Das Musical
Daten bei mir. Sie sind herzlich eingeladen, einen Blick darauf zu werfen.«
»Das werden wir, das werden wir.« Mungo strich mit einem matten Zeigefinger über die Tischplatte. »Allerdings wäre da noch ein unbedeutenderer Punkt, den ich ansprechen möchte. Es ist wirklich keine große Sache, doch ich denke, wir dürfen nicht darüber hinwegsehen.«
»Oh, sicher«, sagte Fergus. »Und was für ein Punkt wäre das?«
»Die simple Tatsache, daß Zeitreisen unmöglich sind, Sie erbärmlicher Trottel!«
Fergus schüttelte den Kopf. Er grinste noch immer. »Das stimmt nicht mehr«, sagte er und zwinkerte anzüglich. »Nicht mit dem neuesten Wunder moderner Hortikultur.«
Er grub in seiner Anzugtasche und brachte ein kugelrundes grünes Objekt zum Vorschein, welches er ehrfürchtig vor sich auf den Tisch legte.
»Meine Herren, bitte gestatten Sie mir, ihnen den ZEITKOHL vorzustellen.«
»Erfreut Sie kennenzulernen«, sagte das fragliche Gemüse.
3
Eine Treppe ins Nichts
ist besser als gar keine Treppe.
Das Sub-Urbane Buch der Toten
Das Vorstellungsgespräch bei Mrs. Vrillium verlief bemerkenswert gut, wenn man alles bedachte. Rex führte diese Tatsache auf das Überraschungsmoment zurück. Ganz offensichtlich hatte er sich gehörigen Ruhm eingehandelt, indem er an der Empfangsdame vorbeigekommen war. Jetzt lauschte er mit wachsendem Interesse, während sein neues Aufgabengebiet dargelegt wurde.
»Korrespondent für religiöse Angelegenheiten«, sagte Mrs. Vrillium. »Wie Sie ganz ohne Zweifel längst wissen, ist Buddhavision der größte der Drei Großen Sender. Wir sind eine religiöse Organisation und eng verbunden mit den Buddha Biolabs und Buddha Vollwertkost International. Es ist unsere Pflicht, den Massen Erleuchtung zu bringen, und das tun wir, indem wir hochwertige Unterhaltung liefern und die Elemente unserer theologischen Doktrin in Begriffe verpacken, die jeder Laie verstehen kann. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Vollkommen«, antwortete Rex. Was für eine häßliche Frau, dachte er.
»Sie sind doch gläubig, oder?«
»Ich gebe mein Bestes.« Ihre Augen begegneten sich. »Ah, ich verstehe. Ich bin gläubiger Buddhist. Ja, großes Ehrenwort.«
»Das Festhalten an der Doktrin darf niemals aus… Ihren Gedanken schwinden.« Es war nur ein ganz kurzes Stocken, doch Rex verstand ganz genau.
»Klar wie eine Tempelglocke«, sagte er. Was für eine ganz außergewöhnlich häßliche Frau, dachte er.
»Die anderen Kanäle bewerfen uns mit haltlosen Unterstellungen. Sie sagen, wir würden die niedrigsten Instinkte des Zuschauers ansprechen.«
Rex machte Ts, ts, ts und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr.«
»Doch, doch. Man hat sogar angedeutet, daß Nemesis, die Show, die von…« Mrs. Vrilliums Blick glitt zur Decke, und Rex folgte ihm, ohne jedoch zu erkennen, worin die Attraktion lag. »… von unserer göttlichen Heiligkeit, der einhundertdreiundfünfzigsten Reinkarnation des Dalai Lama…«
»Gott segne ihn«, sagte Rex. »Der Mann ist ein Heiliger.«
»Man hat angedeutet, daß die hohe Sterblichkeitsrate unter den Teilnehmern an der Nemesis -Showund der explizite Sex zwischen dem Moderator…« Mrs. Vrilliums Blick ging einmal mehr zur Decke, doch Rex verzichtete darauf, ihm zu folgen. »… dem Dalai Lama und der Hosteß in gewisser Weise unmoralisch sein könnten.«
»Das klingt nach religiöser Bigotterie, wenn Sie mich fragen. Diese neue Päpstin in der Autodafé -Showzögert ja wohl auch keine Sekunde, wenn es darum geht, die Fackel weiterzureichen.«
Mrs. Vrillium schnitt eine womöglich noch unangenehmere Grimasse. »Und sehen Sie sich nur an, wie sie ihr Haar trägt! Und erst diese Kleider! Sie müssen zugeben, daß diese Garderobe überhaupt nicht zu dem Rest paßt.«
»Ich hab’ die Sendung nie gesehen«, sagte Rex, der keine Absicht hatte, sich so leicht aufs Glatteis führen zu lassen. »Aber die Leute erzählen sich, die Päpstin wäre ein Mann in Frauenkleidern.«
Mrs. Vrillium lächelte nicht. »Wie ich bereits sagte, indem Nemesis die Freuden reiner Liebe und die Strafen für Sünde im Rahmen einer einzigen Sendung demonstriert, verschaffen wir dem Zuschauer eine Erfahrung, die ekstatisch, kathartisch und zugleich lehrreich ist. Und das ist es schließlich, worum es bei gutem Fernsehen geht.«
»Gewiß«, stimmte Rex ihr zu. »Und was genau habe ich dabei zu tun?«
»Sie werden sich mit Randgruppen beschäftigen.«
»Randgruppen?«
Die häßliche Frau
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