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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Fläschchen gefüllt und dann den Laden, als Teil ihrer Werbekampagne, in den sanften Duft von Zitrusfrüchten und üppigen Blumen gehüllt. Am ersten Tag hatte sie ihren gesamten Vorrat verkauft. Sie hoffte, auf dem Coeur Festival genauso erfolgreich zu sein.
    Die heutige Mischung war nicht einzigartig, stand aber in dem Ruf, beruhigend zu wirken. Sie schraubte den Tropfer zurück auf die braune Patchouli-Flasche und stellte sie wieder in die Holzkiste zu den anderen Ölen. Sie nahm das Salbeiöl heraus und fügte behutsam zwei Tropfen hinzu. Beide Öle wirkten angeblich entspannungsfördernd und lindernd gegen Stress und nervöse Erschöpfung. An diesem Morgen, da in zwanzig Minuten ein Undercover-Bulle in ihren Laden einfallen würde, brauchte Gabrielle dringend etwas Derartiges.
    Die Hintertür des Ladens wurde geöffnet und wieder geschlossen, und Unbehagen machte sich in Gabrielles Seele breit. Sie warf einen Blick über die Schulter in den hinteren Teil des Ladens. »Guten Morgen, Kevin«, rief sie ihrem Geschäftspartner zu. Ihre Hände zitterten, als sie das Fläschchen mit dem Salbeiöl zurück in die Kiste stellte. Es war erst halb zehn Uhr morgens, aber ihre Nerven waren bereits zum Zerreißen gespannt, und sie war erschöpft. Sie hatte die ganze Nacht über keinen Schlaf gefunden, sondern versucht, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie Kevin belügen musste. Dass sie, indem sie Detective Shanahan undercover im Laden arbeiten ließ, im Grunde Kevin dabei half, seine Unschuld zu beweisen. Doch dabei ergaben sich diverse schwerwiegende Probleme: Sie war eine ausgesprochen schlechte Lügnerin, und sie glaubte nicht, dass sie tatsächlich so tun könnte, als würde sie den Detective mögen, und noch viel weniger, dass sie sich als seine Freundin würde betrachten können.
    Sie verabscheute Lügen. Sie verabscheute es, schlechtes Karma zu schaffen. Aber was bedeutete schon eine Lüge mehr oder weniger, wenn sie im Begriff war, ihr Karma zu Strafmaßnahmen von seismischem Ausmaß herauszufordern?  »Hallo«, grüßte Kevin aus dem Flur und schaltete das Licht an. »Was braust du denn heute zusammen?«
    »Patchouli und Salbei.«
    »Dann wird's hier wohl duften wie auf einem Grateful-Dead-Konzert?«
    »Wahrscheinlich. Ich habe es für meine Mutter gemacht.« Abgesehen von der Entspannungshilfe weckte der Duft auch angenehme Erinnerungen, zum Beispiel an den Sommer, als ihre Mutter und sie der Band Grateful Dead durchs ganze Land gefolgt waren. Gabrielle war zehn Jahre alt gewesen und hatte die Übernachtungen in ihrem VW-Bulli, die Tofu-Gerichte und den Batikwahn, dem ihre gesamte Kleidung anheim fiel, über alles geliebt. Ihre Mutter hatte diese Zeit den Sommer des Erwachens getauft. Gabrielle war nicht so sicher, was ihr eigenes Erwachen betraf, aber zu dieser Zeit hatte ihre Mutter zum ersten Mal ihre übersinnlichen Kräfte proklamiert. Vorher waren sie Methodisten gewesen.
    »Wie gefällt deiner Mutter und deiner Tante der Urlaub? Hast du schon von ihnen gehört?«
    Gabrielle schloss den Deckel der Holzkiste und sah Kevin an, der unter der Tür zu ihrem gemeinsamen Büro stand. »Seit ein paar Tagen nicht mehr.«
    »Bleiben deine Mutter und deine Tante, wenn sie zurückkommen, noch eine Weile in ihrem Stadthaus, oder fahren sie zu deinem Großvater in den Norden?«
    Sie vermutete, dass Kevins Interesse an ihrer Mutter und ihrer Tante nicht in erster Linie echter Neugier entsprang, sondern viel mehr mit dem Umstand zu tun hatten, dass sie ihn nervös machten. Claire und Yolanda waren nicht nur Schwägerinnen, sondern auch beste Freundinnen, und sie lebten zusammen. Und manchmal las die eine die Gedanken der anderen, was ziemlich unheimlich wirken konnte, wenn man es nicht gewöhnt war. »Ich weiß nicht genau. Wahrscheinlich landen sie zunächst hier in Boise, um Beezer abzuholen, und fahren dann raus, um nach meinem Großvater zu sehen.«
    »Beezer?«
    »Die Katze meiner Mutter«, antwortete Gabrielle, und vor Schuldbewusstsein krampfte sich ihr Magen zusammen, als sie in die vertrauten blauen Augen ihres Freundes blickte. Er war gerade dreißig geworden, sah jedoch aus wie zweiundzwanzig. Er war ein paar Zentimeter kleiner als Gabrielle, und sein blondes Haar war von der Sonne ausgebleicht. Von Beruf war er Buchhalter, in seinem Innersten jedoch Antiquitätenhändler. Er hatte die geschäftlichen Angelegenheiten von Anomaly übernommen, damit Gabrielle frei war, ihrer Kreativität zu frönen. Er war

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