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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Roten Monds.
    Eine massige Gestalt ging in der Dunkelheit um ihn herum. Er duckte sich in der Erwartung weiterer Schläge.
    Doch dann spürte er eine Hand auf der Stirn und Wasser an den Lippen. Er roch den intensiven Geruch eines Ham – vielleicht war es Julia. Der Ham half ihm, sich flach auf den Bauch zu legen und schob ihm die zerrissene Jacke unters Gesicht. Er wusch ihm den Rücken – die Wunden schmerzten bei jedem Tropfen –, und dann wurde ihm etwas Weiches und Leichtes auf den Rücken gelegt. Es waren raschelnde Blätter.
    Durchs rechteckige Fenster in der Decke drang ein diffuses Grau-Blau. Es war entweder Abend oder früher Morgen.
    Danach wurde er allein gelassen, und er fiel in einen tiefen Schlaf.
    Als er aufwachte, war der rechteckige Himmelsausschnitt hellblau.
    In diesem Licht sah er, dass die Blätter auf dem Rücken von einer Bananenstaude stammten. Der Schmerz schien gelindert.
    »… Malenfant. Malenfant, sind Sie dort?« Die Stimme war nur ein Flüstern und kam aus der Richtung der Tür.
    Malenfant schob die Hände unter die Brust und stemmte sich so weit hoch, dass er zu kriechen vermochte. Er spürte, wie die Blätter vom Rücken abfielen. Am nackten Oberkörper klebte sein getrocknetes Blut, und bei jeder Bewegung riss Schorf und schmerzten die Wunden.
    Er kroch zur Tür und kniete sich in den mit Blut vermengten Lehm.
    »McCann?«
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    »Malenfant! Bei Gott, wie gut das tut, die Stimme eines zivilisierten Menschen zu hören. Hat man Ihnen denn übel mitgespielt?«
    Malenfant verzog das Gesicht. »Ein ›Fühler‹, wie Sprigge es nannte.«
    »Es hätte schlimmer kommen können, Malenfant.«
    »Das weiß ich.«
    McCanns Stimme klang irgendwie merkwürdig – belegt und verwaschen, als ob er etwas im Mund hätte. Bastonade, Bränden, Zunge durchstechen, erinnerte Malenfant sich. Die Bestrafung für Blasphemie.
    »Was haben sie mit Ihnen gemacht, Hugh?«
    »Meine Strafe wurde mit Genuss vollstreckt«, lispelte McCann.
    »Man muss ihren göttlichen Eifer bewundern … Und die Schläge waren längst nicht alles. Malenfant, er lässt mich auf dem Feld ackern: Ich werde mit den Läufer-Sklaven vor den Pflug gespannt.
    Es ist nicht die körperliche Belastung – ich bin meinen starken Läufer-Kameraden keine große Hilfe –, sondern die Demütigung, müssen Sie wissen. Lobegott hat mich auf eine Stufe mit den UnterMenschen gestellt, und seine primitiven Büttel machen sich da-rüber lustig, wie ich mich abmühe.«
    »Das bisschen Spott werden Sie wohl verkraften.«
    »Wenn das nur wahr wäre! Lobegott versteht es nämlich, einen auf einer subtileren Ebene zu treffen, als ihn durch rohe Gewalt in Form von Schlägen, Verstümmelungen und Verbrennungen zu ver-letzen. Die Schande dieser Entwürdigung hat mich tief getroffen – und er weiß das. Aber die Strafe wird nicht lang währen, Malenfant. Ich bin nicht mehr so jung und kräftig wie früher; ich glaube, bald werde ich mich Lobegotts Zugriff endgültig entziehen … Aber Ihnen muss das nicht widerfahren. Malenfant, ich glaube, dass Lobegott Ihnen eine gewisse Sympathie entgegenbringt – oder zumindest einen Nutzwert zubilligt. Erzählen Sie ihm alles, was er 488
    Ihrer Meinung nach hören will. Auf diese Weise bleiben Sie vor seinem Zorn verschont.«
    »Sie waren doch derjenige, der sagte, dass er mit ihm zurecht-kommen würde«, sagte Malenfant leise.
    »Tun Sie, was ich sage und nicht, was ich tue«, zischte McCann.
    »Es ist mein Glaube, Malenfant, mein Glaube. Lobegott erweckt in mir den Zorn des Gerechten, den ich nicht zu unterdrücken vermag, was auch immer das für Folgen für mich haben mag. Er ist ein intelligenter, ein listiger Mann. Ich habe aber den Eindruck, dass ihm die Kontrolle über seine Leute entgleitet. Ich habe die Männer tuscheln hören. Sie lesen die Zukunft aus Kaurimuscheln – richtige Erbstücke, die wie altes Elfenbein schimmern … Aberglaube! Eine fatale Schwachstelle für ein Regime, das seine einzige Legitimation aus der Religion bezieht. Er hat bis vor kurzem ein echtes Problem gehabt, Malenfant. Doch nun haben seine Ambitionen eine neue Klarheit erlangt, eine Plausibilität. Er hat neue Verbündete gefunden: Diese Daimonen, wer auch immer oder was auch immer sie sind. Er ist plötzlich eine viel glaubwürdigere und gefährlichere Gestalt geworden … Wenn ich auch nur halbwegs Verstand hätte, würde ich mich mit ihm arrangieren.
    Aber Sie sind anders, Malenfant. Ohne Glauben – ein paradoxer-weise

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