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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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den großen deformierten Schädel an ihren Bauch drückte.
    Die Löwen stießen die Mäuler in den Kadaver der Antilope und rissen die Eingeweide und die leicht zugänglichen Fleischpartien heraus. Bald waren die Mäuler blutverschmiert und ein lautes, zufriedenes Knurren ertönte. Schatten wurde vom metallischen Gestank des Bluts und dem stechenden Geruch der Löwen schier überwältigt – und von Hunger. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen.
    Das Gesicht juckte, und sie kratzte sich.
    Schließlich verstummte das schnurrende Knurren der Löwen.
    Und nun näherten Ausputzer sich dem Kadaver. Ein Rudel hungriger Hyänen lief darauf zu, und über ihnen kreisten die 379
    ersten Fledermäuse: Große aasfressende Fledermäuse, deren Flügel sich als schwarze Streifen am Himmel abzeichneten.
    Und vom bewaldeten Kraterrand näherten sich Leute: Sie sahen aus wie die Elfen-Leute, zu denen Schatten gehörte. Männer, Frauen und Kinder traten aus dem grünen Schatten des Walds heraus.
    Die schwarzen Felle bildeten einen krassen Kontrast zur grün-roten Ebene. Sie waren mit Stöcken und Steinen bewaffnet und starrten hungrig auf den Kadaver.
    Aber die Hyänen waren auch hungrig, und im nächsten Moment waren sie über der Antilope und stießen die Schnauzen in die klaffenden Löcher, die die Löwenkiefer gerissen hatten. Und sie stritten sich um die Beute. Die schlanken Körper, die mit aufgestellten Schwänzen den Kadaver umringten, wirkten aus der Ferne wie Maden auf einer Wunde.
    Die Leute griffen an, schrien, schwenkten die Stöcke und warfen mit Steinen. Ein paar der Hunde wurden von Steinen getroffen.
    Ein Mann, ein bulliger Typ, dessen eines Auge von einer großen Narbe geschlossen war, kam ganz nah heran und versetzte einem Tier einen Schlag mit einem Knüppel, so dass der Hund aufjaulte und strauchelte. Aber die Hunde ließen sich nicht vertreiben. Ein paar von ihnen wandten sich sogar von der Beute ab und griffen ihrerseits die Hominiden an, bellten und schnappten nach ihnen, ehe sie sich wieder am großen Fressen beteiligten. Die meisten be-achteten die Leute aber gar nicht und schlangen so viel Fleisch wie möglich in sich hinein, bis sie von einem größeren und stärkeren Hund verjagt wurden.
    So lief das in einem Geflecht komplexer, aber unbewusster Berechnungen ab: Die Hyänen mussten sich entscheiden, ob sie die Hominiden angreifen oder sich darauf verlassen sollten, dass ein anderer Hund es tat, wodurch ihr Anteil am Fleisch größer wurde.
    Und die Menschen mussten die Stärke und Entschlossenheit der 380
    Hyänen gegen ihren eigenen Hunger und den Wert des Fleischs abwägen.
    Diesmal waren die Hyänen zu stark.
    Die Rotte der Elfen-Leute zog sich missmutig zurück. Sie suchten sich einen Platz im Schatten der Bäume am Waldrand und starrten mit unverhohlenem Neid auf das Fleisch, das die Hunde verschlangen.
    Schließlich zerstreuten die Hyänen sich. Sie hatten fast das ganze Fleisch gefressen, und die Antilope bestand nur noch aus verstreuten Knochen und Fleischfetzen auf einem blutdurchtränkten Boden. Es sah aus, als ob hier eine Explosion stattgefunden hätte.
    Die Leute rückten wieder aus und vertrieben mit Steinen und Stö-
    cken die letzten Hunde.
    Die Fleischausbeute war mager. Aber es war trotzdem noch eine reiche Ressource vorhanden, die für Hominiden-Werkzeuge zu-gänglich war. Die Erwachsenen suchten die Knochen der Antilope zusammen und schlugen sie mit geübten Faustkeil-Schlägen auf.
    Bald sogen viele Leute gierig das Mark ein. Kinder balgten sich um Fleischfetzen und Knorpel.
    Große Fledermäuse ließen sich nieder. Mit den lederartigen schwarzen Schwingen sahen sie aus wie Geier. Sie nagten an herumliegenden Teilen des Kadavers herum und besudelten sich mit Blut. Die Leute duldeten sie. Wenn die Fledermäuse aber zu nah kamen, wurden sie von Stöcke schwingenden, schreienden Hominiden empfangen.
    Schatten wagte sich hinter dem Felsen hervor.
    Ein Kind, dem ein Fleischfetzen aus dem Mund hing, lief neugierig auf sie zu. Als Schatten ihm entgegenkam, rümpfte das Kind jedoch die Nase und starrte sie grimmig an. Dann machte es kehrt und flüchtete sich in die Sicherheit seiner Mutter.
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    Als Schatten sich der Gruppe näherte, schoben die Leute die Kinder aus ihrem Weg, knurrten und warfen sogar mit Steinen.
    Aber sie trafen keine Anstalten, sie zu verjagen.
    Schatten sah eine große ältere Frau, deren Rückenhaar von eigenartigen silbernen Strähnen durchzogen war. Diese Frau –

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