Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
ausfindig gemacht, aber glaubt mir, der Steinbock ist zäh! In diesem Gebiet haben wir einen großen Nachteil und das Vieh ist schnell."
Chris setzt fort: "Und mit den Hörnern ist auch nicht zu spaßen! Ich habe vorhin schon einen heftigen Schlag einkassiert! Seid also vorsichtig!"
Ich grinse Rachel an: "Na dann greifen wir den beiden mal unter die Arme." Wir beiden stellen uns zu Jake und Chris. Nun kann der Steinbock nicht mehr fliehen. Chris, Rachel und ich fixieren Jake, der für die weiteren Anweisungen zuständig ist. Mit einem kurzen Kopfnicken gibt er uns dann zu verstehen, dass wir einen Schritt näher an das Tier heranrücken sollen. Das machen wir dann auch. Der Steinbock steht mit weit aufgerissenen Augen in der Ecke und schnauft heftig. Wieder warten wir auf ein weiteres Kommando und es folgt noch ein Kopfnicken. Doch mit dem nächsten Schritt wird dem Steinbock die Aufregung zu viel und er ergreift die Flucht. Mit einem gekonnten Sprung begibt er sich auf die Felsen hinter ihm, die eigentlich zu unserem Vorteil dienten. Er ist auf dem besten Weg zu entwischen, als etwas geschieht, mit dem keiner von uns gerechnet hat. Ein großer, grauer Wolf stürzt sich auf den Steinbock und schleudert ihn über unsere Köpfe hinweg auf den Boden. Sofort springt der Wolf nach und gibt dem Tier den Rest.
Wir vier sind völlig geschockt und tauschen verwirrte Blicke aus. Keiner scheint wirklich begriffen zu haben, was da gerade passiert ist, als sich der Wolf plötzlich umdreht und mich ansieht. D-das kann doch gar nicht sein! Ist das etwa...nein, das ist unmöglich! Ich stottere vor mich hin: "N-Nolan? Bist du das?" Aber ich habe doch gesehen, wie er getötet wurde! Wie ist das nur möglich?
Der Wolf scheint genauso verwirrt zu sein, wie ich: "Wie hast du mich gerade genannt? Sag das nochmal!" Hm...nur seine Stimme passt nicht zu Nolan. Sie ist zwar auch ziemlich tief, aber etwas grimmiger. Außerdem fällt mir bei näherem Hinsehen auf, dass sein Fell etwas heller ist und er hat keine Narben. Nebenbei scheint dieser Wolf jünger zu sein...aber er sieht Nolan so ähnlich! Wer ist das bloß? "Hey, ich habe dich was gefragt! Wieso hast du mich so genannt?"
"I-ich...ich habe dich wohl mit jemandem verwechselt. Tut mir leid." Ich weiche seinem Blick aus und schaue nach links zu Chris und Rachel, die auch wie gebannt auf den Wolf starren.
Der graue Wolf schüttelt den Kopf: "Ja, das ist mir schon klar, aber wie kann das sein? Du hast mich sofort mit Nolan in Verbindung gebracht...woher kennt ihr ihn?" Es fällt mir schwer zu antworten. Dieser Wolf macht mir irgendwie Angst. Kein Wunder, das ist ja eine lebende Kampfmaschine! Er ist wie Nolan, nur jünger und noch nicht so lädiert!
Zum Glück übernimmt Jake, der zu meiner Rechten steht, die Antwort: "Nolan war ein guter Freund von uns. Wir kennen ihn von dem Rudel aus dem Wald weiter südlich von hier. Ich weiß nicht, ob es dir was sagt."
Plötzlich beginnt er zu lachen: "Ob ich es kenne? Du bist mir vielleicht ein Scherzbold! Natürlich kenne ich es! Ich war nur schon lange nicht mehr dort..."
Rachel wirkt auf einmal so nachdenklich: "Ich habe dich irgendwo schon einmal gesehen, aber ich bin mir nicht sicher...bist du vielleicht..." Plötzlich wird Rachel von einem lauten Donner unterbrochen. Das Geräusch hallt über den kargen Stein und ist noch lauter als sonst. Ich schaue in den schwarzen Himmel, als mich ein Blitz blendet. Dann spüre ich den ersten Regentropfen.
"Hier draußen wird es mir langsam zu ungemütlich. Was haltet ihr davon, wenn wir das Gespräch in meiner Höhle fortsetzen?" Mit diesen Worten geht der Wolf voraus. Da der Regen immer stärker wird und keiner Lust hat die Nacht hier draußen zu verbringen, folgen wir ihm. Chris schnappt sich inzwischen den gefangenen Steinbock und schleift ihn mit. Mal sehen, wo uns unsere neue Bekanntschaft hinführt.
Obwohl wir nicht lange unterwegs waren, bin ich bereits pitschnass. Das Gewitter scheint immer schlimmer zu werden. Ich hoffe, dass wir bald da sind.
"So, da ist es." Der graue Wolf hält vor einer Felswand, die zum Berg gehört. Davor befindet sich ein großer, rundlicher Felsbrocken, aber von einer Höhle sehe ich nichts. Ich will gerade nachfragen, als der Wolf auf genau diesen Felsen zugeht. Er zieht zwei dicke Stöcke, die links und rechts am Boden liegen, unter dem Felsbrocken weg und legt diese zur Seite. Mit seinem ganzen Gewicht stemmt er sich dann gegen den Felsen und rollt ihn weg.
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