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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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jetzt sprichst du noch abstrakt über das menschliche Schicksal und so einen Mist, aber nicht über uns.
    Nicht über mich. Wenn du gehst, werde ich hier allein zurückblei-ben, Malenfant – ganz allein, so allein, wie man es sich überhaupt nur vorzustellen vermag. Dann wäre ich nach menschlichem Ermessen die einzige meiner Art auf dem ganzen Mond, in diesem ganzen Universum … Das ist unvorstellbar. Ich bin Buchhalterin, Malenfant. Das kann doch nicht richtig sein. Nicht für mich. Und es ist alles deine Schuld. Willst du wissen, wovor ich mich fürchte – wirklich fürchte?«
    »Sag's mir.«
    »Vor chronischer reaktiver Depression. Hast du davon schon mal gehört? Ich hab's nachgeschlagen. Man kann an Einsamkeit sterben, Malenfant. Vier Monate, länger dauert es nicht. Man muss nicht einmal eine entsprechende Veranlagung haben. Nur ein Ausgestoßener sein.«
    »Es tut mir leid.«
    »Ach Scheiße.«
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Schatten:
    Das Nahrungsangebot auf der Ebene war spärlich. Die Elfen-Leute hatten ein paar Vorräte aus dem Kraterwand-Wald mitgebracht, Feigen, Bananen und Äpfel. Nun ging die Sonne unter, die Fußab-drücke, die die Leute im Staub hinterließen, verwandelten sich in schattige Tupfer, und die meiste Nahrung war aufgebraucht. Während sie hinter Schatten durchs staubige Gras trotteten, drehten viele von ihnen sich nach dem Wald um, aus dem sie ausgezogen waren.
    Sie erreichten den Schauplatz eines früheren Kampfes. Die Knochen waren überall verstreut und von aufeinander folgenden Räubern und Ausputzern so abgenagt, dass man unmöglich zu sagen vermochte, um welches Tier es sich ursprünglich gehandelt hatte.
    Trotzdem machte Schatten hier Halt. Sie setzte sich inmitten der Knochen auf den Boden und ließ grunzend Wasser. Der Pilzbefall im Gesicht legte sich wie eine dicke Maske über Augenbrauen, Wangen und Nase und gab ihr ein fremdartiges und wildes Aussehen. Ein paar Narben am Körper schienen so rot zu glühen wie der Staub unter ihren Füßen.
    Die anderen folgten ihr: Zuerst Streifen, der Stärkste der Männer, dann Silberrücken und die Frauen in ihrem Gefolge. Kinder tollten auf dem staubigen Boden umher, rissen gelbe Grashalme aus und steckten sie sich mit rostrot gepuderten Fingern in den Mund.
    Die Erwachsenen kauerten sich unbehaglich zusammen. Auf dieser weiten Ebene waren die Elfen-Leute ein dunkler Haufen, weit-hin sichtbar und sehr verwundbar. Trotzdem schien Schatten sich hier ganz wohl zu fühlen, und so mussten sie auch hier bleiben.
    Die Leute mieden Schattens Nähe.
    Ein paar machten ihr kleine Geschenke und brachten ihr eine Feige oder einen Apfel. Bald türmte sich ein kleiner Haufen Nah-525
    rung vor ihr auf. Ohne es den Leuten irgendwie zu danken, nahm Schatten die Gaben an.
    Die Sonne sank immer tiefer und tauchte hinter runde Hügel.
    Ein nervöser junger Mann, Zitter, stieß den Ruf zum Sammeln aus. Aber es gab hier keine Bäume, in denen man Nester zu bauen vermocht hätte, und durch den leisen Ruf schmiegten die Leute sich nur noch enger aneinander.
    Silberrücken saß am Rand der Gruppe. Sie hob einen Knochen vom Boden auf. Es war ein Stück von einem Schädel. Das Gesicht war fast unversehrt: Sie steckte die Finger in die Augenhöhlen und die Nasenlöcher. Das war vielleicht eine Person gewesen, eine Elfe, ein Ham, ein Nussknacker oder ein Läufer. Sie fuhr mit den Fingern über den Schädel und betastete Kratzer und Kerben, die durch Zähne oder vielleicht auch durch Werkzeuge verursacht worden waren. Sie hatte inzwischen fast gar keinen Pelz mehr, so hingebungsvoll war sie in dieser Zeit der Unruhe und der Unsicherheit von den anderen Frauen gekämmt worden. Die restlichen Haare klebten ihr in Büscheln an der blauschwarzen Haut und standen vom Körper ab; im rötlichen Licht der tief stehenden Sonne glühte das Haar, als ob sie in eine Aureole gehüllt wäre.
    Zitter saß in der Nähe einer Frau, Palme, die gerade erst dem Jugendalter entwachsen war. Sie lehnte wiederum am breiten Rü-
    cken ihrer Mutter. Zitter aß einen Apfel und richtete den Blick auf Palme. Seine Erektion war nicht zu übersehen. Zitter schnippte Apfelstückchen zu Palme hinüber, und die vorgekauten Brocken landeten vor ihren Füßen und im Schoß. Ohne Zitter anzuschauen, hob Palme die Leckereien auf und steckte sie sich in den Mund. Wortlos rückte Zitter fast unmerklich an das Mädchen heran.
    Mit einem Seufzer löste Palme sich von ihrer Mutter und legte sich auf den Boden. Sie spreizte die Beine

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