Das muss Liebe sein
blonden Kopf über Joes Handfläche. »Ausgesprochen hartnäckig.« Sie hob den sanften Blick ihrer braunen Augen zu ihm, sah dann traurig Gabrielle an und schüttelte den Kopf. »Bist du dir sicher, was diesen Mann betrifft, Liebes?«
Gabrielle stöhnte auf, und Joe versuchte, seine Hand aus Claires Griff zu lösen. Zweimal versuchte er, sie ihr zu entziehen, bevor sie sie endlich losließ.
»Wann sind Sie geboren, Joe?«, fragte Claire.
Er wollte nicht darauf antworten. Er glaubte nicht an all diesen Sternzeichen-Blödsinn, doch als sie dann ihren unheimlichen Blick auf ihn richtete, sträubten sich seine Nackenhaare, und er öffnete den Mund, um zu antworten: »Am ersten Mai.«
Jetzt war Claire an der Reihe, ihre Tochter anzusehen und den Kopf zu schütteln. »Und obendrein noch ein Stier.« Sie wandte sich Yolanda zu. »Sehr erdverbunden. Mag gutes Essen und gute Liebe. Stiere sind die Sinnlichsten unter den Tierkreiszeichen.«
»Echte Hedonisten. Haben große Ausdauer und sind unnachgiebig, wenn sie ein bestimmtes Ziel oder Projekt im Auge haben«, setzte Yolanda die Liste fort. »Seiner Partnerin gegenüber zeigt er sich sehr besitzergreifend, und er beschützt seinen Nachwuchs mit Zähnen und Klauen.«
Kevin lachte, und Gabrielle schürzte die Lippen. Wenn die beiden Frauen ihn nicht begutachtet hätten, als wäre er ein potenzieller Deckhengst, dann hätte Joe vielleicht mitgelacht. Gabrielle konnte offensichtlich nichts Lustiges an der Situation finden, konnte andererseits aber auch nicht Mutter und Tante darüber aufklären, dass er nicht ihr Freund war. Nicht, so lange Kevin in der Nähe war. Joe hatte wenig Möglichkeiten, ihr beizustehen, aber vielleicht hätte er das Thema wechseln können, wenn sie nicht den Mund aufgemacht und ihn beleidigt hätte.
»Joe ist nicht der dunkle, leidenschaftliche Lover, für den ihr ihn haltet«, sagte sie. »Lasst euch das gesagt sein.«
Joe war ziemlich sicher, dass er ein leidenschaftlicher Typ war. Und er war auch ziemlich sicher, dass er ein guter Liebhaber war. Er hatte noch nie eine Beschwerde gehört. Was Gabrielle da sagte, hörte sich an, als wollte sie ihm vorwerfen, dass er im Bett nichts taugte. Er legte den Arm um ihre Taille und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. »Pass auf, sonst redest du mir noch Potenzprobleme ein«, sagte er und lachte in sich hinein, als wäre allein schon der Gedanke an Potenzprobleme lächerlich. »Gabrielle ist ein bisschen sauer auf mich, weil ich finde, dass Putzen und Kochen Frauenarbeit ist.«
»Und du lebst noch?«, fragte Kevin. »Ich habe mal vorgeschlagen, dass sie hier im Laden die Verantwortung für die wöchentliche Badreinigung übernehmen sollte, weil sie schließlich eine Frau ist, und im nächsten Moment glaubte ich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen.«
»Nee, sie ist doch Pazifistin«, sagte Joe. »Bist du doch, oder, Süße?«
Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war alles andere als pazifistisch. »Für dich mache ich jederzeit gern eine Ausnahme.«
Er drückte sie fest an sich und sagte: »So etwas hört ein Mann gern von seiner Frau.« Und dann, bevor sie ein Wort äußern und ihn neuerlich als Dämonen aus der Hölle bezeichnen konnte, drückte er seinen Mund auf ihren, fing ihre Wut in seinem Kuss auf. Ihre Augen weiteten sich, wurden dann schmal, und sie legte die Hände an seine Schultern. Bevor sie ihn von sich stoßen konnte, ließ er sie los, und ihr Versuch, ihn von sich zu schieben, sah eher so aus, als wollte sie ihn festhalten. Er lächelte, und für wenige kurze Sekunden dachte er, ihr Groll auf ihn würde die Oberhand über ihre überzeugte Gewaltlosigkeit gewinnen. Aber als die wahre Pazifistin, die sie zu sein beteuerte, atmete sie nur tief ein und wieder aus. Dann wandte sie sich ihrer Mutter und ihrer Tante zu und ignorierte ihn vollends.
»Seid ihr gekommen, um mich zum Essen einzuladen?«, fragte sie.
»Es ist erst halb elf.«
»Dann eben zum Brunch«, lenkte sie ein. »Ich möchte alles über euren Urlaub erfahren.«
»Wir müssen Beezer abholen«, sagte Claire, dann blickte sie Joe an. »Sie sind natürlich auch eingeladen. Yolanda und ich müssen Ihre Lebensenergie überprüfen.«
»Wir sollten ihn mit deinem neuen Aurameter testen«, schlug Yolanda vor. »Ich glaube, das ist genauer als …«
»Ich bin überzeugt, dass Joe lieber hier bleibt und arbeitet«, fiel Gabrielle ihr ins Wort. »Er liebt seinen Job. Nicht wahr?«
Aurameter? Heiliger Strohsack. Die
Weitere Kostenlose Bücher