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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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freien Mann zur Strecke zu bringen – ihren Bruder Klaue. Als Schatten zu ihrer Gruppe von Marodeuren zurückkehrte, hatte sie sein Herz in der Hand.
    Als alle Widersacher vernichtet waren, fielen die Mitglieder der Gruppe im Blutrausch übereinander her, angetrieben von Mord-lust und Gier nach Fleisch.
542
Reid Malenfant:
    Er erinnerte sich, wie sein Vater plötzlich zum episkopalischen Glauben seiner Jugend zurückgefunden hatte, nachdem man ihm einen unheilbaren Tumor diagnostiziert hatte. Irgendwie hatte Malenfant das verletzt – als ob sein Vater sich in diesen letzten Monaten von ihm abgewandt hätte. Aber er hatte es seinem Vater nicht übel genommen, dass er Trost suchte.
    Er hatte immer schon den Eindruck gehabt, dass Religion eine Art Geschäft war. Man widmete ihr das ganze Leben, einen Teil des Einkommens und den halben Verstand und wurde dafür von der Angst vorm Tod erlöst. Vielleicht war das gar nicht mal so ein schlechtes Geschäft.
    Aber man sehe sich nur mal die Hams an: Julia und die anderen, diese Mond-Neandertaler, die so rational und klug wie jedes menschliche Wesen und sich der menschlichen Tragödie des Tods, Schmerzes und Verlustes genauso bewusst waren – ohne dass sie jedoch den Trost der Religion zu kennen schienen. Trotzdem schienen sie imstande, die schreckliche Wahrheit des Lebens zu ertragen, ohne sich vor ihr zu verstecken.
    Nun, vielleicht waren sie härter im Nehmen als Menschen.
    Und was ist mit dir, Malenfant, wo der schwarze Meteor Kurs auf dich nimmt? Brauchst du denn keinen Trost – Vergebung – und die Aussicht auf ein Leben jenseits des Grabs aus roter Erde, in das deine Gebeine bald gesenkt werden?
    Der Zug ist für mich abgefahren, sagte er sich. Aber es scheint mir auch nichts auszumachen. Vielleicht habe ich mehr Ähnlichkeit mit einem Neandertaler als mit einem Menschen.
    Oder vielleicht hatte Emma auch Recht: Dass es ihm weniger darauf ankam, wohin er ging, als vielmehr darauf, was er alles verpasste.
543
    Julia war da. Ihr besorgtes Mondgesicht verschwamm in der Düsternis vor seinen Augen. Er fragte sich abwesend, ob es Nacht oder Tag war.
    Nach einer Weile war auch Emma da. Sie runzelte die Stirn, wischte ihm den Mund mit einem Blatt ab und versuchte ihm Wasser einzuflößen.
    »Muss dir was sagen.«
    »Du musst deine Kraft fürs Trinken und Essen sparen. Das ganze gute Zeug.«
    »Keine Zeit.«
    »Wenn du mir schon wieder einen Vortrag über Fermi halten willst …«
    »Ich habe mein Bestes getan, Emma.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich bin extra zu diesem verdammten Mond geflogen, um dich zu suchen. Ich bin ins Weiße Haus gegangen. Ich habe eine Rakete gebaut.«
    »In dieser Hinsicht warst du schon immer gut, Malenfant.«
    »Dich zu suchen?«
    »Nein«, sagte sie bekümmert. »In großen Gesten.«
    »Ich habe dich gefunden. Aber ich kann nichts für dich tun.«
    Sie schaute ihn ausdruckslos und mit seltsam schmalen Augen an. »Aber war das überhaupt das Motiv?«
    »Was denn sonst?«
    »Du bist ein komplizierter Mensch, Reid Malenfant. Deine Motive sind nie einfach.«
    »Deine Mutter glaubt, ich hätte schon seit Jahren versucht, dich zu töten.«
    »Ach, das ist es nicht, Malenfant. Ich bin es nicht, die du zerstören willst. Du bist es. Es ist nur so, dass ich manchmal im Weg stehe …«
544
    Er runzelte irritiert die Stirn und erinnerte sich an Bruchstücke der Unterhaltungen mit McCann und Nemoto. »Wovon sprichst du überhaupt?«
    »Was ist mit Lobegott Michael?«
    »Er war ein Psychopath. Ich musste …«
    »Du musstest was? Malenfant, das war nicht dein Kampf. Was hatte Lobegott Michael überhaupt mit dir und mir zu tun? Wenn es dir wirklich nur darum gegangen wäre, mich zu finden, dann hättest du ihm alles erzählt, was er hören wollte, um deine Haut zu retten. Aber nicht du. Du hast die Auseinandersetzung mit ihm gesucht, Malenfant. Vorsätzlich. Und du musst gewusst haben, dass du auf verlorenem Posten standest. Auf irgendeiner Ebene wolltest du, dass er dir das antut.«
    »Ich habe nach dir gesucht«, sagte er störrisch. »Deshalb bin ich zum Mond geflogen.«
    »Es tut mir leid, Malenfant. Ich sage nur, wie ich die Dinge sehe.«
    Er leckte sich die Lippen mit einer Zunge, die sich wie ein Stück Holz anfühlte.
    »Sag mir eins«, sagte sie. »Als wir damals in der verdammten T-38 über Afrika waren und das Rad am Himmel erschien …«
    »Ja.«
    »Du hättest abdrehen können.«
    Er schloss die Augen und dachte an jene Momente zurück, die gleißend

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