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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Um jedes Atom zu kultivieren. Das war das ultimative Ziel des Farming, mit der wir der Welt, die uns hervorgebracht hat, gehuldigt hätten …«
    »Das ist bloße Rationalisierung, Bruder. Wir klammern uns an unser Land, weil es ein Imperativ ist, der uns seit Urzeiten leitet; noch vor der Zeit, als wir Intelligenz erlangten. Wir klammern uns aus dem gleichen 534
    Grund ans Land, aus dem die Nussknacker sich an ihre Baumnester klammern – weil es uns im Blut und in den Genen liegt. Und was ist mit dem Verlust, den wir verspürten, nachdem wir die Farmen verloren hatten? Wieso muss das so sein? Was ist das anderes als wilde Grausamkeit – was ist es anderes als sublimierte Aggression, sogar Mord? Nein, Bruder. Dieser Mond hat uns nicht verdorben; wir tragen die Lust am Töten in uns.«
    »Du solltest nicht so streng mit euch ins Gericht gehen«, sagte Nemoto.
    Manekato verspürte schon wieder einen Anflug von Ärger, weil dieser kleinhirnige Hominide sie zu trösten versuchte.
    »Sie hat Recht«, sagte Babo unerwartet. »Sollte es nicht möglich sein, uns an dem zu erfreuen, das wir trotz unsrer Beschränkungen erreicht haben? Sehen wir denn nicht, wie stark wir unsre biologischen Fesseln schon gelockert haben?«
    »Auf deine Art trifft das zu, Nemoto«, sagte Manekato. »Du sprachst vom ansteckenden Wahnsinn, der deine Leute ergriffen hätte. Und doch hat diese Besessenheit deiner Art zu einer gewissen Größe verholfen: Eine profunde wissenschaftliche Darstellung des Universums, die Erforschung eurer eigenen und anderer Welten, sogar eine Art Kunst … Leistungen, die die Grenzen eurer Fähigkeiten dehnen. Wir haben dagegen wenig getan, um unsere Biologie zu transzendieren – überhaupt haben wir in den letzten zwei Millionen Jahren fast nichts anderes getan, als auf unseren Farmen zu hocken. Zwei Millionen Jahre Müßiggang.«
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, sagte Nemoto. »Zwei Millionen Jahre Frieden sind angesichts des mörderischen Potentials in eurer Seele keine geringe Leistung. Wir müssen alle danach streben, den Zusammenhang zu erkennen, in dem dieser Ort steht – vielleicht hat er unter anderem auch diesen Zweck.«
    »Ja«, sagte Babo. »Es gibt viele Möglichkeiten, ein Hominide zu sein.
    Der Rote Mond lehrt uns das.«
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    »Und wir müssen uns für die Begegnung mit den Alten rüsten«, sagte Nemoto, »die uns allen vielleicht überlegen sind. Dann wollen wir mal sehen, welchen Schatten wir in ihrem gleißenden Licht werfen.«
    »Aber gibst du dich denn mit solchen Abstraktionen zufrieden, Nemoto«, fragte Babo. »Sehnst du dich nicht auch nach der Heimat?«
    Nemoto zuckte die Achseln. »Meine Heimat ist verschwunden. Erst waren noch acht Milliarden Menschen am Himmel, und am nächsten Tag waren sie alle verschwunden. Diesen Schock habe ich immer noch nicht verarbeitet. Ich will diese Wunde auch nicht wieder aufreißen.«
    Die drei saßen auf dem Boden und aßen die süßen jungen Bananen, während Arbeiter diensteifrig umherwuselten und die Schalen beseitigten.
    Reid Malenfant:
    Die meiste Zeit schlief er und driftete durch unangenehme, grün-stichige Träume, wie sie ihn geplagt hatten, seit er auf diesen unnatürlichen Mond gekommen war. Und dann verwoben die Träu-me sich mit einem bruchstückhaften, von Blut und Schmerz un-terlegten Wachzustand. Die Übergänge waren jedes Mal so sanft, dass er nicht wusste, wo der Traum aufhörte und die Wirklichkeit einsetzte.
    Er lag mit ausgestreckten Armen und Beinen auf der Seite – so viel wusste er immerhin. Aber er wusste nicht, wo er war. Er war von Holz und Erdreich umgeben. Irgendein Schutz, sagte er sich, etwas, das mit Händen und Augen und Gehirn erschaffen worden war, ob menschlich oder andersartig.
    Es wirkte alles sehr fern, als ob er in einen langen Tunnel schaute, der braun und grün und blutrot ausgekleidet war.
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    Er glaubte, dass er starb. Es gab auch nichts, womit er das zu verhindern vermocht hätte, und er verspürte auch nicht das Be-dürfnis, sich dagegen zu wehren.
    Wenn er seinen geschundenen Körper schon kaum spürte – er schmeckte nichts außer dem Schlabber, den man ihm einflößte, und spürte kaum das warme Palmöl, mit dem man ihn einrieb –, so gab es doch etwas, das er fühlte: Einen nadelstichartigen Schmerz, der ihn immer dann heimsuchte, wenn er Emmas Gesicht erkannte.
    Bedauern.
    »Was bedauerst du, Malenfant?«
    »Ich bedaure, dass ich sterben muss, ohne den Grund dafür zu kennen.«
    »Du

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