Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
Ich kann doch nicht ernsthaft schon wieder verschlafen haben! Na prima, das erste Gesicht, das ich heute sehe, ist Alicia. Was für ein toller Start in den Tag. Sie sieht wütend aus. "Beeil dich gefälligst! Wir warten unten im Wagen auf dich. Wehe du kommst zu spät!" Und mit diesen Worten schießt sie schon wieder aus meinem Zimmer. Also dann, das ganze Theater nochmal von vorne. Fertigmachen im Eiltempo. So ein Mist. Jetzt habe ich wieder keine Zeit zum Frühstücken. So kann das wirklich nicht weitergehen.
Auf dem Weg zur Schule wäre ich beinahe eingeschlafen und jetzt sitze ich hier im langweiligsten Unterricht, den es nur geben kann. Nebenbei muss ich immer an meinen Traum denken. Das war nicht das erste Mal, dass ich so etwas Merkwürdiges geträumt habe. Was hat das alles nur zu bedeuten?
"Na, nicht gut geschlafen?" Ein Blick in Jakes Augen genügt und ich bin wieder putzmunter. Nett von ihm, dass er nachfragt.
Ich bemühe mich um ein Lächeln: "Das kannst du laut sagen. Ich schlafe in letzter Zeit generell nicht mehr so gut. Der Arzt hat gesagt es seien Migräne." Da fällt mir gerade ein, dass ich vergessen habe meine Tabletten zu nehmen. Komischerweise ist das Kopfweh ganz von allein verschwunden. Sind es vielleicht doch keine Migräne?
Jake schüttelt den Kopf: "Okay, eines kannst du mir glauben, wenn ein Arzt zu dir sagt, du hättest Migräne, dann nur weil ihm nichts anderes einfällt."
Ich frage nach: "Aha, und was macht dich da so sicher?"
"Ich spreche aus eigener Erfahrung." Ich hätte gerne nachgefragt, aber meinem Geschichtelehrer ist unser Getratsche durchaus aufgefallen und er bittet uns, das zu unterlassen. Dazu fällt mir nur eins ein: wenn Blicke töten könnten. Dann wäre ich sicher schon längst hinüber, denn so wie mich meine Klassenkameradinnen in diesem Moment ansehen, möchte ich gar nicht wissen, was die gerade von mir halten. Also beschließe ich für den Rest des Unterrichts einmal den Mund zu halten. Zu meiner eigenen Sicherheit versteht sich.
Die ersten drei Stunden waren die pure Langeweile. Hätte mich Jake zwischendurch nicht unterhalten, wäre ich sicherlich eingeschlafen. Jetzt ist wenigstens Pause und ich kann endlich was essen. Wenn mein Magen noch mehr zu knurren beginnt, glaubt man noch glatt ein Bär sitzt in der Klasse. So, mal sehen, was ich diesmal so mithabe...ah da ist es ja. Na toll, zwei Semmeln. Ich habe schon ganz vergessen, dass ich heute Morgen wieder nur Zeit hatte, mir zwei trockene Semmeln einzupacken. In letzter Zeit hasse ich alles, was nicht mit Fleisch zu tun hat. Ich könnte vermutlich ein ganzes Steak in Sekundenschnelle verdrücken, ohne dass ich nur irgendeine Beilage bräuchte, aber nun widme ich mich lieber meinen Semmeln. Morgen muss ich mir unbedingt wieder etwas Ordentliches einpacken.
Hier draußen ist die Luft herrlich. Der Spaziergang war eine gute Entscheidung. Man merkt langsam, dass die Tage kürzer werden und auch die Temperaturen sinken immer mehr, aber da noch immer die Sonne scheint, hält man es noch gut draußen aus. Ich bin auch nicht mehr so müde wie vorhin, aber trotzdem werde ich heute wieder früh ins Bett gehen. Das Einzige, das mir etwas Angst macht, ist die Tatsache, dass ich immer schlechter schlafe oder besser gesagt träume. Normal fühlt sich die ganze Sache jedenfalls nicht an. Die Träume sind so unscharf und verschwommen. Sie fühlen sich an wie Erinnerungen, die tief in mir schlummern, ich aber schon vor langer Zeit vergessen habe.
So, da ist schon wieder die vertraute Kreuzung. Also, ab nach rechts. Langsam wird es doch etwas kühl hier draußen.
"Träume ich etwa schon wieder?" Diesmal ist etwas anders. Ich kann gar nichts sehen. Alles ist schwarz. Was sind das bloß für Schreie? Oh Mann, das klingt ja grässlich! Hört sich nach einer Schlacht an. Dieses Knurren, sind das Hunde?
Plötzlich ist es wieder ganz still. Ich glaube langsam sehe ich wieder etwas. Eine verschwommene Silhouette. Wer ist das bloß? Ich kann fast gar nichts erkennen.
"So mein Schatz, hab keine Angst. Hier bist du sicher. Ich muss gehen. Wenn sie mich verfolgen, werden sie dich mit Sicherheit finden. Es tut mir leid, dass ich dir keine Mutter sein kann. Ich wünschte, ich würde dich groß werden sehen. Alles Glück der Welt sei mit dir meine kleine Jessica..."
"Nein...geh nicht...das kannst du doch nicht machen...geh nicht...nein!" Ach du meine Güte! Ich bin völlig außer Atem. Ist noch alles dran an mir? Das war
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