Das Musical
phnaargischen Schreiber Weit Hergeholter Belletristik aus längst vergangenen Tagen nachempfunden war.
Sie waren insgesamt sechs, und sie blickten ohne Ausnahme verdrießlich drein. Es mag von Interesse sein, daß zu diesem Zeitpunkt auf der Erde bereits jeder bedeutende Medienkonzern von weiblichen Vertretern der menschlichen Spezies geleitet wurde, während auf Phnaargos der männliche Chauvinismus blühte und gedieh. Eine Frau gehörte nun einmal ins Treibhaus, basta!
Mungo hämmerte mit seiner Pflanzkelle auf die glänzende Tischplatte. Sämtliche Unterhaltungen verstummten, als er tief durchatmete und dann unverzüglich zur Sache kam.
»Meine Herren«, sagte er mit einer Stimme, die den nicht gänzlich unerwarteten nasalen Klang eines Mannes besaß, der den Freuden des Orchideenschnüffelns erlegen war. »Meine Herren, wir stecken hier in einem ziemlich mächtigen Schtuck.«
Vorstandsköpfe nickten gebührend zu diesen Worten. Am anderen Ende des Tisches sagte Diego ›Dermot‹ Darbo, von Natur aus kahlköpfig, aber prächtig anzusehen in seinem Weinreben-Toupet: »Ja, das stecken wir. In der Tat.«
»Die Zuschauerzahlen sind bis zu einem Punkt abgesunken, an dem selbst ein fengorianischer Plattwurm Schwierigkeiten hätte, von Gedränge zu sprechen.« Ein paar nervöse Kicherer unter denen, die diese Redewendung noch nie gehört hatten. »Aus diesem Grund habe ich die heutige Sondersitzung einberufen. Ich erwarte Ihre Vorschläge, wie wir die Serie revitalisieren können.«
Mungos Mannschaft setzte vielversprechende Mienen auf, doch niemand meldete sich zu Wort.
»Sie werden mir Ihre Vorschläge unterbreiten, und ich werde darüber nachdenken und augenblicklich entscheiden, wer im Vorstand verbleibt und weiterhin in den Genuß aller Privilegien kommt und wer sich eine neue Beschäftigung als Kompostwender in den Frühbeeten suchen und die frische Luft genießen kann.«
Die Köpfe nickten nicht mehr, doch die Gehirne darin pulsierten vor Aktivität.
»Meine Herren, ich warte.«
Der hakennasige Gryphus Garstang stand von seinem Platz auf und hob einen in prächtige frühlingsblühende Alpenveilchen gehüllten Arm. »Was halten Sie von einem weiteren Krieg?« erkundigte er sich.
Mungo Madoc beäugte den jungen Phnaarg beinahe freundlich.
»Ein weiterer Krieg?« fragte er und zupfte an einem frischen grünen Schößling hinter dem rechten Ohr. »Wäre nicht dieses ›brillante‹ Konzept des Dritten Weltkriegs zur Feier der Jahrtausendwende gewesen, das Sie beim letzten Mal unterbreitet haben, würden wir jetzt nicht so tief im Schtuck stecken.«
»Ich glaube mich erinnern zu können, daß es eine gemeinsame Entscheidung des gesamten Vorstands war«, entgegnete Garstang und raschelte aufgeregt mit seinem Laubwerk.
»Und ich glaube mich erinnern zu können, daß Sie es waren, der bei der Galafeier den Fernsehpreis eingeheimst hat.«
Die Hakennase setzte sich wieder, während Mungo fortfuhr. »Garstang, Sie sind jetzt seit… wie lange sind Sie eigentlich schon bei uns?«
»Einhundertsiebenundachtzig irdische Jahre.«
»Und während dieser kurzen Zeit hat es nicht weniger als drei Weltkriege gegeben.«
»Kriege sind nun einmal äußerst beliebt bei den Zuschauern.«
»Das mag sein, wie es will. Trotzdem ist es Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit sicherlich nicht entgangen, daß die Erdlinge gegenwärtig ein wenig verlegen sind, was die Ausstattung mit Waffen angeht. Was schlagen Sie denn vor, was sie tun sollen? Sich gegenseitig mit Konservendosen totwerfen?«
Gryphus Garstang schwieg eingeschnappt.
»Ich denke, wir sollten vielleicht lieber den romantischen Aspekt betonen.« Die Stimme gehörte Lavinius Wisten, einem bleichen, gertenschlanken Strich von einem Mann mit dem Gebaren eines Poeten und den sexuellen Gewohnheiten eines formahauntischen Marshferrets. »Liebe und Leidenschaft unter den Erdlingen im Bunker. Mein Team und ich haben ein Szenario entwickelt, nach dem zwei Protoembryonen versehentlich in der Samenbank getrennt werden. Sie wachsen in getrennten Bunkern auf, dann begegnen sie sich und verlieben sich ineinander, nur um am Ende herauszufinden, daß sie Zwillinge sind. Außerdem arbeiten wir an der Möglichkeit einer genetischen Mutation, durch die unsere beiden Zwillinge immun gegen radioaktive Strahlung sind. Sie verlassen ihre Bunker und bevölkern die Erde aufs neue. Ich dachte, wir könnten es Earth 2: Die Fortsetzung nennen.«
Mungo Madoc sank in seinen kunstvollen
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