Das Musical
war.
»Auf die einfachste nur denkbare Weise. Wir nehmen uns einen populären Charakter jener Zeit. Wir erlauben ihm, einen Blick in die Zukunft zu werfen, insbesondere seine eigene Zukunft, und bieten ihm anschließend eine zweite Chance.«
»Und weiter?«
»Nun«, sagte Fergus, »damals in den 1950ern gab es einen gewissen Elvis Presley. Vielleicht erinnern Sie sich noch an ihn?«
»Sie meinen diesen fetten nordirischen Burschen, der immer ›Nieder mit dem Papst!‹ geschrien hat?«
»Nein.« Fergus schüttelte den Kopf. »Das war jemand ganz anderes.«
»Tut mir leid. Nach einer Weile sehen sie immer alle gleich aus.«
»Dieser Elvis Presley jedenfalls war der Führer der Jugend einer ganzen Nation. 1958 ist er zur Army gegangen. Viele Historiker sind sich darin einig, daß damit das Ende seiner Karriere besiegelt war. In meinem neuen Szenario verweigert Elvis den Wehrdienst. Er wird verhaftet und verbringt eine kurze Zeit im Gefängnis, doch der Aufschrei der jugendlichen Bevölkerung ist so laut, daß Elvis bald wieder frei kommt. Er geht in die Politik und wird 1963 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt.«
»Ich kenne diesen Presley«, warf Garstang ein. »Er war ein Blödmann, alles was recht ist.«
»Ich möchte nicht leichtfertig erscheinen«, entgegnete Fergus, »aber ich sehe nicht recht, warum ihn das daran hindern sollte, Präsident zu werden?«
Mungo kicherte.
»In meinen Ohren klingt es ganz im Gegenteil nach einem Präsidenten in der guten alten Tradition. Aber ich wüßte nicht, wie wir diesen Presley für die Ereignisse gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts verantwortlich machen könnten.«
»Das ist eine Frage der Politik, weiter nichts«, sagte Fergus. »Wenn Presley nicht zur Army gegangen wäre, dann wäre die halbe Generation jener Zeit seinem Vorbild gefolgt. Es hätte keinen Krieg in Vietnam gegeben, und die Amerikaner wären nicht imstande gewesen, eine Armee auszuheben. Man kann keinen richtigen Krieg ohne eine große Zahl von ausgehobenen Rekruten führen.«
»Trotzdem, das alles klingt ein wenig zweifelhaft. Selbst wenn es möglich wäre, sehe ich keinen Weg, wie wir damit durchkommen könnten.«
Fergus lächelte verschmitzt.
»Damals in den Achtzigern gab es eine Soap Opera auf der Erde. Sie war sehr beliebt, doch die Produzenten machten einen schweren Fehler, indem sie einen der beliebtesten Charaktere ums Leben kommen ließen. Um die Zuschauerzahlen wieder zu beleben, taten sie ein, zwei Folgen später genau das gleiche. Er stand eines Morgens unter der Dusche, als wäre überhaupt nichts passiert, und dann stellten sich die letzten Episoden als die Alpträume seiner Ehefrau heraus.«
Ungläubige Blicke wechselten über den Tisch hinweg ihre Besitzer. Irgend jemand sagte: »Das gibt’s doch nicht.«
»So wahr ich vor Ihnen stehe«, sagte Fergus. »Ich möchte den Namen der Serie nicht erwähnen, aber die Erdlinge sehen sie noch heute an, wenngleich sie inzwischen im Bunker eines Millionärs spielt und nur noch drei Darsteller übrig sind. Mein Plan ist ein Fall von lebensecht wirkender Kunst. Aber schließlich betrachtet die große Mehrzahl unserer Zuschauer Die Erdlinge als ein Drama mitten aus dem Leben.«
»Was es ja auch ist«, sagte Mungo Madoc.
»Da haben Sie’s. Presley als Präsident, und das Nukleare-Holocaust-Ereignis verschiebt sich weitere hundert Jahre, die Armageddon-Folge um wenigstens tausend. Ich will keinesfalls sagen, daß dieser Presley ein durch und durch guter Junge ist – ganz im Gegenteil, seine Präsidentschaft wird eine ziemlich farbenfrohe Angelegenheit. Reichlich Sex und Drogen und Rock’n’Roll.«
Wisten grinste begeistert. »Das klingt gar nicht schlecht.«
»Das klingt wirklich nicht schlecht«, stimmte Mungo ihm zu. »Allerdings sehe ich mehrere kleine Schwächen in diesem Plan. Erstens sind die Erdlinge, wie wir alle wissen, eine ziemlich widerborstige Spezies. Wir können uns einfach nicht darauf verlassen, daß sie dem Skript aus freien Stücken folgen. Wir kommen mit einer ganzen Reihe von großartigen Szenarien, doch sie vermasseln unweigerlich alles. Manchmal frage ich mich ernsthaft, wer eigentlich hinter dieser Show steckt, sie oder wir.«
»Ich stimme durchaus zu, daß es in diesem Business keine absolute Größe gibt, aber ich habe meine Hausaufgaben gemacht, und wenn uns nicht, ich wage es kaum zu sagen, Gott persönlich ins Handwerk pfuscht, dann wird es funktionieren. Ich habe sämtliche Zahlen und
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