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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Nemoto leise. »Und die alle durch diesen wandernden Roten Mond verbunden sind.«
    McCann hörte aufmerksam zu. Malenfant fielen die tiefen Falten in seinem Gesicht auf; er wirkte wie fünfzig, sah aber älter und verhärmt aus, als ob ein Feuer der Verzweiflung in ihm brannte.
    »Sie glauben, wir kommen von verschiedenen Welten«, sagte er.
    »Von verschiedenen Versionen der Erde«, sagte Nemoto.
    Er nickte. »Und auf Ihrer Erde gibt es keine Hams?«
    »Nein«, sagte Nemoto.
    »Bei uns gibt es keine Läufer. Die Läufer sind vielleicht Eingeborene.« Er musterte sie durchdringend. »Und was ist mit den anderen, den Elfen-Leuten und den Nussknackern …«
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    »Wenn Sie diese anderen Varianten von Hominiden oder Prä-
    Hominiden meinen – nein. Es gibt nichts zwischen uns und den Chimps. Den Schimpansen.«
    McCann machte große Augen. »Wie erstaunlich. Wie – einsam.«
    Die Neandertaler-Frau kam mit plumper Grazie zum Tisch und räumte das Geschirr ab.
    Sie machten einen Spaziergang durchs Dorf.
    Metall war hier eine Seltenheit: Ein paar Messer, Schalen und Scheren. Diese Werkzeuge schienen aus dem Wrack des Schiffs gefertigt worden zu sein, das McCann und seine Kameraden hierher gebracht hatte. Wie Nemoto und Malenfant waren die Engländer aus eigener Kraft hierher gelangt. Die Werkzeuge waren unersetzlich und dementsprechend wertvoll – und sie waren begehrtes Die-besgut bei Hams inner-und außerhalb der Siedlung. McCann sagte, dass die Hams die Werkzeuge gar nicht benutzten; sie schienen sie vielmehr zu zerstören oder zu vergraben, um diese Spuren des Neuen von der Welt zu tilgen.
    Es gab viele Hams, die als Bedienstete arbeiteten. Und es schien auch ein paar der sogenannten Läufer zugeben, die ständig unter Bewachung standen und außerhalb des Hauptzauns gehalten wurden. Er versuchte, sich einer Bewertung zu enthalten. Er gehörte schließlich nicht zu denen, die hier seit langer Zeit ums Überleben kämpften, zumal McCann und seine Kameraden offensichtlich von einer ganz anderen Welt stammten als er.
    Außerdem schien McCann zu glauben, dass er ›seine‹ Hominiden gut behandelte.
    Sie begegneten einem anderen Engländer, einem Mann mit einem aufgedunsenen roten Gesicht, einem Rauschebart und einem Schmerbauch, der sich unter dem schmutzigen und oft geflickten Überrest eines Hemds wölbte. Er fuhr auf einem Wagen, der von 291
    zwei Läufern gezogen wurde, die wie Packtiere mit ledernem Geschirr angespannt waren.
    »Das ist Crawford in seinem Cape-Karren«, flüsterte McCann verschwörerisch. »Irgend so ein Freak zwischen Ihnen und mir.
    Aber nach dieser langen Zeit sind wir alle wohl ein bisschen gaga.
    Ich glaube, er ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich mit Ihnen zu befassen. Wenn er aber auf die Idee käme, dass Sie ein Franzose sind, würde er Sie sofort erschießen! Ein Opfer seiner Wahnvorstellungen, der arme Kerl. Und ich befürchte, dass er vielleicht was vom Schwarzwasser abgekriegt hat.«
    McCann redete wie ein Wasserfall, als ob er zu lang allein gewesen sei.
    Sie schienen zu zwölft gewesen zu sein – alles Männer, alle Briten aus einem Empire, das länger Bestand gehabt hatte als in Malenfants Welt. Ihre Weltraumrakete war von etwas angetrieben worden, das die Bezeichnung Darwin-Antrieb trug.
    McCann versuchte, die Geschichte seiner Welt und seiner Nation zu beschreiben. Nachdem er sie mit vielen Details, Namen von Kriegen und Königen und Feldherren und Politikern bombardiert hatte, die Malenfant natürlich nichts sagten, beschränkte er sich auf eine kurze Zusammenfassung.
    »Wir befinden uns in einer Art globalem Krieg«, sagte McCann.
    »Unsre Vorväter eroberten neue Länder, in Asien, Afrika und Australien – sogar in der Neuen Welt –, sowohl der Eroberungslust als auch des Gewinnstrebens wegen.«
    Aber das ultimative ›neue Land‹ hatte immer am Himmel ge-hangen. Bevor der Rote Mond an McCanns Himmel erschienen war, hatte dort ein Mond gestanden – keine kleine Luna, sondern eine viel größere Welt, eine Welt mit vom Wasser gefrästen Schluchten und Wasserschichten und Staubstürmen, eine Welt, die irgendwie an den Mars erinnerte. Die großen Nationen dieser anderen Erde waren dem Lockruf jenes Mondes gefolgt und hatten 292
    ein Rennen ins All eröffnet, sobald die Technik dafür verfügbar war – Jahrzehnte, bevor Malenfants Welt diesen Entwicklungs-schritt vollzogen hatte.
    Trotz der fremdartigen Eindrücke, die auf ihn einstürmten, verspürte

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