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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dienen könntet und damit den Zwecken Gottes. Aber dazu muss ich Euch formen wie Ton auf der Töpferscheibe. Es steckt viel Stolz in Euch, der ausgetrieben werden muss.« Er nickte Sprigge zu. »Hundert Streiche für den Anfang.«
    Malenfant wurde aus dem Raum gezerrt. »Du bist ein Barbar, Lobegott. Und du betreibst eine Kloake. Wenn das ein heiliger Kreuzzug sein soll, wieso erlaubst du dann deinen Männern, ein Bordell mit Zwangsprostituierten zu betreiben?«
    Doch Lobegott hörte ihn nicht mehr. Er hatte sich wieder dem Ham-Boy zugewandt und tätschelte ihm den missgestalteten Kopf.
    Malenfant wurde in einen Raum gebracht, der am Ende des Gangs lag. Dann wurde er auf einem hölzernen Gestell festgeschnallt, das 484
    um fünfundvierzig Grad geneigt war. Die Füße wurden an die Unterseite des Gestells gefesselt. Dann fesselte Sprigge ihm die Handgelenke und zog ihm die Arme über den Kopf, bis Malenfant glaubte, sie würden ihm ausgekugelt.
    Sprigge schaute Malenfant in die Augen. »Ich muss fest zuschla-gen«, sagte er. »Wenn ich Euch schone, wird es auch mir schlecht ergehen.«
    »Tu einfach deine Arbeit«, sagte Malenfant bitter.
    »Ich kenne Lobegott gut genug. Dieser dicke Engländer hat ihn nur geärgert. Er glaubt, dass Ihr ihm vielleicht noch von Nutzen sein werdet. Ihr müsst ihn in diesem Glauben lassen. Wenn Ihr Euch ihm widersetzt, wird er Euch hart bestrafen, Malenfant. Ich habe das schon erlebt. Er hat noch ganz andere Vorrichtungen als meine alte Peitsche, kann ich Euch sagen. Er hat Werkzeuge, mit denen man Daumen und Finger zerquetscht, bis sie so platt sind wie eine Flunder. Oder er legt Euch eine Beinklammer an, wie er sie bei unbotmäßigen Läufern verwendet, und wir müssen sie jeden Tag etwas fester anziehen, bis die Knochen splittern und das Mark in die Stiefel rinnt.«
    Malenfant versuchte den Kopf zu heben. »Ich habe aber keine Stiefel.«
    »Stiefel werden gestellt.«
    Sollte das ein Witz sein? Im Zwielicht machte er Sprigges Gesicht aus. Es lag ein Ausdruck von Mitleid darin – Mitleid unter einer Schicht aus Schmutz, verwitterten Narben und einem strup-pigen Bart: Ein von einem entbehrungsreichen und harten Leben gezeichnetes Gesicht. »Wieso folgst du ihm eigentlich, Sprigge? Er ist doch ein Wahnsinniger.«
    Sprigge prüfte die Fesseln und trat zurück. »Manchmal verschwinden die Männer im Busch. Sie glauben, das Leben sei dort leichter und dass sie sich Buschfrauen angeln könnten statt der Scheiß-Huren, die hier gehalten werden. Nun, die Busch-Leute tö-
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    ten sie, wenn die Tiere oder die Insekten sie nicht zuerst erwi-schen. So einfach ist das. Ohne Lobegott wären wir alle verloren, musst du wissen. Er organisiert uns, Sir Malenfant. Wir haben ein Dach über dem Kopf und zu essen, und niemand bedroht uns.
    Und wo er sich nun mit den Daimonen zusammengetan hat – nun, er hat große Pläne. Man muss ihn dafür bewundern.«
    Was, zum Teufel, ist ein Daimon, fragte Malenfant sich. Er spür-te, wie ihm die Jacke am Rücken aufgerissen wurde. Die Luft war feucht und kalt.
    »Hundert Streiche sind ein ›Fühler‹, Sir Malenfant – wer nicht hören will, muss fühlen. Ich weiß, dass es sehr hart für Euch wird.
    Aber ihr werdet leben; vergesst das nicht.« Er verschwand in der Dunkelheit.
    Malenfant hörte schnelle Schritte.
    Und dann hörte er das Zischen der Peitsche, kurz bevor der Schmerz durchs Nervensystem schoss. Es war wie eine Verbrennung, eine plötzliche schwere Verbrennung. Er spürte, wie Blut ihm am Körper herab lief und hörte es auf den Boden tropfen.
    Nun wusste er auch, weshalb er auf einem offenen Rahmen lag.
    Sprigges ›Streiche‹ regneten auf ihn herab, und der Schmerz schaukelte sich auf. Es schien keine Sicherung mehr in Malenfants Kopf zu geben, und jeder Hieb schien doppelt so schmerzhaft zu sein wie der vorhergehende – ein seltsamer Algorithmus der Pein.
    Er versuchte nicht, die Schmerzensschreie zu unterdrücken.
    Wahrscheinlich verlor er schon das Bewusstsein, bevor die hundert vorbei waren.
    Schließlich wurde er von einem Schwall Wasser überschüttet – es war eiskalt –, und dann überkam ihn ein erneuter Schmerz, der sich wie kaltes Feuer in jede Wunde am Rücken zu graben schien.
    Sprigge erschien vor ihm. »Ein salziger Guss«, sagte er und schnitt Malenfant die Handfesseln durch. »Er beschleunigt die Heilung.«
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    Malenfant fiel auf den Boden. Er stank nach seinem Blut, wie der metallische Geruch des roten Staubs dieses rostigen

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