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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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hatte meditiert und versucht, sich ihr Leben ohne Joe vorzustellen, aber es wollte nicht gelingen. Sie war in ihrem sonst so ungezwungenen Leben stets entschlussfreudig gewesen. Wenn etwas nicht klappte, machte sie kehrt und ging in einer anderen Richtung weiter. Doch zum ersten Mal erschien ihr das, was sie erwartete, ganz gleich, wohin sie sich auch wandte, schlimmer als das, was sie im Augenblick hatte.
    »Du hast Angst davor, einen Schlussstrich unter die Sache zu ziehen.«
    Gabrielle griff nach einem Minzezweig und drehte ihn zwischen den Fingern.
    »Vielleicht solltest du Kevin einen Brief schreiben. Und du solltest dich entschließen, doch zu der Party der Hillards zu gehen. Du musst dich den Männern stellen, die dich so gekränkt und wütend gemacht haben.«
    »Ich bin überhaupt nicht wütend.«
    Claire sah sie lediglich an.
    »Okay, ein bisschen wütend bin ich schon.«
    Den Vorschlag, Kevin zu schreiben, tat sie auf der Stelle ab, doch vielleicht hatte ihre Mutter Recht. Vielleicht sollte sie ihm gegenübertreten, damit sie danach weitergehen konnte. Aber nicht Joe. Sie war noch nicht bereit, Joe wieder zu sehen, in seine vertrauten braunen Augen zu schauen und zu bemerken, dass er ihren Blick nicht erwiderte.
    Als sie vor einem Monat zu ihrem Großvater gekommen war, hatten sie, ihre Mutter und Tante Yolanda über Kevin gesprochen, doch vorrangig hatte sie ihre Gefühle für Joe thematisiert. Sie hatte allerdings nicht erwähnt, dass Joe ihr Yang war, und das würde sie auch nicht tun. Ihre Mutter wusste es ohnehin.
    Ihre Mutter glaubte, dass Seelenverwandtschaft und Schicksal Hand in Hand arbeiteten, unzertrennlich waren. Gabrielle wollte gern glauben, dass ihre Mutter sich irrte. Claire hatte den Verlust ihres Mannes dadurch bewältigt, dass sie ihr Leben rigoros änderte. Gabrielle wollte ihr Leben nicht ändern. Sie wollte ihr altes Leben zurück, oder doch wenigstens so viel davon wie eben möglich.
    In einem Punkt allerdings mochte ihre Mutter Recht haben. Vielleicht war es an der Zeit, nach Hause zurückzukehren. Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Zeit, die Scherben aufzusammeln und sich wieder dem Leben zuzuwenden.
    Joe schob die Kassette in den Videorekorder und drückte die Play-Taste. Ein Surren und Klicken erfüllte das stille Verhörzimmer, als er sich gegen einen Tisch lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Der Film flackerte und zuckte, dann füllte Gabrielles Gesicht den Bildschirm aus.
    »Ich bin selbst Künstlerin«, sagte sie, und nach einem ganzen Monat ihre Stimme wieder zu hören war wie schmeichelnder Sonnenschein auf dem Gesicht nach einem langen, kalten Winter. Der Ton drang in alle Ritzen und Winkel und wärmte ihn.
    »Dann verstehen Sie sicher, dass Mr. Hillard sein Gemälde recht gern zurückhätte«, sagte seine eigene Stimme aus dem Off.
    »Das kann ich mir vorstellen.« Ihre großen grünen Augen blickten verstört und scheu. Er erinnerte sich nicht daran, sie je so verängstigt gesehen zu haben, und so bemüht, es nicht zu zeigen. Jetzt sah er es, weil er sie so gut kannte.
    »Haben Sie diesen Mann mal gesehen oder getroffen?«, fragte er. »Er heißt Sal Katzinger.«
    Sie neigte den Kopf und betrachtete einige Fotos, bevor sie sie über den Tisch zurückschob. »Nein. Ich glaube nicht, dass ich ihn schon mal getroffen habe.«
    »Hat Ihr Geschäftspartner, Kevin Carter, den Namen vielleicht mal erwähnt?«, fragte Captain Luchetti.
    »Kevin? Was hat Kevin mit dem Mann auf dem Foto zu schaffen?«
    Der Captain erklärte die Beziehung zwischen Katzinger und Kevin und dass sie vermutlich in den Raub des Hillard-Monets verwickelt waren. Joe sah, wie Gabrielles Blick zwischen Luchetti und ihm selbst hin- und herhuschte, und jedes nur erdenkliche Gefühl war ihr deutlich von ihrem schönen Gesicht abzulesen. Er sah, wie sie sich das Haar hinters Ohr schob und mit zusammengekniffenen Augen einen Mann verteidigte, der ihrer Freundschaft nicht würdig war. »Ich müsste es doch wohl wissen, wenn er gestohlene Antiquitäten verkaufen würde. Wir arbeiten fast täglich zusammen, und ich würde es merken, wenn er ein derartiges Geheimnis vor mir hätte.«
    »Wie denn?«, fragte der Captain.
    Joe erkannte den Blick, mit dem sie den Captain bedachte. Es war der Blick, den sie für Nichterleuchtete erübrigte. »Ich würde es eben merken.«
    »Sonst noch Gründe?«
    »Ja, er ist Wassermann.«
    »Ach, du liebes Jesulein«, hörte Joe sich aufstöhnen. Er hörte, wie gereizt er

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