Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
einzusperren, um ein Exempel zu statuieren und die anderen
Bediensteten einzuschüchtern.
„Herr, wir haben Arnulf von Nienkerken noch immer nicht
finden können“, meldete Manfred etwas außer Atem. „Er kann aber unmöglich
ungesehen vom Gut geflohen sein.“
„Dann hat er sich womöglich im Keller verschanzt“, überlegte
Conrad laut.
Schon rannte Manfred zur Wendeltreppe, dicht gefolgt von
einem seiner Männer. Conrad folgte ihnen.
*
Antonia saß noch immer zusammengesunken auf der Treppe zum
Kellergewölbe. Sie war so aufgewühlt, dass sie die Schmerzen kaum spürte.
Plötzlich hörte sie von oben Schritte und hielt den Atem an. Stulpenstiefel und
lederne Beinlinge erschienen in ihrem Gesichtsfeld, dann tauchten zwei Soldaten
auf. Als sie das Mädchen sahen, blieben sie verblüfft stehen.
„Ein Mädchen“, bemerkte einer der Beiden überflüssiger
Weise.
Antonia erkannte Manfred, zeigte auf die Kellertür und
wollte etwas sagen. In dem Moment tauchte Conrad hinter den Männern auf.
„Antonia“, rief er, als er sie sah, stürmte an den Soldaten
vorbei und nahm sie bei den Schultern. Sie zuckte leicht zusammen.
„Mein Gott“, sagte Conrad, der erst jetzt ihre Verletzungen
bemerkte, „was hat das Scheusal dir angetan?“
„Er hat…ich habe ihn eingesp…“
Antonia verstummte, denn in diesem Moment hörte sie den
Riegel quietschen und fuhr herum. Einer der Soldaten war gerade dabei, die Tür zum
Vorratskeller zu öffnen.
„Nein!“, schrie sie und der Soldat fuhr erstaunt zu ihr
herum.
„Das wurde ja auch Zeit“, hörte sie die aufgebrachte Stimme
ihres verhassten Peinigers hinter der halb geöffneten Tür.
Der Soldat, der die Tür geöffnet hatte, stutzte kurz. Das
wurde ihm zum Verhängnis, denn Arnulf erfasste die Situation schneller als er
und rammte dem verdutzten Mann sein Messer in den Leib. Während der Getroffene
zusammensackte, zog Arnulf blank und stürzte sich auf Conrad, der nicht
mitbekommen hatte, was in seinem Rücken geschah und noch immer fassungslos auf
Antonia starrte.
Das Mädchen sprang auf, riss Conrads Messer aus dessen
Gürtel und warf sich Arnulf entgegen.
Jetzt erwachte auch Conrad aus seiner Starre und sah, wie
sein verhasster Feind Antonia wie eine lästige Fliege abwehrte und einfach
beiseite warf.
Mit einem wilden Aufschrei stürzte er sich auf Arnulf und
trieb ihn mit wilden Schwerthieben zurück in den Kellerraum.
Manfred fing die strauchelnde Antonia auf und legte sie
vorsichtig auf den Boden. Dann wollte er seinem Herrn zu Hilfe eilen, der
seinen Gegner an die gegenüberliegende Wand zurück gedrängt hatte und wild auf
ihn einschlug.
„Ich ergebe mich“, keuchte Arnulf und senkte sein Schwert.
Conrad hielt mitten im Schlag inne. „Verteidige dich, du
Hund!“, schrie er wutentbrannt.
„Ich verlange ein Fürstengericht“, keuchte Arnulf.
Conrad wusste, worauf sein Rivale spekulierte. Er wollte
Zeit gewinnen und hoffte wahrscheinlich noch immer, seine Waffenknechte würden
ihm zu Hilfe eilen.
„Du hast jedes Recht verloren, irgend etwas zu verlangen“,
entgegnete er düster, „entweder du verteidigst dich oder ich erschlage dich wie
einen räudigen Hund.“
Arnulf ließ den Kopf hängen und starrte auf sein Schwert,
dessen Spitze zum Boden zeigte. „Ich habe eine letzte Bitte“, sagte er und
spekulierte auf Conrads Ritterlichkeit, sie ihm nicht zu verwehren.
Dieser ließ ebenfalls sein Schwert sinken und wartete, was
Arnulf sagen wollte.
Das war die Chance, auf die Arnulf gelauert hatte. Mit einer
blitzschnellen Bewegung riss er sein Schwert hoch, um es Conrad unterhalb des
Kettenhemdes in den Leib zu rammen.
Aber dieser schien damit gerechnet zu haben. Mit
katzenartiger Behändigkeit wich er zur Seite aus, hob sein Schwert und ließ es
kraftvoll einen eleganten Halbkreis beschreiben. Der Hieb kam so schnell, dass
Arnulf es nicht mehr schaffte, sein Schwert zu heben und die gegnerische Waffe
abzufangen.
Arnulfs Augen weiteten sich und im nächsten Moment kippte
sein Kopf zur Seite, fiel herunter und rollte über den Steinboden. Kurz darauf
sackte sein lebloser Körper zusammen.
Conrad spürte keine Genugtuung, nur kalte Verachtung für den
Erschlagenen. Er wandte sich um und lief zu Antonia, die auf dem kalten Boden
saß und ihn mit großen Augen ansah.
„Wie geht es Wenzel?“, fragte sie mit dünner Stimme.
„Er ist in Sicherheit.“
Aber er ist verletzt. Ist es sehr schlimm?“ Vor
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