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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Thukydides in den Mund legst, was Herodot sagte, wie in deinem Bändchen über die Kunst, eine Bibliothek aufzubauen, wo es in jeder dritten Zeile ein falsches Zitat gibt, und wo du sogar falsch zitierst, wenn du von Tassoni abschreibst, den du sehr ungeschickt für deine erbärmlichen Schriften über Politik |244| ausgeschlachtet hast, in denen du zu beweisen versucht hast, dass die Franzosen besser sind als die Italiener, um Richelieu und seiner Académie française den Arsch zu lecken, nun, dann vergebe ich dir sämtliche Dummheiten, die du so daherredest, weil du nicht weißt, was du sagst.«
    »Ich weiß nicht, was ich sage?«, kreischte Naudé. »Vielleicht will ich es nicht zeigen, wenn ich in Gesellschaft bin – nicht in deiner natürlich, sondern in der von ernsthaften Personen, die sich nicht andauernd selbst beweihräuchern, wie du es an allen Höfen tust, wo du betteln gehst. Wie liest man beim Ekklesiastes:
coram rege tuo noli videre sapiens
, zeige dich vor deinem König nicht wissend, wie Salomon sagte. Sonst machst du die jämmerliche Figur des Grammatikers Phormion, der …«
    »Phormion war kein Grammatiker, sondern ein Peripatetiker«, unterbrach ihn Schoppe, die Augen zum Himmel gewandt.
    »Die jämmerliche Figur des Peripatetikers Phormion, meinte ich«, fuhr Naudé erbleichend fort, »als er sich vor dem großen Feldherrn Hannibal mit einer Rede über die Kunst der Kriegsführung brüstete und von diesem ausgelacht wurde.«
    »Genau das meinte ich ja: Phormion glaubte, den Weisen spielen zu müssen, stattdessen gab er nur einen Narren ab«, stichelte Schoppe.
    »Varro,
Menippische Satiren
«, gab Naudé zurück, der das versteckte Zitat in Schoppes Worten erkannt hatte. Doch dann übertrieb er und redete sich um Kopf und Kragen:
    »Du, verehrungswürdiger Schoppe, ziehst durch Europa, um dich so lächerlich zu machen wie Diognotus, der Alexander dem Großen selbsterfundene irrwitzige Kriegsmaschinen vorstellte, um als großer Konstrukteur und Architekt zu gelten.«
    »Diognotus gab es nicht, mein Teurer«, grinste Schoppe. »Du verwechselst ihn mit Diognetus von Rhodos, der Alexander dem Großen jedoch keine Maschinen zeigte, sondern die Kriegsmaschinen des Demetrios Poliorketes durch künstlich angelegte Sümpfe aufhielt, und er hat nur insofern mit Alexander zu tun, als er den Berg Athos in eine Kolossalstatue von Alexander verwandeln wollte.«
    »Das war doch genau das, was ich sagen wollte!«, nuschelte der nunmehr auf ganzer Linie geschlagene Naudé verlegen, um dann doch noch einmal anzugreifen: »Wie auch immer, da du womöglich vorhast, den Petronius von Philos Ptetès, so wir ihn denn je finden, herauszugeben, |245| müsstest du erst das, was ich soeben über dich enthüllte, mit schlagenden Argumenten widerlegen. Und damit meine ich etwas Besseres als jene Zeugnisse zweifelhafter Herkunft, die du auf Schritt und Tritt hervorziehst und sogar alle in einem Band veröffentlicht hast, wie zum Beispiel mehrere Promotionsbescheinigungen an die Adresse derer, die dich einen Ignoranten nennen, Führungszeugnisse, um deinen Strafregisterauszug zu widerlegen und zuletzt die Urkunden deiner adeligen Abstammung, um auch jene zum Schweigen bringen, die hässliche Geschichten über dich erzählen, zum Beispiel, dass dein Vater Totengräber war und den Toten die Füße absägte, wenn sie nicht in die Grube passten.«
    Das war zu viel. Nach dem Florett kam nun der Säbel an die Reihe. Schoppe versetzte dem Tisch einen fürchterlichen Faustschlag.
    »Gabriel Naudé, ich verbiete dir, noch mehr Lügengeschichten zu verbreiten, die derart haarsträubend sind, dass sie deinen ohnehin schon angeschlagenen Ruf ruinieren könnten!«
    »Angeschlagen ist hier nur dein Ruf. Du hast den armen Scaliger mit deinen verleumderischen Schmähschriften gegen ihn umgebracht, nur damit du berühmt wirst!«
    »Du verwechselt mich mit diesem Gauner Galileo«, sagte Schoppe. »Er hat sich vom Heiligen Offizium verurteilen lassen, um endlich berühmt zu werden und seine Bücher verkaufen zu können, die derweil im Lager des Verlegers schon ihrem einzig wahren Zweck dienten, nämlich von Tausenden niedlicher Mäuse zernagt zu werden.«
    »Wenn du die Handschriften von Philos Ptetès herausgibst, werden die Mäuse auch zu dir kommen, dann hast du trotz deines Misserfolgs wenigstens etwas zu essen.«
    »Lieber im eigenen Haus Mäuse essen, als sich in Mazarins Haus zu prostituieren. Und was die Ausgabe von Philos Ptetès

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