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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Babo. »So machen sie es. Auf diese Art schickt das Ding im Kern diesen Mond von Universum zu Universum.«
    »Sag mir, was du meinst, Bruder«, sagte Manekato.
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    »Du kennst das Konzept auch. Es ist zum Beispiel nicht möglich, Ort und Geschwindigkeit eines Elektrons exakt zu bestimmen; vielmehr ist es in eine expandierende Wolke aus Wahr-scheinlichkeiten eingebettet. Hinsichtlich der zuletzt ermittelten Position besteht eine geringe, aber finite Wahrscheinlichkeit, dass das Elektron nicht etwa in der Nähe der letzten Position gefunden wird, sondern weit davon entfernt – außerhalb des Käfigs, in dem es gefangen war, in der Sonne oder sogar im Orbit um einen weit entfernten Stern …«
    »Ja, ja. Oder sogar in einem anderen Universum. Ist das die Quintessenz?«
    Er kratzte sich abwesend am Kopf. »Wir wissen zumindest, dass Quantentunnelung die Entstehung eines neuen Universums zu be-wirken vermag. Das Vakuum unterstützt eine Reihe von Energieniveaus. Eine Blase ›unsres‹ Vakuums könnte zu einer leeren Raumzeit mit einem geringeren Energieniveau tunneln, dort expandieren und kausal sich von unserer Raumzeit abkoppeln …«
    »Wir reden aber nicht davon, ein Elektron zu bewegen, sondern eine ganze Welt.«
    Babo zuckte die Achseln. »Ich glaube, nun haben wir wenigstens die Teile des Puzzles; vielleicht wird es uns auch gelingen, es zu-sammenzusetzen.«
    »Auf jeden Fall steht der nächste Schritt fest«, sagte Manekato.
    Sie steckte den Finger in den Krater, in den die Röhre vom Kern mündete; aber sie spürte kaum den Widerstand des kleinen Randes. »Wir müssen zu diesem seltsamen Krater gehen und so viel wie möglich in Erfahrung bringen – und nach Möglichkeit einen Weg finden, den zukünftigen Kurs dieses vagabundierenden Mondes zu beeinflussen.«
    »Das Multiversum ist ein Bündel möglicher Universen«, sagte Nemoto.
    Babo verzog das Gesicht. »Was hat sie gesagt?«
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    »Ich verstehe einiges von dem, was ihr sagt«, fuhr Nemoto fort. »Vielleicht sind die vielfältigen Universen durch ein solches Ereignis wie Quantentunnelung aus einem Ur-Universum hervorgegangen. Vielleicht ist die Erzeugung der Universen mit Absicht erfolgt. Vielleicht lebten die Alten im Ur-Universum …«
    Babo fletschte die Zähne, und Nemoto verstummte.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Manekato trocken.
    »Sie sieht so viel«, sagte Babo. »Viel mehr, als ich erwartet hätte.
    Und wenn sie so viel sieht, wird sie dann nicht auch erkennen, dass die Errungenschaften der Alten die unsren so weit übertref-fen …?«
    »So wie unsre Farmen und Abbildungen ihren engen Horizont übersteigen?« Sie berührte ihn an der Schulter und versuchte ihn mit einer stilisierten Entlausung zu beruhigen. »Aber wäre das denn so schlimm? Würde es uns schaden, etwas Demut von ihr zu lernen?«
    »Ich glaube, so ein armes Unschuldslämmchen ist sie gar nicht, Mane. Schau nur den Trotz in diesem kleinen Gesicht. Das ist doch unnatürlich. Als ob ein Arbeiter sich uns widersetzen würde.«
    Ein Schrei durchschnitt die Stille.
    Nemoto drehte sich abrupt um. Manekato spürte, wie ihre Ohren herumschwenkten. Es war ein Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung gewesen – der Schrei eines Tieres, der einem trotzdem durch Mark und Bein ging.
    Nemoto rannte zu der Stelle, wo der Schrei ertönt war.
    Nach anfänglichem Zögern lief Manekato ihrem Maskottchen hinterher.
    »Ach, verschone mich; ich flehe dich an, Madam Dämon, beim Blute Christi, verschone mich!«
    Es war natürlich Ohne-Name. Sie hatte schon wieder einen Hominiden gefangen. Sie hatte ihn auf den glatten Boden der Basis 401
    gelegt und ihm den Fuß auf den Rücken gestellt, so dass er sich nicht zu bewegen, sondern nur wie ein Fisch zu zappeln vermochte. Er trug Kleider, die einen primitiveren Zuschnitt als Nemotos hatten – mit Lederschnüren vernähte Tierhäute, als ob er in die Furcht erregende Nachbildung eines toten Tiers gestiegen wäre. Bei der Gefangennahme schien er sich Blessuren zugezogen zu haben.
    Blut sickerte aus einer schmutzigen Wunde an der Stirn, und der rechte Fuß stand als blutiger Klumpen in einem unnatürlichen Winkel ab. Blut, Rotz und Schweiß, sogar Urin besudelten den Boden aus Formenergie.
    Es gab Zeugen dieses grausigen Schauspiels. Bekümmert sah Manekato Faszination auf einigen Gesichtern, als ob immer mehr Leute der blutigen Versuchung dieser Welt erlägen.
    Sie legte Nemoto die Hand auf die Schulter. »Er ist ein Mitglied deiner Horde? Deshalb bist du

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