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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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danach.
    Das nächste, was er bewusst wahrnahm, war, dass er auf der Seite lag. Er lag dampfend da.
    Der Hut war außerhalb seiner Reichweite, also kroch er darauf zu. Wie eine Schlange, sagte er sich mit einem keckernden Lachen.
    Als er den Hut erreicht hatte, setzte er ihn sich auf die Schläfe, um das Gesicht zu beschirmen.
    Dann hat die Paläo-Ausbildung sich doch bezahlt gemacht, sagte er sich. Den Rest der Zeit hatte er nämlich mit scheinbar sinnlosen Übungen wie dieser verbracht. Man hatte sogar gedroht, ihn wieder in eine Zentrifuge zu stecken. »Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich die Scheiß-Zentrifuge irgendwohin stecken sollen, wo die Sonne nicht scheint«, murmelte er.
    Der Sand war heiß und weich. Sein Druck schien den Schmerz im Kopf zu lindern. Vielleicht würde er eine Weile schlafen.
    Da waren Hände unter den Hüften und Schultern und drehten ihn auf den Rücken. Ein Gesicht über ihm blendete den Himmel aus. Es, sie, sagte irgendetwas. Nemoto natürlich.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte er.
    Sie beugte sich noch tiefer über ihn. »Machen Sie den Mund auf.« Sie setzte eine Feldflasche an und flößte ihm Wasser ein.
    Er wollte es ausspucken, aber das wäre noch dümmer gewesen.
    Er schluckte es. »Aufhören. Wir müssen es sparen.«
    »Sie sind ausgetrocknet, Malenfant. Sie kennen den Drill. Man trinkt, was man hat, und wenn man dann nichts mehr findet, ver-168
    durstet man. Simple Logik. Es hat jedenfalls keinen Sinn, das Wasser zu rationieren.«
    »Scheiße«, sagte er. Aber er ließ es geschehen, dass sie ihm mehr Wasser einflößte. So etwas Köstliches hatte er noch nie ge-schmeckt.
    Emma Stoney:
    Sie setzten die Wanderung nach Osten fort. Ein niedriger, fast bis zur Konturenlosigkeit erodierter Gebirgszug schob sich über den Horizont. Obwohl die Konturen und Farben in der diesigen Luft zu Schlieren verschwammen, glaubte Emma Vegetationszonen – Wälder vielleicht – an den unteren Hängen auszumachen.
    Nach einem weiteren Tagesmarsch machten die Läufer an einem seichten, träge dahin fließenden Fluss Rast.
    Sally ließ sich der Länge nach auf den Boden fallen und schien sofort einzuschlafen. Maxie, der wie immer exakt zur falschen Zeit lebendig wurde, rannte los, um mit den Läufer-Kindern zu spielen.
    Emma setzte sich ins staubige Gras und entledigte sich der Stiefel. Vielleicht waren die Füße inzwischen abgehärtet; zumindest musste sie heute kein Blut mehr aus den Stiefeln kippen. Sie humpelte zum Fluss, um zu trinken, sich das Gesicht zu waschen und die Füße zu baden. Sie fand eine Stelle mit Knollenpflanzen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Tomaten hatten und so klein waren, dass man sie auszugraben vermochte. Es war eine Freude, endlich einmal für sich selbst sorgen zu können.
    Emma beobachtete die Läufer. Die untergehende Sonne hatte den westlichen Himmel in ein orangefarben-rosiges Licht getaucht – ein Vulkan-Sonnenuntergang, sagte sie sich –, und der Anblick der staubigen Luft war wie der Blick in einen Tank mit leuchten-dem Wasser, in dem exotische Geschöpfe schwammen.
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    Der Fluß hatte reichlich Vulkangestein angeschwemmt, das von vielen Erwachsenen zur Werkzeugherstellung verwendet wurde. Sie hockten im Wasser, wobei die schlanken Leiber wie Klappmesser gefaltet waren, und schlugen zwei Steine aneinander. Die Äxte, die sie anfertigten, waren abgeflachte griffige Steine mit sauberen scharfen Rändern. Steinäxte und hölzerne Speere: Die einzigen Werkzeuge, die die Läufer überhaupt herstellten, Werkzeuge, die sie für alle Aufgaben vom Schlachten bis zum Rasieren benutzten – obwohl ihre Hände sicher die gleiche Feinmotorik hatten wie Emmas.
    Bei genauerem Hinsehen gab es viele Eigentümlichkeiten.
    Die Werkzeugmacher arbeiteten stumm und jeder für sich, als ob die anderen überhaupt nicht existierten. Emma sah kein einziges Mal, dass ein Läufer ein Werkzeug, das einem anderen heruntergefallen war, aufhob und benutzte. Ein paar Kinder und junge Erwachsene saßen neben den Altvorderen und versuchten durch Zusehen zu lernen. Die meisten Erwachsenen ignorierten ihre Lehrlinge. Nur sehr selten sah Emma, dass sie jemanden angeleitet hätten; einmal nahm eine Frau einem Jungen den Stein aus der Hand und drehte ihn um, damit er den anderen Stein besser bearbeiten konnte.
    Die von den Frauen angefertigten Werkzeuge waren alle brauchbar, soweit Emma das zu beurteilen vermochte. Nicht so bei den Männern. Zum Beispiel im Fall von Stein, dem Alpha-Männchen,

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