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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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mehr bei.«
    »Bestimmt nicht, Onkel«, versprach Sara, und ihre Augen waren ein bisschen zu groß, ein bisschen zu unschuldig.
    »Was ist das?«, fragte Todd und deutete auf den Sattel.
    »Das ist ein halber Sattel.«
    »Wieso?«
    Gute Frage. »Willst du ihn haben?«
    »Cool!«
    Joes Schwester Tanya kam als Nächste und schloss die Tür hinter sich. »Hi, Daddy«, sagte sie, dann wandte sie sich ihrem Bruder zu. »Hi, Joey. Wie ich sehe, hat Mom dir den Sattel geschenkt. Kannst du glauben, dass sie ihn für fünf Dollar bekommen hat?«
    Offenbar hatte sich auch Tanya mit der Flohmarktkrankheit angesteckt.
    »Wer hat gefurzt? Braa-ck.«
    »Hey, ihr da«, ermahnte Joe die beiden Mädchen, die sich vor Lachen auf dem Boden wälzten.
    »Was ist so lustig?«, fragte seine Mutter, als sie ins Zimmer kam, doch bevor jemand antworten konnte, klingelte erneut das Telefon. »Du liebe Zeit.« Kopfschüttelnd verschwand sie wieder in der Küche, nur um nach wenigen Sekunden wieder kopfschüttelnd zurückzukommen. »Es wurde aufgelegt, bevor ich mich melden konnte.«
    Joe warf seinem Vogel einen skeptischen Blick zu, und sein Verdacht bestätigte sich, als Sam den Hals zur Seite reckte und das Telefon zufällig im selben Moment schon wieder schrillte.
    »Du liebe Zeit.« Seine Mutter eilte in die Küche.
    »Mein Dad hat einen Käfer gegessen«, berichtete Todd und zog damit Joes Aufmerksamkeit auf sich. »Wir haben Hot Dogs gegrillt, und da hat er einen Käfer gegessen.«
    »Ja, Ben ist mit ihm Zelten gegangen, weil er glaubt, die Mädchen und ich machen ein Muttersöhnchen aus ihm«, erklärte Joes Schwester und setzte sich zu ihm aufs Sofa. »Er sagt, er müsste Todd öfter mal rausholen und Männersachen mit ihm machen.«
    Joe verstand das völlig. Er war mit vier älteren Schwestern aufgewachsen, die ihn in ihre Kleider gesteckt und ihm die Lippen angemalt hatten. Im Alter von acht Jahren überzeugten sie ihn, dass er als Hermaphrodit auf die Welt gekommen und Josephine genannt worden wäre. Was ein Hermaphrodit ist, erfuhr er erst, als er zwölf war und selbst im Lexikon nachschlagen konnte. Danach hatte er ein paar Jahre mit der Angst gelebt, dass ihm große Brüste wachsen würden, wie seiner ältesten Schwester Penny. Glücklicherweise ertappte sein Vater ihn dabei, wie er seinen Körper nach merkwürdigen Veränderungen absuchte, und er versicherte Joe, dass er kein Hermaphrodit war. Dann hatte er ihn zum Zelten und zum Fischen mitgenommen, und er hatte eine Woche lang nicht baden müssen.
    Seine Schwestern hielten zusammen wie Kletten und vergaßen nie etwas. Als Heranwachsende machte es ihnen Spaß, ihn zu ärgern, und sie waren die Hölle für seine Psyche. Doch falls er je den Verdacht gehabt hätte, dass die Männer, mit denen seine Schwestern zusammen waren, sie nicht anständig behandelten, hätte er sie ohne mit der Wimper zu zucken zusammengeschlagen.
    »Und dann ist wohl ein Käfer auf Todds Hot Dog gelandet, und er hat geweint und wollte nicht mehr essen«, fuhr Tanya fort. »Was vollkommen verständlich ist, und was ich ihm in keiner Weise verübeln kann, aber Ben wollte zeigen, dass er ein ganzer Kerl ist, hat den Käfer genommen und ihn aufgegessen. Er hat gesagt: ›Wenn ich den verdammten Käfer essen kann, kannst du auch den verdammten Hot Dog essen.‹«
    Klang vernünftig. »Hast du den Hot Dog gegessen?«, fragte Joe seinen Neffen.
    Todd nickte, lächelte und zeigte dabei seine fehlenden Schneidezähne. »Dann hab ich auch einen Käfer gegessen. Einen schwarzen.«
    Joe blickte in das sommersprossige Gesicht seines Neffen und sie teilten ein verschwörerisches Lächeln. Das »Ich-kann-im-Stehen-Pinkeln«-Jungs-Cliquen-Lächeln. Ein Lächeln, das Mädchen nie verstehen würden.
    »Schon wieder aufgelegt«, verkündete Joyce den im Zimmer Versammelten.
    »Du brauchst ein Display«, riet Tanya. »Wir haben eins, und ich schau immer erst nach, wer anruft, bevor ich abhebe.«
    »Vielleicht besorg ich mir eins«, sagte Joes Mutter und ließ sich in einen alten, bunt gestrichenen Schaukelstuhl nieder, doch kaum berührte ihr Hintern den Sitz, setzte das Klingeln schon wieder ein. »Der Witz ist allmählich alt«, seufzte sie und stand auf. »Da spielt jemand mit dem Telefon.«
    »Lass den letzten Anruf noch mal wiederholen. Komm, ich zeig dir, wie.« Tanya stand ebenfalls auf und folgte ihrer Mutter in die Küche.
    Die Mädchen kugelten sich erneut vor Lachen, und Todd schlug die Hand vor den Mund.
    »Ja«,

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