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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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der Schmerz, der in Wellen gegen sie anbrandete und der schließlich nachließ, als das Baby aus ihr herausgeholt wurde – gefolgt von einem letzten quälenden Schub, als die Nachgeburt ausgestoßen wurde.
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    Als es vorbei war, versuchte Schatten sich auf den Ellbogen aufzustützen. Das Haar war von Staub und Blut verfilzt. Der Boden zwischen den Beinen war von Blut und Schleim getränkt, der im aufkommenden Sonnenlicht trocknete.
    Frauen, groß wie Bäume, standen um sie herum und warfen lange Schatten.
    Eine von ihnen – sie war schon älter und hatte silbriges Haar – hielt die dampfende Nachgeburt. Die alte Frau knabberte vorsichtig daran, und dann rannte sie mit einem Seitenblick auf Schatten mit dem gestohlenen Frühstück zum rauchender Feuer.
    Die anderen Frauen schauten auf Schattens Gesicht und rümpften die kleinen, hervorstehenden Nasen. Wo der heftige Schmerz nun abebbte, spürte Schatten ein Jucken, das sich über Wangen, Stirn und Nase ausgebreitet hatte. Sie kratzte sich abwesend.
    Eine Frau stellte sich vor sie. Sie hielt das Baby, wobei sie die langen Finger um seine Taille geschlossen hatte. Es hatte große rosige Ohren, einen kleinen Mund mit geschürzten Lippen und eine runzlige bläulichschwarze Haut. Der Kopf war wie eine Paprika angeschwollen. Es – er – öffnete den Mund und wimmerte.
    Er roch sonderbar.
    Die dürre Frau ließ das Baby auf Schattens Bauch fallen.
    Schwach klammerte das Baby sich an ihren Pelz, öffnete den Mund und schloss ihn mit einem Schmatzen.
    Zögerlich fasste Schatten ihn um die Taille. Er zappelte schwach.
    Sie drehte ihn so, dass er mit dem Gesicht auf sie wies und drück-te ihn an die Brust. Bald hatte sein Mund die Brustwarze gefunden, und sie spürte einen warmen weißen Schwall durch den Körper strömen.
    Aber das Baby roch falsch. Sie war kaum imstande, es auch nur zu halten.
283
    Die Läufer gewährten ihr für den Rest des Tages und die Nacht ein Bleiberecht. Aber sie gaben ihr nichts mehr zu essen. Und als die Morgendämmerung einsetzte, jagten sie sie mit Steinen und Schreien davon.
    Das Baby hielt sich an ihrer Brust fest, und der große unförmige Kopf baumelte herab. Schatten marschierte mit unsicheren Schritten durch die Savanne, dem bewaldeten Kraterrand entgegen.
    Reid Malenfant:
    Malenfant wachte mit dem Geruch von Schinken in der Nase auf.
    Er kam langsam zu sich. Der Duft weckte Erinnerungen an Em-ma und das Heim, das sie sich in Clear Lake, Houston geschaffen hatten – und noch ältere Erinnerungen an seine Eltern und die sonnigen Morgen der Kindheit.
    Aber er war nicht zu Hause, weder in Clear Lake noch sonst wo auf der Erde.
    Als er die Augen aufschlug, sah er Wände aus geglätteten Grassoden um sich herum und ein Dach aus grob gezimmerten Plan-ken. Das Ganze war mit einer Patina aus Rauch und Alter überzogen. Licht strömte durch unverglaste Fenster herein; es waren blo-
    ße Öffnungen, die man in die Soden geschnitten und mit hauch-dünn geschabten Tierhäuten verkleidet hatte. Unter dem Duft des Schinkens roch er das kühle erdige Aroma des Waldes.
    Der Tag war kaum angebrochen, und es war trotzdem schon heiß. Dünne Luft, Malenfant: Heiße Tage, kalte Nächte wie im irdischen Hochgebirge.
    Nemotos Pritsche war leer.
    Als er sich aufsetzen wollte und die Decken aus grobgewobenen Fasern abstreifte, verspürte er plötzlich einen stechenden Schmerz in der Schulter: Das erinnerte ihn an die Verwundung, die ein Ho-284
    mo erectus ihm durch einen Steinwurf beigebracht hatte, bevor er ihn auffressen wollte.
    Er schwang die Beine aus dem Bett. Er war in Unterwäsche, einschließlich der Strümpfe, und die Stiefel waren ordentlich hinter der kleinen Tür der Hütte abgestellt. Er hatte einen leichten Kater und einen ledrigen Mund. Er erinnerte sich an das Bier, das er am Abend zuvor konsumiert hatte – ein starkes, süffiges Gebräu aus einer örtlichen Pflanze, das aus Holzbechern hinuntergekübelt wurde.
    Die Tür öffnete sich und knarrte in den hölzernen Angeln. Eine Frau trat ein.
    Malenfant bedeckte sich hastig mit den Decken.
    Sie war kleinwüchsig, untersetzt und mit einer Bluse und einem Rock bekleidet, die so quittengelb gefärbt waren, dass es fast schon komisch anmutete. Ihr Gesicht ragte unter einem massiven Brauenwulst hervor, aber das Haar war akkurat zurückgebunden und mit Blumen verziert.
    Sie sah aus wie ein Profi-Wrestler in einem Tuntenkostüm. Sie machte einen artigen Knicks.
    Sie hatte Malenfants Overall dabei,

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