Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
Unterfangen.
Die anderen Ritter würden sich aus der Fehde heraushalten, wenn es hart auf
hart kam, da war er sicher.
Arnulf war nicht untätig gewesen und hatte die Zeit seit dem
Abzug der Belagerer genutzt, die Mauer und das Tor zu verstärken sowie
Lebensmittel anzuhäufen.
Das Gut zu verlassen kam ihm nicht in den Sinn, solange er
hier nicht jeden Stein umgedreht hatte. Irgendwo musste die Kriegsbeute
versteckt sein oder zumindest das Pergament, das ihn zum Schatz führte.
Seit Monden suchte er bereits danach und es gab nicht mehr
viele Möglichkeiten. Er sah auf die Wände ringsum, die aussahen, als hätte ein
Riese hier seine Keule ausprobiert. Jeden Stein hatte er umgedreht, aber in den
massiven Wänden waren keine Hohlräume zu finden gewesen.
Er würde weitersuchen, von oben nach unten den ganzen Turm
abklopfen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er die Beute gefunden hatte.
Wenn Heinrich von der Lühe ansprechbar wäre, würde er es aus ihm herausprügeln.
Aber der Alte war nur noch ein menschliches Wrack, eine leere, nutzlose Hülle.
Wenn er erst die Kriegsbeute gefunden hatte, würde sich
alles ändern. Er würde ein Söldnerheer aufstellen und blutige Rache an allen
nehmen, die sich gegen ihn gestellt hatten. Dieser Gedanke gefiel ihm.
XVII
Der Angriff
Heuertmond Anno 1230
Antonia hatte alle ihre verbliebene Kraft zusammennehmen
müssen, um den verhassten Ritter niederzuschlagen. Beinahe hätte sie den
Zeitpunkt verpasst, denn Arnulf war zu ungewohnter Stunde aufgetaucht. Zum
Glück war sie auf ihrem provisorischen Strohlager hinter der Tür rechtzeitig
wach geworden, als sie den Riegel hörte. Fast alles andere Stroh im Raum hatte
sie unter die Decke auf dem Bett gestopft, um eine schlafende Gestalt
vorzutäuschen.
Ihr Plan war aufgegangen. Keuchend saß sie auf der
Steintreppe, um erst einmal wieder zu Kräften zu kommen. Für die Flucht hatte
sie ihrem geschundenen Körper alles abverlangt. Jetzt kamen die unerträglichen
Schmerzen zurück, zudem fror sie erbärmlich. Zitternd und mit zusammen
gebissenen Zähnen rappelte sie sich wieder auf.
Sie wusste nicht, wohin. So weit hatte sie in ihrer
Verzweiflung nicht gedacht. Antonia machte sich nichts vor. Zwar war es ihr
gelungen, den niederträchtigen Ritter im Keller des Turms einzusperren, aber am
Morgen würde man ihn finden. Wenn sie bis dahin nicht verschwunden war, erginge
es ihr schlecht. Aber wie sollte sie entkommen, nackt und verletzt wie sie war?
Vorsichtig öffnete Antonia die Außentür des Wohnturms und
schaute in die Nacht hinaus. In ihrer Nähe sah sie keine Wachen, nur vom
hölzernen Wehrgang her fiel Fackelschein auf den Hof. Im Schutz der Dunkelheit
trat sie auf den Hof hinaus, wo ihr ein kalter Wind entgegenschlug und sie
erschauern ließ.
Humpelnd schlich sie sich zum nahen Küchengebäude.
Wohltuende Wärme schlug ihr entgegen, als sie in die Küche schlüpfte. Obwohl
die Glut kaum noch glomm, war es hier wesentlich wärmer als draußen. Sie warf
einige bereit liegende Holzscheite in die Feuerstelle. Dann zog sie den
Überwurf aus grobem Leinen an, der hinter der Tür hing. Die alte Köchin nahm
ihn, wenn sie bei schlechtem Wetter auf den Hof musste. Sie biss die Zähne
zusammen, als der raue Stoff auf ihren frischen Wunden scheuerte.
Von der Anstrengung völlig erschöpft ließ sich Antonia auf
einem Schemel am Herd nieder, stützte die Arme auf den Tisch und legte den Kopf
darauf. Die Holzscheite hatten Feuer gefangen und begannen, eine wohlige Wärme
zu verbreiten. Trotz der Schmerzen schlief sie vor Erschöpfung ein.
Jesus Maria!“, rief Lisbeth am frühen Morgen aus, als sie
das schlafende Mädchen am Tisch entdeckte und weckte damit Antonia, die
erschreckt hochfuhr und sich gehetzt umsah.
Lisbeth brauchte einen Moment, um sie zu erkennen. Dann
schlug sie die Hände vors Gesicht. „Oh mein Gott, Antonia, was ist passiert?“
„Ich, Arnulf, er…“, sagte Antonia und brach in Tränen aus.
„Ist das Blut?“, fragte die Köchin und zeigte auf die roten
Flecken, die sich auf dem Überwurf abzeichneten.
Antonia begann zu zittern, sie war am Ende ihrer Kräfte.
„Ich mache dir erst einmal eine heiße Suppe.“ Lisbeth heizte
den Herd an und hängte einen Kessel darüber.
„Es dauert eine Weile, bis das Wasser heiß ist. Ich werde
inzwischen Wein holen.“
„Nein!“, rief Antonia mit schreckgeweiteten
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