Das Multiversum 3 Ursprung
vorbeikam, trat er ihr in den Hintern.
Schatten schleppte sich in den Schatten einer großen Palme.
Dort sackte sie zusammen und übergab sich.
Reid Malenfant:
Als er wieder aufwachte, merkte Malenfant, dass das Licht, das durch das Zelt aus Fallschirmseide fiel, nicht mehr ganz so hell und die Luft einen Hauch kühler war.
Nacht fiel über die Wüste.
Er versuchte sich aufzusetzen. Der Kopf brummte, als ob das Gehirn im Schädel rasseln würde. Der Mund war wie ein Sandkas-ten, und der Rachen war völlig ausgedörrt. Er schien den schlimmsten Kater aller Zeiten zu haben.
Aber du bist doch für Hitze geschaffen, Malenfant. Du hast einen Körper, der dafür ausgelegt ist, auch außerhalb des Schutzes der Bäume zu funktionieren und aufrecht in der Hitze des Tages zu gehen. Aus diesem Grund schwitzt du, und Affen nicht. Hast du im Paläo-Unterricht nicht aufgepasst?
Er griff nach der Feldflasche und schüttelte sie. Noch immer zu einem Viertel voll, wie vor dem Schlafengehen. Er widerstand der Versuchung und steckte sie wieder unter die Decke.
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Er stand auf, wobei er taumelte und mit dem Kopf die heiße staubige Zeltplane streifte. Das Material wellte sich, und er hörte, wie Sand herabrieselte. Er bückte sich, hob den breitkrempigen Hut auf und setzt ihn sich auf den kahlen Kopf. Dann kratzte er sich die Bartstoppel am Kinn und trat aus dem improvisierten Zelt hinaus.
Draußen war es wie in einer trockenen Sauna. Er spürte förmlich, wie ihm die Feuchtigkeit aus der Haut gesogen wurde. Der Schmerz in den Schläfen und um die Augen wurde so stark, dass er unwillkürlich die Stirn runzelte.
Die Welt war elementar: Nichts als Sand und dürre Joshua-Bäu-me, über die sie die Fallschirme drapiert hatten.
Dies war die Mojave-Wüste. Er und Nemoto waren hier zu Übungszwecken mit dem Fallschirm abgesprungen. Tagsüber war die brütende Hitze so unerträglich, dass sie sich in den Zelten aufhalten mussten. Und nachts machten sie sich auf Nahrungssuche.
Nemoto hatte sich über ein kleines Feuer gebeugt. Sie erhitzte eine Art dünner Brühe in einer Pfanne, die sie aus Alufolie improvisiert hatte. Sie hatte sich ein T-Shirt um den Kopf geschlungen.
Um zu überleben, brauchen Sie keine Ausrüstung, hatte der Ausbilder gesagt. Sie müssen nur Kraft, Einfallsreichtum und Entschlossenheit im Gepäck haben. Das und die Bereitschaft, Insekten und Eidechsen zu verzehren.
Nemoto hatte beim Fallenstellen großen Einfallsreichtum bewie-sen.
»Ich frage mich …!« Seine Kehle war so trocken, dass er noch einmal ansetzen musste. »Ich frage mich, was diesmal in der Suppe ist.«
Nemoto schaute kurz zu ihm auf und widmete sich wieder der Kochkunst. »Ihre Aussprache ist verwaschen. Trinken Sie etwas Wasser, Malenfant.«
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Er ging um ihr kleines Lager herum und vertrat sich die Beine.
Er spürte ein Kribbeln in den Gliedern. Die Luft kam ihm dünn vor. Der Horizont wirkte verschwommen, vielleicht durch Staub.
»Ich meine, was, zum Teufel, sollen wir hier?« Er hob die Arme und drehte sich im Kreis. »Was auch immer wir auf dem Roten Mond vorfinden werden, Ähnlichkeit mit dieser Wüste wird es nicht haben.«
»Bei der Rückkehr zur Erde werden wir aber vielleicht in einem Wüstengebiet landen, und …«
Er lachte bellend, was sofort mit Halsschmerzen quittiert wurde.
»Machen wir uns doch nichts vor, Nemoto. Die Chancen, dass wir wohlbehalten zurückkommen, um in der Wüste ein Überlebenstraining zu absolvieren, sind so gering, dass man es gar nicht erst in Erwägung ziehen muss.«
»Trinken Sie einen Schluck Wasser.«
Er stakste auf der vergeblichen Suche nach Kühlung davon.
Während das Projekt Gestalt annahm, hatte es – was für alle derartigen Projekte galt – eine eigene Logik entwickelt und dabei starke Anleihen bei der NASA genommen. Zu Malenfants Verdruss und wider besseres Wissen. Während das Schiff vorbereitet, der Booster montiert und getestet wurde, schien nämlich niemand zu wissen, wie mit den Astronauten verfahren werden sollte – auß-
er sie zu Tode zu trainieren und auf Goodwill-Reisen zu schicken, wie die NASA das immer schon gemacht hatte.
Mit Teilbereichen der Ausbildung vermochte Malenfant sich zu arrangieren. Er war schließlich schon zweimal ins All geflogen, und Nemoto hatte auf ihrem einen Flug zur Station einen längeren Zeitraum im Orbit zugebracht. Also saßen sie endlose Unter-richtsstunden ab und ließen sich in hastig zusammengebauten Si-mulatoren über jedes Detail
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