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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Grollen.
    Erschrocken zog sie die Füße unter den Körper und presste die Knöchel auf den Boden. Dann ließ sie den Blick über die offene Ebene schweifen.
    Die Felsbrocken und vereinzelten Bäume warfen schon lange Schatten. Sie hatte vergessen, wo sie war: Während sie im Wasser geplanscht hatte, war der Tag fast verstrichen. Sie wimmerte und schlang die langen Arme um den Körper. Sie wollte nicht weiter-274
    laufen. Aber der Instinkt schrie sie förmlich an, dass sie die Ebene noch vor Einbruch der Nacht hinter sich bringen musste.
    Sie kletterte aus dem Bach und lief auf das Randgebirge des Kraters zu.
    Die Sonne ging mit rasender Geschwindigkeit unter. Der Schatten vor ihr wurde immer länger und zerfloss dann zu einem Grau.
    Das Gesicht juckte sie, als ob ein Insekt sich in die Haut bohren wollte. Sie kratzte sich an Wangen und Brauen und hielt Ausschau nach jemandem, der sie kämmte. Aber es gab hier niemanden, und der Juckreiz wurde immer stärker.
    Erschöpft lief sie weiter.
    Und noch immer ertönte dieses Grollen und hallte über die Savanne: Die Stimmen der Räuber, die sich gegenseitig riefen und das Revier markierten, das sie beanspruchten.
    Es wurde dunkel. Die Erde stieg am Himmel empor. Das Land wurde in silbriges Blau getaucht. Sie erhaschte einen Blick auf gelbe Augen, die wie zwei winzige Sonnen wirkten.
    Sie stieß einen Schrei aus, nahm eine Handvoll Dreck und warf ihn gegen die gelben Augen. Ein Heulen ertönte.
    Sie drehte sich um und rannte davon, ohne zu wissen, wohin sie lief. Aber ihr Gang war watschelnd und steif, die Füße kaputt und wund.
    Sie hörte gleichmäßige, schnelle Schritte hinter sich.
    Erinnerungen wirbelten durch ihr Bewusstsein: An einen Biss, der den Schädel eines Kinds wie eine Nuss geknackt hatte, an die Überreste der Mahlzeit eines Räubers, blutige Gliedmaßen und einen Torso, an die qualvollen Schreie eines Opfers, das lebendig in ein Nest geschleppt worden war und an dem die Jungtiere sich bis spät in die Nacht satt gefressen hatten.
    Sie sah Licht vor sich.
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    Sie rannte keuchend und rufend auf das Licht zu. Sie dachte an einen Tagesanbruch in einer sicheren Baumkrone, im warmen Nest liegend und an den großen Körper ihrer Mutter geschmiegt.
    Das Licht war gelb, und es flackerte, und Schatten bewegten sich davor. Ein Feuer.
    Sie hörte wieder diese trampelnden Schritte. Sie spürte einen hei-
    ßen Hauch im Nacken.
    Ein Stein zischte durch die Luft an ihrem Kopf vorbei. Er prallte harmlos gegen einen Felsen. Dann kam noch ein Stein geflogen.
    Er traf sie an der Brust und warf sie auf den Rücken.
    Die Katze, die sie verfolgt hatte, schrie und jaulte hinter ihr. Als sie sich aufsetzte und umdrehte, sah sie die schlanke Silhouette durchs blaue glitzernde Gras schleichen.
    »Elfe Elfe weg!«
    Sie schrie auf und kratzte mit den Fingern im Dreck.
    Sie schaute zu einer großen Gestalt auf – einer Frau, die vielleicht doppelt so groß war wie sie, größer noch als der Große Boss gewesen war. Sie hatte einen langen, hässlichen Körper und kleine, flache Brüste. Sie war unbehaart außer Haarbüscheln auf dem Kopf und zwischen den Beinen. Sie hatte ein kleines Gesicht und eine platte Nase und trug einen Stock, mit dem sie auf Schatten zeigte.
    Sie war ein Läufer.
    Vorsichtig stand Schatten auf. Sie begegnete der Frau mit einer Abfolge aus tiefen Atemzügen, Rufen, Gekreisch und Schreien. Sie würden sich unterhalten, mit Tönen ohne Worte, und ihre Schreie würden sich während der Begrüßung langsam in Tonhöhe und Lautstärke angleichen.
    Aber die Frau piekste Schatten mit dem Stock und hätte sie beinahe damit verletzt. »Elfe Elfe weg!«
    Schatten fürchtete den Stock. Aber vor ihr war das gelbe Feuer.
    Sie hörte das Feuer knistern und knacken, und sie roch Nahrung, 276
    den intensiven Geruch von Blättern und verbranntem Fleisch. Viele Leute waren dort – alle groß und dürr und haarlos wie diese lange Frau, aber trotzdem Leute. Hinter ihr gab es nur die Dunkelheit der Savanne, die wie ein großer dunkler Rachen darauf wartete, sie zu schlucken.
    Mit ausgestreckten Händen ging sie einen Schritt auf die Frau zu. Sie wollte sie kämmen und griff nach dem Haar auf dem Kopf der Frau.
    Der spitze Stock bohrte sich in ihre Schulter. Wieder wurde Schatten zu Boden geworfen. Sie steckte einen Finger in die Wunde; Blut tropfte heraus und benetzte das Fell. Sie wimmerte schmerzlich. Die feinen Nasen der Katzen würden das Blut bald riechen.
    Die Frau stand

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