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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Schädel ein.« Als Mustafa wieder mit den Schultern zuckte, sah ich, wie das Blut Kemal in die Augen schoss und sein Gesicht puterrot wurde. Er packte den Kameraden am Kragen, schlug ihm drei-, viermal mit dem Handrücken ins Gesicht und warf ihn zu Boden, wo er ihm einen Tritt gab.
    »Dieses Vieh muss noch gehorchen lernen. Eines Tages bring ich ihn um«, erklärte er uns, die wir die Szene staunend beobachtet hatten.
    Ohne viel Federlesens bedienten wir uns vom Wein des Mädchens, der erst die Mägen und dann die Gemüter wärmte. Schließlich fühlten |266| wir uns alle besser. Nur Naudé klagte schon seit einiger Zeit über Schmerzen in der Brust, er hustete und nieste. Ich riet ihm, oben im Schlafzimmer nach einer Decke zu suchen, die er sich über die Schultern legen konnte, was er zu seinem großen Nutzen tat. Draußen tobte ein fürchterliches Unwetter, die Sturmböen peitschten das Haus und ließen seine Balken ächzen. In diesem engen Zufluchtsort hockend, erschien uns die von dem Mädchen beschriebene Stadt wieder wie eine unerreichbare Traumvision. Doch gemeinsam um einen Tisch zu sitzen machte wenigstens ein bisschen Mut und ließ uns hoffen, dass wir dieses vom Wind gebeutelte Häuschen am nächsten Morgen würden verlassen können.
    »Wann das Mädchen wohl zurückkommt?«, fragte Barbello ein wenig beunruhigt, während er den letzten Tropfen Wein austrank.
    »Unsere Freundin mag ja vom Inselleben abgehärtet sein«, bemerktest du, »aber es ist doch seltsam, dass sie bei diesem Sturm so lange draußen bleibt.«
    »Sie sollte sich dieser Kälte nicht aussetzen, sondern in ihrem Häuschen bleiben, wo ich schon wüsste, wie ich sie aufwärmen muss«, dröhnte Caspar Schoppe mit einem lüsternen Lächeln. »Wer viel reist, kennt viele Weiber.«
    Trotz seines würdevollen Alters spielte der verehrungswürdige Schoppe sich gerne als erfahrener Liebhaber auf, doch bei dieser Prahlerei blinzelten sich alle verständnisinnig zu.
    Endlich wurden die Kaninchen serviert, die wegen der provisorischen Bedingungen, unter denen man gekocht hatte, ein wenig verkohlt, aber sehr schmackhaft waren.
    Ein ohrenbetäubender, sehr naher Donner ließ alle zusammenzucken. Es klang, als hätte wenige Schritte vom Haus entfernt eine Kanone geschossen.
    »Heiliger Himmel, was für ein Schreck!«, stammelte Barbello weiß wie ein Laken.
    »Schreck? Auf dem Meer darf man sich nicht erschrecken lassen, haha«, lachte der Korsar.
    »Willst du uns erzählen, dass ihr Abtrünnigen nichts fürchtet?«, fragte Schoppe säuerlich.
    »Oh, Furcht haben wir, und wie«, räumte der Statthalter von Ali Ferrarese ein. »Wir fürchten Gott zum Beispiel. Aber Angst ist auf See verboten. Der Kapitän Enrichi, ein äußerst tüchtiger Korsar, begann seine |267| Laufbahn, indem er einen venezianischen Kaufmann, dessen Schiff, eine schöne Fleute, beladen mit Weizen, er gekapert hatte, bei lebendigem Leib verbrannte und all seine Männer tötete. Auch er starb in den Flammen. Die Venezianer fesselten ihn an ein großes Ruder, das sie in Brand gesetzt hatten, und auch seine Männer wurden alle getötet, gepfählt, um genau zu sein. Enrichi ahnte, dass ihm dieses Ende beschieden war, doch er hatte niemals Angst, wenn er Schiffe enterte.«
    Um auf keinen Fall zu zeigen, dass wir von dieser Erzählung beeindruckt waren, nahm ein jeder sein Glas in die Hand und tat einen letzten Schluck.
    »Wer auf See Angst hat, der verliert«, fuhr Kemal ungerührt fort. »Darum muss man sich einen Namen geben, der den Feind erschreckt, wie der Hinkende, Luzifer und der Schrecken des Teufels es getan haben. Oder der berühmte Christenverbrenner, der gerade in diesen Tagen auf dem Toskanischen Meer kreuzt, und denkt ja nicht, ich erfinde das.«
    »Nein, das würden wir uns niemals erlauben«, sagte der Verehrungswürdige ironisch, doch die anderen pflichteten ihm nicht bei, denn die Erzählungen des Statthalters hatten sie beunruhigt.
    »Auf dem Meer begegnet man Leuten wie Karagöz«, berichtete der Abtrünnige weiter, »einen Dominikanerpater aus Venedig, der in den Dienst Allahs und des großen Süleyman übergewechselt war. Eines Nachts, es war wenige Tage vor der großen Schlacht bei Lepanto, malte Karagöz seine zweiundzwanzig Galeeren schwarz an, um sich heimlich dem Hafen von Igoumenitsa nähern zu können, wo die christliche Flotte vor Anker lag. Er wollte die Kraft des Gegners einschätzen können, darum verkleidete er sich als Fischer und stieg auf die

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