Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
liege in meine Decke eingekuschelt auf meinem weichen Federbett und gleite sanft in die Welt der Träume.
Der nächste Morgen. Ich bin noch immer hundemüde, da ich wieder nicht sonderlich gut geschlafen habe. Meine Kopfschmerzen sind zwar verschwunden, aber der Heißhunger ist immer noch da. Es ist Sonntag und ich habe genau gar keinen Schimmer, was ich mit dem Tag anfangen soll. Den Vormittag habe ich nun sowieso schon verschlafen, also sollte ich zumindest am Nachmittag etwas unternehmen. Ein Blick aus dem Fenster hat mir schnell bei meiner Entscheidung geholfen. Da draußen die Sonne scheint und ein wunderschöner Spätsommertag angebrochen ist, schnappe ich mir meine Jeansjacke und gehe eine Runde spazieren. George und Jane halten das für eine gute Idee, da sie mir trotz meines Verschweigens aller Gefühle ansehen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Leider weiß ich genauso wenig, was mit mir los ist, wie sie.
Auch wenn ich hier momentan nicht sonderlich glücklich bin, muss ich dennoch eins sagen: die Gegend ist wunderschön. Mein Spaziergang dauert jetzt schon eine Stunde und ich entferne mich immer weiter von unserem kleinen Örtchen. Wie schön es doch wäre, wenn ich gar nicht mehr umkehren müsste. So wohl habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Die wärmenden Strahlen der Sonne, der blaue Himmel, die weiten Felder...herrlich. Keine Menschenseele soweit das Auge reicht. Nur hin und wieder sieht man einen Hasen über die Felder hoppeln, oder Rehe, die in der Wiese grasen. Ich gehe noch ein Stückchen weiter und schon tut sich auf dem schmalen Kiesweg, den ich mittlerweile schon so oft entlang gelaufen bin, die gewohnte Kreuzung auf. Wie oft ich schon hier gestanden bin und einmal nach links und dann wieder nach rechts geblickt habe. Bisher habe ich immer den rechten Weg genommen, denn von diesem weiß ich, dass er wieder zurück zu meinem Zuhause führt, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich schon immer lieber den linken Weg genommen. Ich weiß nicht warum das so ist. Vielleicht, weil dieser Weg von Zuhause wegführt. Ins Nichts. In die Freiheit.
Nach meinem Spaziergang, der übrigens etwas mehr als zwei Stunden gedauert hat, habe ich es mir daheim noch gemütlich gemacht. Ich habe meine Hausaufgaben erledigt, ein bisschen Musik gehört und mit dem ein oder anderen Freund telefoniert. Der Tag ist sehr langsam vergangen. Zu guter Letzt habe ich etwas gegessen, wiedermal eine Kapsel genommen und jetzt liege ich schon wieder in meinem Bett. Es ist neun Uhr. Genau wie gestern. Ich grübele noch etwas nach. Ob man mit 16 schon seine Midlifecrisis erleben kann? Ach, Schwachsinn! Vielleicht hilft es mir etwas, wenn ich jeden Tag spazieren gehe. Heute habe ich mich dabei wirklich lebendig gefühlt und so gut wie schon lange nicht mehr. Außerdem vermeidet etwas Bewegung, dass ich zu viel zunehme. Immerhin sind meine Essgewohnheiten momentan wirklich ziemlich weit von der Norm abgewichen...ich sollte nicht so viel nachdenken...sonst kann ich gar nicht schlafen...hoffentlich schlafe ich...diesmal...besser...
"Wo...wo bin ich hier? Ich bin noch total verschlafen...was soll das Ganze? Dieser Ort, ich kenne diesen Ort. Oder etwa doch nicht? Diese Stimme...wieso ist sie so vertraut? Was ist das alles hier? Nein...ich will noch nicht gehen...nicht..."
"Jessica! Jessica! Wach schon auf, Jessica! Du kommst noch zu spät zur Schule!"
"Schule...was?" Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf und bin sofort wieder putzmunter. Verschlafen? Ich? Das kann doch gar nicht sein!
"Komm schon, steh auf du Schlafmütze! Wir müssen bald los." Jane lächelt mich freundlich wie immer an, als ob es ihr gar nichts ausmachen würde, dass ich verschlafen habe. Aber so ist sie eben. Immer offen und herzlich. In jeder Situation. Ganz anders als ihre reizende Tochter, die mit verschränkten Armen und genervter Miene hinter ihr in meinem Zimmer steht.
Jetzt ist beeilen angesagt. Zähne putzen, Haare machen, in die Kleidung schlüpfen, wie soll ich das alles in den 5 Minuten, die mir noch verbleiben, schaffen? Aber mir bleibt sowieso nichts anderes übrig. Also beeile ich mich eben so, wie ich es noch nie zuvor getan habe. Wenn da nicht auch noch dieser Hunger wäre...egal, ich schnappe mir noch zwei Semmeln aus der Küche bevor ich gehe und stopfe diese schnell in meinen Rucksack, damit ich wenigstens für die Pausen etwas zu essen habe. Noch geschwind in die Schuhe geschlüpft und schon stürme ich aus der Haustüre
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