Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
herbei gerannt, wobei er sich mit Beinen und Knöcheln über den Boden aus Formenergie schnellte.
    Weitere Leute versammelten sich in einem lockeren Kreis um den Schauplatz der Auseinandersetzung und verfolgten nervös die Ereignisse. Arbeiter wuselten herum, suchten nach Aufgaben und versuchten die Bedürfnisse der Leute zu erkennen. Aber niemand beachtete sie.
    Zum ersten Mal wurde Manekato sich richtig bewusst, wie groß Ohne-Name eigentlich war – einen niederen Hominiden wie Nemoto überragte sie sowieso, aber sie war auch größer als Manekato, überhaupt größer als alle anderen Leute auf dieser Expedition.
    Auf die Körpergröße kam es zuhause nicht an, auf der zivilisierten Erde. Aber auf diesem wilden Mond waren Kraft und List die zentralen Überlebenskriterien; und Ohne-Name schien ihre ungezügelte Stärke zu genießen.
    Und nun bemerkte Manekato einen neuen Hominiden in Ohne-Names Schlepptau. Er war ein Männchen, größer als Nemoto und 514
    spindeldürr. Bekleidet war er mit einer engen Kutte aus Leder, die schwarz gefärbt war – vielleicht mit Holzkohle. Er wurde von einem Ham-Jungen begleitet. Der Junge war gut gekleidet und wurde vom Hominiden an einem Halsband geführt.
    »Und das ist dein Lobegott Michael, Renemenagota von Rano?«, fragte Babo mit belegter Stimme.
    Ohne-Name hob die Hand.
    Pfeile von Armbrüsten bohrten sich Babo in den Bauch, die Brust und die Oberarme. Ein Ausdruck der Fassungslosigkeit erschien auf seinem Gesicht, und er stieß einen leisen Schrei aus. Er kippte vornüber und fiel auf die Pfeile, die sich durchbogen. Seine Schreie wurden lauter. Ein Arbeiter eilte herbei, um Babos Wunden zu versorgen, aber Ohne-Name trat ihn weg.
    Manekato war wie in Trance. Sie sah, dass die kreisförmige Plattform von Hominiden umzingelt war – Eiferer in ihrer Lederkluft.
    Ein paar ritten auf den Schultern von Läufer-Leuten, was bizarr anmutete. Sie wirkten ängstlich, hatten aber mit den Armbrüsten auf sie angelegt und hielten die Speere zum Wurf bereit.
    Lobegott Michael strich mit den Händen über den zuckenden Babo und schlug ein Kreuz in der Luft. »Siehe, Esau, mein Bruder ist behaart, und ich bin glatt …«
    Schließlich fand Manekato die Sprache wieder. »Renemenagota – was tust du?«
    »Ich motiviere dich.«
    »Deine Armee von Hominiden wäre uns hoffnungslos unterlegen, wenn wir alle Register zögen«, flüsterte Manekato.
    »Natürlich – wenn du sie ziehen würdest«, höhnte Ohne-Name.
    »Aber das wirst du nicht tun, nicht wahr? Und diese schwachsinni-gen Hominiden glauben, sie seien Krieger Gottes. Sie haben zwar nur ihre primitiven, selbst gebastelten Waffen, aber sie sind zu allem entschlossen. Deshalb werden die Pfeile der Armbrüste über 515
    dein ganzes Wissen und die Technik triumphieren. Und unter meiner Führung werden sie die Welt erobern.«
    Nun trat Nemoto hinter Manekato hervor. Ohne-Name schaute die kleine Hominidin mit unverhohlenem Abscheu an.
    Lobegott Michael wandte sich an sie. Er schien sich nicht darü-
    ber zu wundern, sie hier zu sehen. »Du bist diejenige mit dem Namen Nemoto. Malenfant sagte mir, dass ich dich hier finden würde.«
    »Ich kenne deine Sorte«, sagte Nemoto und drehte sich zu Manekato um. »Du musst dem hier und jetzt ein Ende bereiten. So etwas hast du noch nie zuvor gesehen, Manekato. Mit Renemenagotas organisatorischen Fähigkeiten werden Michael und die anderen weitermarschieren und in ihrer Wildheit und Entschlossenheit alles niederwalzen, was ihnen im Weg steht. Sie sind mit einem unerschütterlichen Glauben bewaffnet, für den sie notfalls in den Tod gehen. Und diejenigen, die sie nicht vernichten, werden zwangsweise zu ihrem Glauben bekehrt. Und die zweite Generation der Unterworfenen wird sich dann auch als Soldaten der Eroberungsarmee begreifen. Wir sind beschränkte Wesen, Manekato, und wir haben nicht die geistige Stärke, eine Ansteckung durch verführerische, aber tödliche Ideen abzuwehren. Du musst dem ein Ende bereiten, sofort, oder es wird ein fürchterliches Gemetzel folgen.«
    Babo krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und hatte die Hände auf den Bauch gepresst. »Ja«, zischte er.
    »Exponentielles Wachstum, Mane. Sie werden ihren Eroberungs-feldzug fortsetzen und Ressourcen abschöpfen, was den Erobe-rungsdrang wiederum anfacht. Und das alles, weil ihr Geist von einem Virus befallen ist.«
    »Das ist – unglaublich«, sagte Manekato.
    Nemoto schaute sie an. »Manekato, du musst uns

Weitere Kostenlose Bücher