Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
Vom Netzwerk:
»ja, ob das Sparta des Lykurg, so wie es beschrieben wird, glaubwürdig sei. Also sage ich Euch: Wir haben heute dieses freundliche Mädchen kennengelernt, das uns die Ordnung in ihrer Stadt erklärt hat. Ist sie nicht dieselbe wie in Sparta? Aufteilung der Güter zu gleichen Teilen, eiserne Regeln für die Beziehungen zwischen den Bürgern, gemeinsames Essen in großen Mensen, wer sich nicht anpasst, wird verbannt, und so weiter. |240| Haben wir hier nicht die lebende, konkrete Verwirklichung von Gesetzen wie diejenigen des Lykurg? Und da wollt ihr noch mehr Beweise?«
    Schoppes Einwand überraschte uns, und keiner wusste dem etwas zu entgegnen. Du, lieber Atto, unterbrachst das Schweigen:
    »Verzeiht, Monsire Schoppe, Eure Überlegung ist wahrhaftig äußerst triftig. Ich habe jedoch noch eine andere Frage. Wenn auch nur einige dieser Gesetze wirklich existierten, warum haben die Spartaner sie akzeptiert? Konnten sie nicht aufbegehren? Und könnten nicht auch die Bewohner von Nusquama oder Gorgona, oder wie immer es heißen mag, sich wehren?«
    Schoppe hatte nicht einmal Zeit zu antworten, Hardouin kam ihm zuvor:
    »Ihr habt vollkommen recht, mein Freund.« Er stand vom Tisch auf und legte dir eine Hand auf die Schulter, um sich dann an das gelehrte Publikum aus den betrunkenen und trübsinnig gewordenen Naudé, Schoppe und Guyetus zu wenden: »Lykurg oder nicht Lykurg – welch höchste Raserei und teuflische Macht hat den Geist der Spartaner oder der Bewohner dieser Insel so infiziert, dass sie diese Gesetze eines Geisteskranken akzeptieren konnten?«
    Hardouin fixierte seine drei Reisegefährten in Erwartung einer Antwort. Aus der Verlegenheit rettete sie ein gewaltiges Donnergrollen: Ein Gewitter war über uns hereingebrochen. Erst in diesem Moment gewahrten wir die wütenden Sturmböen und blendenden Blitze. Inzwischen waren auch der Spieß kahl, die Katzen und Hühnchen verspeist, der Wein geleert und die Mägen erneut ans Joch des Verlangens gespannt.
    »Wer hat dieses Papier mit dem Petronius?«, fragte Guyetus, erregt aufspringend.
    »Ich habe es«, sagte ich.

DIALOG
    Oder richtiger: ein erbitterter Streit zwischen Schoppe und Naudé.
    »Als Bibliothekar bin ich vielleicht besser geeignet, dieses kostbare Stück Papier zu verwahren«, meinte Naudé.
    |241| »Hört den großen Literaten!«, krächzte Schoppe.
    »Lieber Caspar, die Männer, die versucht haben, mich in der Kunst der Schaffung einer Bibliothek zu übertreffen, sind Legion, aber sie krankten alle an Dilettantismus. Possevinus, Justus Lipsius, Crucimanius, Giulio Camillo – jeder hat das Seine gesagt, aber es waren immer abstruse oder unrealisierbare Ideen. Der ideale Bibliothekar«, schloss Naudé mit einem selbstzufriedenen Lächeln, »wird, wie auch der ideale König oder der Dichter übrigens, nicht jedes Jahr geboren.«
    »Was für ein Dünkel. Du bist ja nicht einmal promoviert!«, erwiderte Schoppe.
    »Ich habe einen Doktortitel in Medizin«, gab Naudé säuerlich zurück.
    »Ja, aber ohne Abschlussexamen, und nur weil du den echten Promovierten eine Abschiedsrede gehalten hast, den Paracost, wie nennt ihr das noch gleich in Paris …«
    »Es heißt der Paranimf«, zischte Naudé. »Und es ist wahrhaftig nur etwas für Auserwählte. Nicht zufällig hat der große Leone Allacci mich zu seinem Mitarbeiter bei der Ausgabe des Neoplatonikers Salustios gemacht und bei seinem Lobgedicht auf Fortunius Licetus. Ganz zu schweigen von seiner Biographie des Lagalla. Und ich selbst habe die Werkausgabe von Matteo Valli betreut.«
    »Quisquilien«, schäumte Schoppe gnadenlos.
    »Ich werde dir zwei Exemplare aus Paris schicken, eins für deinen Freund, wenn du einen hast«, stichelte Naudé, auf die Feindschaft zwischen Schoppe und allen Literaten anspielend.
    »Danke, ich warte lieber auf die zweite Ausgabe, wenn es überhaupt eine geben wird«, schlug der Verehrungswürdige geistesgegenwärtig zurück.
    »Außerdem habe ich Ausgaben von Baldus Baldus, Paolo Zacchia, Leonardo Aretino, Agostino Nifo und die Briefe der Cassandra Fidelis besorgt«, prahlte Naudé.
    »Ja, weil du dich empfehlen lässt von deinen ungläubigen Freunden, den Du Puy, von denen einer sogar Kartäuserprior in Rom ist.«
    »Man sollte die Menschen nicht nach ihren Freundschaften beurteilen. Judas verkehrte mit untadeligen Personen«, höhnte Malagigi, den der Streit anregte.
    »Erbärmlich blamiert hast du dich, Gabriel«, fuhr Schoppe unbeirrt fort, »als du in die

Weitere Kostenlose Bücher