Das Multiversum 3 Ursprung
und trampelte auf ihr herum. Streifen entriss der Mutter das Kind. Er hielt es an den Fü-
ßen, wirbelte es herum und schlug es gegen einen Baumstamm.
Das Kind erschlaffte, und Streifen schleuderte den kleinen Körper ins Unterholz.
Mit grimmiger Entschlossenheit nahm Lächeln den Kampf gegen die Übermacht auf. Sie krümmte sich und biss Zitter fest in die Schulter. Er heulte auf. Sie flüchtete sich auf einen Feigenbaum. Streifen folgte ihr. Schreiend kletterte Lächeln immer höher auf den Baum und entzog sich seinem Zugriff. Nun erklomm auch Schatten den Baum. Sie war aber ungelenker als Streifen, denn die ständigen Verwundungen und Schläge hatten ihre Spuren hinterlassen.
Als sie sich Lächeln trotzdem näherte, machte sie einen weiten Satz. Sie krachte in die Äste eines benachbarten Baums und sprang hinunter. Sofort war sie wieder auf den Füßen und rannte zu der Stelle, wo ihr Kind gelandet war. Sie hob den schlaffen Körper auf und verschwand in den Tiefen des Waldes.
Zitter folgte ihr, aber sie hatte ihn bald abgehängt. Er rannte heulend auf dem blutgetränkten Waldboden umher, warf mit Steinen und trat gegen die Bäume, um die aufgestaute Aggression ab-zureagieren.
Schatten stürzte sich auf Streifen. Sie keifte ihn an und deckte ihn mit Schlägen auf Kopf und Schultern ein. Er duckte sich und schützte mit den Armen Kopf und Brust.
Fürs erste war Lächeln verschont worden. Aber es war erst der Anfang.
540
Schattens nächstes Ziel war der kleine Boss. Sie scharte sechs mit Stöcken und Steinen bewaffnete Männer um sich und streifte durch den Wald, bis sie ihn fand.
Der kleine Boss war allein und trank aus einem Bach. Neben ihm waren ein paar Steine aufgehäuft, die zur Fertigung neuer Werkzeuge geeignet waren. Als er Schattens Gruppe sich nähern hörte, richtete er sich mit gesträubtem Haar auf und knurrte trotzig. Die mörderische Aggression der Neuankömmlinge hatte sich bereits in der Gruppe vom kleinen Boss herumgesprochen. Als er sah, mit wie vielen Männern Schatten angerückt war, wandte der kleine Boss sich zur Flucht.
Er war jedoch auf Kraftentfaltung ausgelegt, nicht auf Schnelligkeit.
Zitter erwischte ihn, packte ihn an den Beinen und riss ihn zu Boden. Schatten warf sich auf ihn, setzte sich auf seinen Kopf und hielt ihn an den Schultern fest. Die anderen Männer fielen über den kleinen Boss her und wurden in ihrer Wildheit nur dadurch gebremst, dass sie sich gegenseitig behinderten.
Schließlich ließen Schatten und die Männer von ihm ab. Mit Energie geladen, mit geballten Fäusten und blutverschmierten Mündern und Werkzeugen rannten die Männer heulend umher und schlugen mit den Waffen gegen Baumstämme und Felsbrocken.
Der kleine Boss blieb für einige Zeit reglos liegen. Dann stieß er schwache Schreie aus und setzte sich auf. Er hatte tiefe Wunden im Gesicht, an den Beinen und am Rücken. Ein Bein war gelähmt.
Die Stelle, an der er gelegen hatte, war mit Blut und Kot besudelt, den er vor lauter Angst abgesondert hatte. Er drehte sich zu den Angreifern um, die herumhampelten und ihre Wut herausschrien.
Er öffnete den Mund, als ob er einen trotzigen Schrei ausstoßen wollte. Stattdessen quoll ihm eine große Blase aus blutigem 541
Schleim aus dem Mund und erstickte den Schrei. Dann platzte die Blase, und der kleine Boss kippte starr wie ein gefällter Baum um.
Schatten stürzte sich sofort auf den Körper. Sie schleifte ihn an den Knöcheln auf die Lichtung, setzte sich auf den Oberkörper und schlitzte ihn mit einer scharfen steinernen Klinge auf.
In einer Bandbreite, die von zögerlich bis enthusiastisch reichte, schlossen die anderen sich ihr an. Bald waren alle mit Essen beschäftigt.
Der Kleinkrieg war kurz, aber heftig.
Schattens Taktik bestand lediglich darin, die Ziele zu isolieren und zu vernichten. Dennoch ging diese Taktik über den Horizont ihrer Gegner, und sie bewährte sich immer wieder. Die Frauen waren sowieso eine leichte Beute, vor allem, wenn sie durch Kinder behindert waren. Die Männer wurden einer nach dem andern mit einer erdrückenden Übermacht erledigt.
Und durch die täglichen Fleischrationen wurde Schattens Gruppe immer stärker und hungriger.
Es hörte auf, als Schatten sah, wie ihre Gefolgsleute über ihre Mutter herfielen. In ihren letzten Momenten, bevor sie ihr die Brust öffneten, streckte Termite Schatten eine blutige Hand entgegen. Die stand ungerührt da.
Und dann ging Schatten allein in den Wald, um den letzten
Weitere Kostenlose Bücher