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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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beneidenswerter Zustand! – werden Sie durch kein moralisches Fundament gehemmt. Sie müssen lügen und tricksen und stehlen. Sie müssen sich bei Lobegott lieb Kind machen. Sie müssen alles tun, was Sie können; alles, was Sie müssen, um zu überleben.«
    »Ich werd's versuchen«, sagte Malenfant.
    »Werden Sie das tun, mein Freund? Werden Sie das wirklich tun?
    Da ist eine Finsternis in Ihnen, Malenfant. Das habe ich sofort erkannt. Sie werden vielleicht, ohne es zu wissen, Lobegott als fina-les Instrument für Ihre eigene Zerstörung benutzen.«
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie überhaupt?«
489
    »Sie müssen in Ihr Herz schauen, Malenfant. Denken Sie an die Logik Ihres Lebens … Der Tag schreitet voran. Bald muss ich zur Arbeit auf dem Feld antreten, und ich brauche vorher noch etwas Schlaf.«
    »Passen Sie auf sich auf, Hugh.«
    »Ja … Gott sei mit Ihnen, mein Freund.«
    In dieser Nacht rief Malenfant McCanns Namen. Die einzige Antwort war eine Art unartikuliertes Keuchen und ein feuchtes Glit-schen.
    In der darauf folgenden Nacht rief Malenfant immer wieder nach McCann, aber er bekam keine Antwort.
    Emma Stoney:
    Ihr war Joshuas Abwesenheit zuerst aufgefallen. An den Feuerstellen wurde von Ruth und anderen ein Platz freigehalten, und es waren noch Fleischportionen übrig, die die Jäger beiseite gelegt hatten. Dieses Verhaltensmuster hatte sie auch schon gesehen, als kürzlich jemand gestorben war; die Hams gedachten offensichtlich ihrer Toten und setzten diese Dinge sozusagen als Platzhalter für die Verstorbenen ein – der Ansatz eines Rituals, sagte sie sich.
    Dann kam Joshua eines Tages zurück.
    Nach ein paar Tagen wusste sie, dass Joshua nicht wie die anderen Hams war. Er war vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, sofern sie das Alter dieser Leute überhaupt zu schätzen vermochte. Sein Körper zeigte die Spuren brutaler Schläge, und die Zunge schien verstümmelt, so dass er noch schwerer zu verstehen war als die anderen.
490
    Die Hams lebten in einer Gemeinschaft. Doch Joshua lebte allein in einer Höhle außerhalb des Gemeinschaftsbereichs um die Hütte. Die Hams waren bekleidet, doch Joshua war nackt und trug nur einen Penisköcher, um die schmutzverkrusteten Genitalien zu verbergen. Die Hams schnitten sich das Haar und rasierten sich die Bärte mit Steinmessern ab. Joshua tat das nicht: Sein Haar war eine schwarze, von grauen Strähnen durchzogene Mähne, und er hatte einen langen, aber dünnen Bart unter dem mächtigen Kiefer hängen, wodurch er wie ein Ziegenbock aussah. Hams gingen ge-meinschaftlichen Verrichtungen nach, suchten Nahrung und bereiteten sie zu, besserten Kleidung und die Hütte aus. Joshua beteiligte sich nicht an diesen Tätigkeiten.
    Hams machten keine Zeichen oder Symbole irgendwelcher Art – sie hatten sogar eine Abscheu davor. Joshua verzierte die Wände seiner Höhle mit Abbildungen, die er mit Steinkratzern und Kno-chenresten anfertigte. Vielleicht sollten sie Gesichter darstellen; er entwarf unregelmäßige Ovale und Rechtecke und füllte sie mit ge-kreuzten Linien aus – Nasen, Münder? Die Abbildungen waren nur primitive Kritzeleien wie von einem kleinen Kind. Allerdings hatte sie noch nicht gesehen, dass ein anderer Ham so etwas zustande gebracht hätte.
    Die anderen Hams tolerierten ihn. Und weil er sich weder an der Nahrungssuche noch an der Jagd beteiligte, sorgten sie sogar für seinen Lebensunterhalt, wie sie es schon bei anderen Gruppen gesehen hatte, die Schwerverletzte, Kranke oder Alte versorgten.
    Vielleicht glaubten sie, dass er doch kranker sei, als es den nur langsam heilenden körperlichen Wunden nach den Anschein hatte.
    Auf jeden Fall war er, gemessen an den Verhaltensweisen seiner Art, verrückt.
    Als Joshua sie entdeckte, wurde ihr das Heft des Handelns aber aus der Hand genommen.
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    Sie kam vom Meer und ging gerade am Strand entlang. Der Fang war an diesem Tag sehr ergiebig, und sie hatte die Fische in ein Stück blauer Fallschirmseide aus dem Rucksack gepackt, um sie überhaupt tragen zu können.
    Joshua saß vor der Höhle und murmelte etwas vor sich hin. Als er das blaue Tuch sah, sprang er auf, stieß einen lauten Ruf aus und rannte auf sie zu.
    Andere Hams, die sich in der Nähe der Hütte aufhielten, schauten verständnislos zu.
    Joshua führte einen regelrechten Veitstanz vor ihr auf und stam-melte etwas. Seine Rede war unverständlicher als alles, was ihr hier bisher zu Ohren gekommen war. Er war hager, und der Rücken war mit

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