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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ausgeschlossen, dass die undichte Stelle woanders war; Bootstrap ist mit Sicherheit so porös wie jede große Organisation.
    Wie dem auch sei, ich bin voll in das Projekt involviert. Trotz des Lecks und meines heimlichen Engagements – weil ich nicht sofort Alarm geschlagen hatte, nachdem ich aus der Mojave zurückgekehrt war – entwickle ich nicht nur für die Zündung von Raketentriebwerken und private Startsysteme ein Faible, sondern für die NEO-Mission an sich.
    Das scheint Malenfants modus operandi zu sein: vollendete Tatsachen zu schaffen, erst zu starten und dann auf Fragen zu antworten.
    Die eingefleischten Gegner der Raumfahrt bilden bereits eine Front im Kongress, um das Projekt zu verhindern. Es wird eine harte Auseinandersetzung werden.
    Aber ich weiß jetzt schon, dass ich Malenfant trotz seines wahn-witzigen und konspirativen Plans nicht im Stich lassen werde.
    Sehen Sie, ich glaube nämlich, dass Malenfant Recht hat. Für die Kosten nur eines Weltraumstarts – der unter dem finanziellen und Umwelt-Aspekt unumstritten ist – wäre es möglich, ein erdnahes Objekt zu erreichen und eine dieser Goldminen auszubeuten, die die Sonne umkreisen – und, wie der Name von Malenfants Unter-43
    nehmen schon suggeriert, die menschliche Expansion ins All vor-anzutreiben.
    Ich glaube, dass wir alle die Augen vor dem Zustand unsrer Welt verschließen.
    Wir leben in einer geschlossenen Wirtschaft, einer begrenzten Wirtschaft. Die weltweiten Getreideernten sind seit 1984 rückläufig, die Fischereierträge seit 1990. Und die Weltbevölkerung wächst stetig weiter. Dies ist die bittere Wirklichkeit der kommenden Jahre.
    Ich glaube, dass wir nur dann das nächste Jahrhundert überleben, wenn wir uns mit einer Art von ›Nullwachstum‹ begnügen: möglichst viel wiederverwerten, die Auswirkungen der Industrie auf den Planeten minimieren und die Größe der Weltbevölkerung stabilisieren. In den letzten fünf Jahren habe ich mit meinen be-scheidenen Möglichkeiten auf genau dieses Ziel hinzuarbeiten versucht, auf diese neue Ordnung. Ich glaube nicht, dass ein verantwortungsvoller Politiker eine andere Wahl hätte.
    Ich muss sagen, dass ich mit größeren Hoffnungen für die Zukunft in die Politik gegangen bin, als ich sie nun hege.
    Doch selbst diese Stagnation, die bestmögliche Zukunft, wird ohne den Weltraum nicht zu erreichen sein.
    Ohne Energie und Rohstoffe aus dem Weltraum sind wir dazu verurteilt, einen endlichen – und abnehmenden – Vorrat an Ressourcen um den Planeten zu schieben. Manche Spieler werden reicher, andere ärmer. Aber es ist nicht einmal ein Nullsummenspiel; langfristig werden wir alle die Verlierer sein.
    Es ist nicht nur eine Frage der Ökonomie. Es geht vor allem um die Konsequenzen für unser Bewusstsein.
    Wir haben Angst vor der Zukunft. Wir schließen Fremde aus und versuchen an dem festzuhalten, was wir haben, anstatt die Suche nach etwas Besserem zu riskieren. Wir verwenden mehr Energie darauf, Sündenböcke für die missliche Lage zu suchen als auf 44
    eine bessere Zukunft hinzuarbeiten. Wir sind ein Planet voller alter Leute geworden – zumindest alt in den Köpfen. Als Sechzigjährige weiß ich, wovon ich spreche.
    Der Punkt ist, wenn es uns gelänge, die Wachstumsbremsen zu lösen, dann wären wir alle Gewinner. So einfach ist das.
    Deshalb bin ich bereit, Malenfant zu unterstützen. Wobei ich extra betone, dass ich seine Methoden nicht billige. Aber ich glaube, dass in diesem Fall der Zweck die Mittel heiligt.
    Allerdings wird man das der Öffentlichkeit sehr schonend beibringen müssen. Vor allem das, was Malenfant in Key Largo treibt…
    Sheena 5:
    … Und in den warmen, seichten Gewässern des Kontinentalschelfs vor Key Largo:
    Die Nacht war vorbei. Die Sonne, eine große Kugel aus Licht, stand schon über der gekräuselten Wasseroberfläche und strahlte sie schräg an. Sheena 5 hatte die Nacht allein verbracht und im Bewuchs auf dem Meeresboden nach Nahrung gesucht. Sie hatte sich an kleinen Fischen, Garnelen und Larven gelabt; und mit besonderem Erfolg hatte sie die Arme eingesetzt, um im Sand versteckte Krabben freizuspülen.
    Doch nun kam der Kalmar zwischen den Gräsern und Korallen hervor und stieg im Wasser empor. Die Schulen formierten sich zu kleinen Gruppen und Verbänden und schlossen sich schließlich zu einer Gemeinschaft aus hundert Geschöpfen zusammen, die in Bögen und Reihen durchs Wasser pflügte. Die Rückstöße brachten das nährstoffreiche Wasser zum

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