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