Das Multiversum 3 Ursprung
sich entwickelt hatte –, um auf zwei Beinen zu gehen. Sie war vielleicht halb so groß wie Babo und viel dünner.
»Es ist ein Hominide«, sagte sie versonnen.
»Ich habe es in einem Baum gefunden«, sagte Babo. »Es ist ziemlich stark, bewegt sich aber langsam. Es war leicht zu fangen.«
Manekato streckte die Hand aus, um das Gesicht der Kreatur zu berühren.
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Der Hominide riss den Kopf herum und grub die Zähne in Manekatos Finger.
Manekato wich mit einem leisen Schrei zurück. Winzige Arbeiter in ihrem Blutkreislauf schlossen sofort die Wunde.
»Ha!«, kreischte die Kreatur. »Elfe stark Elfe gut beißt blöden Ham ha!«
Dieses Geplapper sagte Manekato überhaupt nichts.
Ohne-Name nahm Babo die Kreatur ab, ohne dass der dagegen protestiert hätte. Sie hielt sie am Kopf in die Höhe. Der baumelnde Hominide schrie und zappelte und bearbeitete Ohne-Names Arm mit Füßen und Fäusten, aber die Bewegungen waren schwach und langsam.
Mit einer schnellen Bewegung zerquetschte Ohne-Name den Schädel des Hominiden. Der Körper zuckte und erschlaffte. Ohne-Name ließ den Kadaver mit dem zermatschten Kopf auf den Boden fallen. Ein Arbeiter eilte herbei und beseitigte den kleinen Leichnam.
Babo schaute Ohne-Name mit ausdruckslosem Gesicht an. »Wieso hast du das getan?«
»Es hatte kein Bewusstsein«, sagte Ohne-Name. »Es hatte keinen Nutzwert. Deshalb hatte es auch kein Recht zu leben. Ich bin von diesem Mond enteignet worden. Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich mir den Mond als Entschädigung angeeignet habe.«
Manekato unterdrückte ihren Zorn. »Wir sind nicht hierher gekommen, um zu töten. Wir sind gekommen, um zu lernen – zu lernen und zu verhandeln.«
Ohne-Name spuckte einen dicken Schleimbrocken ins Gras.
»Wir sind aus verschiedenen Gründen hier, Manekatopokanemahedo. Du folgst den närrischen Träumen der Astrologen. Ich bin ein Farmer.«
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»Und welche Ambitionen verfolgst du hier?«, fragte Manekato langsam. »Eine neue Welt zu zähmen und sie dir Untertan zu machen?«
»Welch höheres Ziel könnte es wohl geben?«
»Aber wir müssen diejenigen finden, die diese Welt bewegt haben. Sie waren mächtiger als diese Grashalme und der arme Hominide. Vergiss das nicht, Renemenagota, wenn du mit Eroberungs-gelüsten prahlst.«
Nun sah Manekato, dass zwei massive Arbeiter einen zweiten Hominiden zur Inspektion brachten. Er war größer und schwerer als der letzte, aber struppig, schmutzig und mit leerem Blick.
Wieder fasste Ohne-Name die Probe am Kopf und hob sie mü-
helos hoch. Die Kreatur schrie und zappelte in ihrer Not, aber die Bewegungen waren noch langsamer als die der ersten Kreatur. Und sie versuchte auch nicht, sich gegen Ohne-Name zu wehren.
»Lass es los«, sagte Manekato mit ruhiger Stimme.
Ohne-Name musterte sie. »Du gehörst nicht zu meiner Abstammungslinie. Du hast keine Autorität über mich.«
»Sieh doch, Renemenagota. Es trägt Kleidung.«
Babo holte tief Luft. »Loslassen«, sagte er. »Oder ich sorge dafür, dass die Arbeiter nachhelfen. Ich habe dazu die Autorität, Namenlose – dank der Astrologen, die du so verachtest.«
Ohne-Name artikulierte einen knurrenden Protest. Aber sie ließ den Hominiden los. Er fiel auf den Boden. Manekato und Babo beugten sich über ihn. Er hatte sich zu einer fötalen Stellung zusammengerollt; so sanft wie möglich drehten sie ihn auf den Rü-
cken und drückten die Gliedmaßen auseinander.
»Ich glaube, es ist weiblich«, sagte Babo. »An Kopf und Hals hat sie starke Quetschungen, und sie hat Atemnot. Ohne-Name hat sie beschädigt.«
»Vielleicht können die Arbeiter sie reparieren.«
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Der Hominide hustete und versuchte sich aufzusetzen. Babo unterstützt ihn mit einer starken Hand.
»Mein Name«, sagte der Hominide, »ist Nemoto.«
Schatten:
Die Antilope war von der Herde getrennt worden. Sie hinkte, vielleicht wegen des Alters oder einer Verletzung.
Mit geschmeidiger Eleganz sprang der Löwe auf den Rücken der Antilope und warf sie in einer roten Staubwolke zu Boden. Die Antilope schlug mit den Beinen und zappelte; Rücken und Beine waren schon stark zerfleischt. Dann tötete der Löwe sie mit einem letzten, beinahe gnädigen Biss in den Hals. Während das Blut in den Staub der Savanne strömte, sah Schatten Erstaunen in den Augen der Antilope.
Weitere Löwen scharten sich um die Beute.
Schatten blieb hinter dem Felsen in Deckung – mitten in der Savanne, aber gegen den Wind. Sie beruhigte das Baby, indem sie
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