Das Multiversum 3 Ursprung
sie gibt es nur das Hier und Jetzt. Falls ein trüber Funke von Bewusstsein hinter diesen trügerischen Augen glimmt, so ist er in einem Käfig fehlenden Aus-drucksvermögens gefangen … Sie sind bemitleidenswert, auch wenn man sie wegen ihrer animalischen Eleganz bewundern muss.«
Malenfant verzog das Gesicht. »Noch ein Vortrag, Hugh?«
McCann seufzte. »Ich bin definitiv zu lang allein gewesen. Meine Gedanken kreisen fast nur noch um die seltsamen entwurzelten Kreaturen, die diesen Ort bewohnen. Wäre ich nur so sparsam mit den Worten wie die liebe Julia, die wie der Rest ihrer Art nur das Notwendigste sagt!«
Vielleicht, sagte Malenfant sich, hat sie dir und mir nur nicht viel zu sagen. Er hatte die lebhaften Gespräche der Hams beobachtet, wenn sie sich von den Menschen unbeobachtet glaubten. Trotz aller ›Waldläufer‹-Erfahrung schien McCanns Verständnis für die Lebewesen in seinem Umfeld nur schwach ausgeprägt zu sein.
Ohne ein Wort stand Julia auf und ging über den spärlich bewachsenen Boden auf die Läufer zu. McCann und Malenfant blieben in Deckung.
Die Läufer drehten sich um und verfolgten ihre Annäherung. Sie verharrten still und reglos wie vorsichtige Raubtiere.
Julia erreichte das Feuer der Läufer. Sie hockte sich dort hin, wobei sie darauf achtete, nicht allzu nah am Fleisch zu sein. Die Läufer waren immer noch vorsichtig – ein Mann sah Julia mit ge-392
fletschten Zähnen an –, aber sie versuchten auch nicht, sie zu ver-scheuchen.
Nach einer Weile kam ein kleines Kind mit leuchtenden Augen und einem schlanken Körper zu ihr. Julia streckte ihre große Hand aus, und die Mutter riss das Kind sofort zurück.
Malenfant unterdrückte einen Seufzer. Manchmal erwarb Julia schnell das Vertrauen der Läufer, manchmal dauerte es auch länger. Heute hatte es den Anschein, dass Julia die Nacht im Lager der Läufer würde verbringen müssen, bevor sie weitere Fortschritte machten.
Im Lauf der Zeit hatte Malenfant die Übersicht über die Anzahl der Läufer-Gruppen verloren, auf die sie schon gestoßen waren. Julia wurde immer vorgeschickt, um eine Vertrauensbasis aufzubauen, und dann folgten Malenfant und McCann. Anschließend zeigte Malenfant ihnen die wertvolle Linse der südafrikanischen Luftwaffe, der einzigen ›heißen‹ Spur von Emma, und hoffte auf einen Funken des Erkennens in diesen leuchtenden Tieraugen.
Bisher hatte Malenfant aber keinen Erfolg gehabt, und trotz der grimmigen Entschlossenheit verlor er allmählich die Hoffnung.
Aber er hatte auch keine bessere Idee.
Während Julia stumm bei den Läufern saß, erlosch das Licht am Himmel. Die Räuber wurden aktiv, und ihr unheimliches Heulen trug weit in der stillen Nachtluft.
Ohne Worte und mit schnellen Handgriffen bauten Malenfant und McCann eine Feuerstelle. Sie benutzten trockenes Gras als Zunder und Reisigbündel, die sie vom Gürtel mitgebracht hatten, als Brennmaterial.
Malenfants Abendessen bestand aus ein paar Bissen rohen Fischs. Die Läufer benutzten das Feuer hauptsächlich zum Wärmen und nicht zum Kochen. Wenn McCann oder Malenfant diesen zähen salzigen Fisch auf dem Feuer gegrillt hätten, dann hätte 393
der Geruch des gebratenen Fleischs die Läufer aufgeschreckt und vertrieben.
Danach war Fußpflege angesagt. Malenfant streifte die Stiefel ab und inspizierte die Füße. Es gab hier eine Flöhe-Art, die ihre Eier unter Fußnägeln ablegte, und natürlich war es Malenfant, der dran glauben musste. Wenn das Kroppzeug im weichen Fleisch des Nagelbetts heranwuchs und sich vom verdammten Fußkäse ernährte, sagte McCann, würde Julia sie mit einem Steinmesser heraus-schneiden. Malenfant lehnte das dankend ab, sterilisierte das Taschenmesser im Feuer und machte es selbst. Aber das tat höllisch weh, und der Fuß blutete stark; an den folgenden Tagen hatte er echte Probleme beim Gehen gehabt.
Als er mit den Füßen fertig war, widmete Malenfant sich der Herstellung von Dörrfleisch. Das war eins seiner langfristigen Projekte. Man nahm geronnenes Fett von einem gebratenen Fisch und machte es in den Händen weich. Dann schnitt man das gebratene Fleisch mit einem von Julias Steinmessern in Stücke und vermengte es mit dem Fett. Man gab etwas Salz, Beeren und vielleicht noch ein wenig geriebene Muskatnuss aus McCanns Rucksack hinzu und formte das Ganze zu golfballgroßen Klumpen. Anschließend rollte man die Klumpen zu würstchenartigen Formen aus und ließ sie in der Sonne aushärten.
Er hatte das früher
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